Kurzgeschichten von verschiedenen Autoren

Wettbewerb

Sie sah auf  die große Uhr. Noch 15 Minuten bis die Bilder fertig sein müssen. Ihr Blick fiel runter auf das noch immer weiße Blatt Papier.

Schon seit über einer Stunde starrte sie auf das Weiß. Doch zum Thema Freundschaft wollte ihr einfach nichts einfallen. Keine einzige Idee schwirrte in ihrem Kopf herum. Es war eine gähnende Leere.

Von diesem Wettbewerb hing ihre ganze Zukunft ab. Wenn sie ihn gewann, würde sie ein Stipendium bei einen der besten Kunsthochschulen des Landes bekommen.

Die Minuten schienen immer langsamer zu werden. Es kam ihr vor als sei eine weitere Stunde vorbei, der Blick auf die Uhr verriet ihr aber, dass nur eine Minute vergangen ist.

Vor lauter Aufregung fing sie an zu schwitzen. Um sich nicht zu blamieren, musste sie zumindest irgendetwas malen. Also nahm sie endlich den Pinsel in die Hand und tunkte ihn in die Farbe.

Jetzt musste sie ihrer Intuition vertrauen und hoffen, dass diese sie richtig leiten wird.

Immer wieder strich sie mit dem Pinsel über das Papier und tunkte ihn wieder in die Farbe. Pinselstrich, Farbe, Pinselstrich, ...

Es klingelte. Die Zeut war rum. Unzufrieden ließ sie ihren Pinsel sinken. Ihre Ansicht nach, hatte sie das Thema völlig verfehlt.

Die Jury fing an durch die Reihen zu gehen, hielt bei jedem an, tuschelten, machten sich Notizen. Ungeduldig wartete sie, bis die Jury ihr Bild betrachtete. Als sie bei ihr ankamen hielt sie die Luft an. Immer wieder tuschelten sie und machten sich Notizen.

Nach einer halben Ewigkeit ging die Jury weiter und sie konnte wieder aufatmen. Dennoch hing ihre Zukunft am seidenem Faden und wenn sie die anderen Bilder mit ihrem verglich, konnte sie eigentlich schon gehen.

Alle hatten das Thema Freundschaft gut umgesetzt. Nur sie nicht. Sie spürten, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten und versuchte diese wegzublinzeln.

Mittlerweile stand die Jury vorne und verkündete den dritten und den zweiten Platz. Ihr Name wurde nicht genannt. Es fiel ihr immer schwerer, den Tränen nicht freien Lauf zu gewähren und sich ihrem Schicksal zu ergeben.

Plötzlich wurde ihr Name ausgesporchen. Erster Platz. Schockiert blickte sie die Jury an. Wie konnte das sein? Sie war doch so schlecht gewesen, im Vergleich zu den anderen.

---- Kurzgeschichtenschreiberin tallkristin ----