P.O.V. Josie
Ich lag gemütlich auf dem Sofa mit einer Packung Chips und wartete auf den Anruf von Eve.
Sie rief mich immer an, das war unser Ritual. Kaum betrat einer von uns beiden seine Wohnung, rief er den anderen an.
Abwartend blickte ich von dem Fernseher immer wieder zur Uhr. Im Fernseher kämpften gerade zehn Frauen um einen Mann.
Pff, auf sowas würde ich mich niemals einlassen. Wie tief muss eine Frau gesunken sein, dass sie bei so etwas mitmacht?
Ich dachte wieder an Eve und zum erneuten Male bereute ich meine Entscheidung nicht, das gleiche Gebiet wie sie gewählt zu haben.
Bisher wussten wir absolut alles von einander und nun musste sie Geheimnisse vor mir haben.
Trotzdem war meine Arbeit sterbenslangweilig. Wirtschaftskriminalität war so einschläfernd wie es klang. Im Endeffekt war es immer dasselbe und jeder Tag war gleich.
Aufgrund dessen, traf ich bereits vor ein paar Tagen eine Entscheidung, die ich Eve morgen mitteilen möchte.
Grinsend dachte ich an ihren Gesichtsausdruck, wenn ich sie damit überraschen würde.
Um mich von der Vorfreude abzulenken, blickte ich wieder in den Fernseher. Ich zog eine Augenbraue hoch, als ich sah, wie hinterlistig eine Frau über die andere bei dem Bachelor sprach.
Frauen sollten zusammenhalten und nicht gegeneinander arbeiten. Eve und ich waren hier immer der gleichen Meinung.
Ich dachte zurück an die Situation mit den KO-Tropfen und Eves Reaktion. Ich kannte sie bereits solange ich denken kann.
Eve war meistens schüchtern und zurückhaltend, einfach das komplette Gegenteil von mir, außer wenn etwas nicht rechtmäßig war. Dann kämpfte sie für das Recht, überwand ihre Schüchternheit und kämpfte mit allen Mitteln, die sie hatte.
Ich bewunderte sie und musste zugegeben, dass ihre Arbeit ihr wirklich gut tat. Sie blühte regelrecht in ihrem Selbstbewusstsein auf.
Aus den Gedanken gerissen, griff ich zu meinem klingelnden Handy. Endlich.
„Hi Eve, das hat aber lange gedauert. Es war wohl doch schöner als gedacht", plapperte ich direkt los und wartete auf ihre Antwort.
„Hallo Josie, hier ist Josh, nicht Eve", hörte ich eine tiefe knirschende Stimme durch das Handy, während mir alle Gesichtszüge entglitten, als er weitersprach.
„Hör mal zu. Eve liegt im Krankenhaus und ist noch nicht bei Bewusstsein."
Noch nicht?!
„Sollen wir dich abholen? Wir wollten uns gerade auf den Weg dorthin machen", erneut drang seine Stimme durch den Hörer, während es mir vor Schreck die Sprache verschlug.
„Josie? Ava, ich hör sie nicht mehr, kannst du nicht mit ihr reden?"
Er hörte sich sichtlich überfordert an und in jeder anderen Situation würde ich laut loslachen. In jeder außer jetzt, deshalb schwieg ich weiter.
Ich hörte wie es am anderen Ende raschelte und somit das Handy weitergegeben wurde.
„Hallo Josie, hier ist Ava. Ich hätte mich gefreut dich anders kennenzulernen, aber...aber... Eve.. sie... blass...leblos...getragen...Krankenhaus...", brachte sie zwischen Schluchzern heraus.
Man merkte direkt, dass sie am Anfang versuche stark zu klingen, was ihr am Ende nicht mehr gelang.
Immer noch unfähig zu reden, hörte ich abermals eine andere Stimme sprechen:
„Das ist doch zwecklos. Hi Josie, hier ist Marc, wir haben von Eve das Handy und somit auch deine Adresse. Wir holen dich in fünf Minuten ab."
Danach legte er ohne ein weiteres Wort zu äußern auf und ich hörte nur noch ein kurzes Tuten. Ich blendete das Geschrei des Fernsehers aus und stand mechanisch vom Sofa auf.
Die ganzen Tränen, die mir unaufhörlich die Wangen runterliefen, erschwerten mir die Sicht, während ich zu meiner Garderobe stolperte.
Wie konnte das sein? Sie war doch nur aus.
Obwohl Marc fünf Minuten sagte, hörte ich es bereits kurz danach draußen Hupen. Langsam schlüpfte ich in meine Jacke, zog die Schuhe an und schnappte mir Schlüssel und Geldbeutel.
Ich sah vor mir einen großen schwarzen SUV mit verdunkelten Scheiben. Die hintere Tür wurde geöffnet und zum Vorschein kam eine blonde Schönheit. Sie zog mich direkt zu sich und schloss hinter mir die Tür. Kurz darauf fand ich mich auf dem mittleren Sitz der Rückband wieder. Eine weitere Hand legte sich auf meine Schulter, während ich seine braunen Augen suchte. Er blickte mich bemitleidend an, was mein Schluchzen immer schlimmer werden lies.
„Man Josh, manchmal bist du echt dumm wie Brot," mit diesen Worten nahm mich Ava in die Arme, während ich bei ihrer Aussage leicht grinsen musste.
Ich räusperte mich und versuchte stark zu klingen.
„K..Kann...m..mir jemand sagen, was passiert ist?" ich blickte verzweifelnd um mich herum, während mir bedrückte Mienen klar machten, dass es etwas schlimmes gewesen sein musste.
Vorne räusperte sich der Fahrer.
„So genau wissen wir das leider nicht. Sie wollte nur kurz zur Toilette und kam dann aber Ewigkeiten nicht zurück. Ava machte sich auf den Weg, um nach ihr zu schauen, als sie schnell wiederkam und mit großen Augen meinte, dass die Tür zu den Toiletten abgesperrt war. Als wir uns gerade auf den Weg nach draußen machen wollten, um sie dort zu suchen, ertönte ein lauter Schrei als die Tür zu den Toiletten von ihnen mit einem Tritt aus den Angeln gekickt wurde. Die Tür fiel mit einem lauten Scheppern zu Boden, sodass es mucksmäuschenstill war. Selbst die Musik hörte auf. Ein Mann trat heraus mit einer schlaffen Eve auf dem Arm. Zuerst dachten wir, sie würde eventuell schlafen, aber als wir immer näher auf sie zukamen verschwand diese Hoffnung."
Während seiner Erzählung versuchte ich so stumm wie möglich zu bleiben, während mir die Tränen immer noch über die Wangen liefen, als gäbe es kein Ende.
„Sie war so blass", unterbrach ihn Ava.
„Und habt ihr ihre Handgelenke gesehen?", gab Josh knurrend von sich.
Irritiert blickte ich ihn an:
„Was war mit ihren Handgelenken?", wollte ich von ihm wissen.
Der letzte Mann in der Runde räusperte sich und zog somit alle Blicke auf sich:
„Ihre Handgelenke waren rot und mit blauen Flecken übersäht. Es sah so aus, als hätte jemand diese sehr fest zugedrückt."
Ich schloss die Augen und wollte, dass es aufhört.
Marc fing erneut an zu sprechen:
„Jedenfalls, als der erste Schreck sich gelegt hatte, ging es ganz schnell und Michael rief direkt den Notruf." Er deutete dabei auf den Mann auf dem Beifahrersitz.
„Der Mann, der sie raustrug, war einer von der Security und wartete bis der Rettungswagen eintraf und legte sie danach auf die Liege. Er erzählte dem Sanitäter, dass er sie wiederbelebte und danach als sie wieder Puls hatte, er die Tür eintrat, um raus zu kommen.
Danach ging alles sehr schnell, die Geräte fingen an zu piepen und der Sanitäter rannte zur Fahrerseite des Wagens. Er teilte uns schnell die Adresse mit und weg war er. Kurz daraufhin hat sich Josh dann angerufen und nun sind wir hier."
Nickend blickte ich zu ihm und versuchte die Wörter zu verstehen, die er eben von sich gegeben hatte.
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Objeción | Einspruch, Euer Ehren!
RomanceGerechtigkeit ist seltener als sie sollte! Justiz in den falschen Händen. Verhandlungen verjähren. Mit Verzweiflung und Motivation, geprägt vom Leben, kämpft sich Eve buchstäblich durch das Rechtssystem und darüber hinaus. Auch wenn es scheint, al...