Große Pause

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Tim hatte seine Hand wieder auf meinem Oberschenkel. Jetzt sah ich auch seine Beule. Was war da gerade passiert?
Als ich es noch nicht einmal wirklich realisiert hatte, läutete auch schon die Glocke.

Große Pause.
Weil wir am ersten Schultag nur drei Stunden hatten, wurde diese vorgezogen.
Alle verließen den Klassenraum. Ehe ich mich versah hatte Lea mich auch schon zu sich gezogen.
„Bitte was war das grad?", fragte sie.
„Oida nicht so laut, was wenn das jemand hört?", sagte ich zurück.
„Ok. Lass uns nach draußen gehen!"
Wir betraten den Pausenhof und suchten uns die so ziemlich abgelegenste Ecke.
„Hast du Feuer?", fragte sie mich. Ich gab ihr mein Feuerzeug und sie machte sich eine Zigarette an. Dass sie raucht, war für mich nie ein Problem. Anders als ich eben nicht nur auf Partys sondern auch so.

„Okay wenn du auf Typen stehst, dann hab ich kein Problem damit aber das? Ein Handjob? Vor der ganzen Klasse? Weißt du eigentlich was für Scheiße du da machst? Warum hast du mir nichts erzählt? Wir haben uns immer alles erzählt", fing sie mit ihren Fragen an.
„Lea, chill, Ich kann dir alles erklären. Beruhig dich mal.",versuchte ich mich recht zu fertigen. Ich erzählte ihr also die ganze Geschichte von Anfang an bis zum Ende.
„Ok, dass du auf Männer stehst, konnte ich mir schon denken, ich mein du hast nie von irgendwelchen Mädchen oder sonstigem erzählt. Und wenn die anderen homophobe Witze gemacht haben hast du nie etwas gesagt. Aber Dating-Apps? Also dass du gleich so durchstartest hätt auch ich nicht gedacht", meinte sie.
„Es war ja auch nie geplant, dass ich ihn wirklich treffe, das alles kam so unerwartet. Und ich mein versuch dich doch mal zu widersetzten, da könntest selbst du nicht widerstehen", entgegnete ich.
„Oh doch, und wie", antwortete sie und zwinkerte mir dabei zu.

„Jake, ich steh auf Mädchen", verkündete sie.
Warte was? Plottwist! Okay, das hätte ich nicht erwartet. Aber rückblickend betrachtet machte es auch bei ihr irgendwie sinn.

„Jetzt sind wir wohl quitt!", lachte ich, während wir uns langsam wieder zurück auf den Weg Richtung Schulgebäude machten.
„Aber ernsthaft, hat man irgendetwas mitbekommen?", wollte ich mich noch einmal versichern. „Nein, wenn man nicht direkt hingesehen hat, dann nicht. Auch wenn die Kraus teilweise komische Gesichtsausdrücke gemacht hat, aber das tut sie glaub ich einfach so", antwortete sie mir. Naja, wenigstens etwas.

Auf der anderen Seite des Schulhofs sah ich Tim stehen. Er sah mich an.
Die Glocke läutete wieder und langsam konnte man sehen, wie sich der Pausenhof leerte. Lea war wieder glücklich und damit war mir ein riesen Stein vom Herzen gefallen. Die letzte Stunde verlief ganz nach Plan ohne irgendwelcher Auffälligkeiten.
Klar gabs da noch Tim, aber auch noch Lea und Julian, die die ganze Zeit mit mir redeten und mich davon ablenkten, ständig an ihn denken zu müssen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war die Stunde dann auch wieder aus und wir konnten nachhause gehen.

Neue Nachricht: Mama:
Hi Jake, ich hab heute auf der Arbeit wieder bisschen länger
Musst dir deine Hefte leider selber kaufen. Bis Später

Also fuhren Lea und ich in die Stadt. Auf der Hinfahrt reden wir so viel wie schon lange nicht mehr und machten uns über alles mögliche Gedanken. Lea erzählte mir über ihren Kurztrip nach London und ich ihr so ziemlich alles, was in meinen Ferien passiert war. Viel war es Ja nicht.
„Und, wie haben sie reagiert?", fragte sie schließlich. Damit meinte sie wohl mein Outing.
„Jaa, es war halt voll komisch. Ich glaub sie waren mindestens genau so überfordert wie ich. Ich mein es gab nichts irgendwie negatives oder so, aber es war einfach so komisch, ihnen es nach all der Zeit, in der ich mir schon so lange sicher war, tatsächlich zu sagen. Aber sie haben sich nachher sogar bedankt, dass ich es ihnen erzählt habe. Ich mein es hätte besser laufen können, aber auch schlechter. Nochmal machen würd ich's zwar nicht machen, aber es war voll die Erleichterung", begann ich zu erzählen.

Im Geschäft angekommen, fingen wir mit den Heften an. 9 A4 Hefte und drei Mappen. Wir teilten uns auf, um mehrere Sachen gleichzeitig zu bekommen. Also durchkämmte ich die Regale selber. Dreimal dürft ihr raten, wen ich da sah.

Tim stand genau in der Mitte der Schreibwarenabteilung und sah mich an. Diesmal ging ich auf ihn zu. Er zog mich in die Nische zwischen den Regalwänden und der Wand und sah mich einfach nur an. „Was willst du von mir?", fragte ich ihn. „Ich will dich!", sagte er mit einem hämischen Grinsen im Gesicht. Mit seiner rechten Hand nahm er meinen Hals und zog mich zu sich hin. Auch du Scheiße. Langsam berührten seine Lippen meine. Er begann mich leidenschaftlich zu küssen. Und ja, er war gut. Er war richtig gut. Er machte weiter. Seine Hand hatte er immer noch an meinem Hals und begann mich zu würgen. Es war heiß. Tims andere hand ließ er unter mein T-Shirt gleiten. Mit seinen Küssen bewegte er sich über meinen Hals immer weiter hinunter in Richtung meines Kragens. Ich konnte immer noch nicht wirklich fassen, dass er mich gerade küsste. Seine linke Hand bewegte sich immer weiter in Richtung meiner Hose.

Plötzlich hörten wir, wie eine ganze Menge Hefte auf den Boden fielen.
„Jake, was machst du da?", fragte eine mir bekannte Stimme.

Erschrocken zog Tim seine Hand aus meiner Hose und sprang einen Schritt zurück.

SWIPE (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt