3. Kapitel - Kobayashi-Maru

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Mittlerweile waren schon volle drei Jahre vergangen. Jim und ich waren in der Akademie aufgenommen worden. Während Jim sich mit Leonard, oder Pille, wie er ihn immer nannte,  angefreundet hatte, fand ich gute Freundinnen in Nyota Uhura und Sarah Johnson, meiner Zimmergenossin.

Ich lag gerade auf der Wiese vor dem Hauptgebäude der Akademie und blätterte wahllos durch ein Medizinbuch. Grundlegendes musste ich nicht mehr lernen, aber es gab genügend Krankheiten und deren Behandlungsmethoden im Weltraum, die man hier auf der Erde nicht antraf, und die ich zu büffeln hatte. Dexter lümmelte sich neben mir auf der Wiese. Er sprang auf und rannte bellend auf Jim zu, als dieser mit Leonard auf mich zukam. Jim fing den Hund mit einem Grinsen ab. Seufzend setzte ich mich auf und musterte die beiden, als sie auf mich zukamen. Sie trugen wie ich die rote Kadettenuniform. Und beide sahen darin verboten gut aus. Während ich das bei Jim für selbstverständlich empfand, da er ja so etwas wie mein kleiner Bruder war und der kleine Bruder für die grosse Schwester immer gut aussehen würde, war das bei Leonard etwas anderes.
Wir beide waren nie sonderlich warm miteinander geworden. Wir akzeptierten uns gezwungenermassen, weil wir beide sehr viel von Jim hielten und mit ihm befreundet waren. Trotz der charakterlichen Unterschiede, musste ich doch immer wieder aufs Neue feststellen, dass der Arzt durchaus sehr gut aussah. Natürlich würde ich ihn aber nie wissen lassen, dass ich so über ihn dachte.

"Jim!", begrüsste ich die beiden. Also, ich begrüsste Jim, Leonard liess ich wie so oft aussen vor. Dieser verdrehte nur die Augen über mein Verhalten. "Wieso grinst du denn so?"

Er kniete sich neben mich. Dexter wuselte ihm immer noch um die Beine herum. "Ich wiederhole den Test."

Ich runzelte die Stirn. "Welcher Test?"

"Den Kobayashi-Maru."

Ich öffnete überrascht den Mund, doch im ersten Moment wollte mir kein Wort über die Lippen kommen. "Aber... aber den hast du doch schon zweimal verhauen!"

Er grinste. "Ja. Aller guten Dinge sind drei", meinte er und schlug mir fast schon brüderlich auf die Schulter. Ich grunzte nur, als ich etwas nach vorne fiel und mich mit einer Hand im Gras aufstützen musste.

"Aber Jim, das ist doch Unsinn!", war das einzige, was ich dazu sagen konnte.

Er grinste verwegen.

Mit einem Satz sprang ich auf meine Beine. "Warte!", schrie ich schon fast und packte meinen Freund bei seinen Schultern und zog ihn auf die Füsse um ihn zu schütteln. "Du heckst doch was aus! Ich sehe es in deinen Augen! Sag schon!" Verärgert stemmte ich meine Hände in die Hüfte.

Jim zog nur eine Augenbraue hoch. Eine lästige Angewohnheit, die er von Pille übernommen hatte. "Du bist nicht meine Mutter, führ dich also nicht so auf."

Ich stöhnte und warf die Hände in die Luft. "Tut mir leid", entschuldigte ich mich für mein Verhalten, drohte ihm aber nun doch sehr mütterlich mit einem Finger. "Du heckst aber was aus, das weiss ich!"

Er grinste nur, schlug mir und Pille einmal kurz auf die Schulter und ging seines Weges.

Ich sah etwas verloren auf der Suche nach Hilfe zu Leonard, der mich nur nachdenklich musterte. "Was?", fragte ich ihn forsch, als er nichts sage.

Der Mann  zog eine Augenbraue hoch und musterte mich eindringlich. Ich mochte diesen Blick von ihm nicht. Ich verlor mich zu oft in seinen dunklen Augen und fragte mich, an was er wohl dachte. Verärgert runzelte ich die Stirn. "Du führst dich wirklich oft wie seine Mutter auf", hielt der Doktor fest.

Ich verschrenkte die Arme vor der Brust. "Das tu ich ganz sicher nicht", erwiderte ich schnippisch.

Pille fing an zu grinsen. "Oh doch, und das weisst du auch."

Sternenliebe - Eine Leonard McCoy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt