„Jake, was machst du da?!", fragte Lea mit erhobener Stimme.
Wir sahen uns erschrocken an. Tim zog schnell seine Hand aus meiner Hose. Er sah aus als hätte er einen Geist gesehen.„Lea, das ist Tim. Tim, das ist meine beste Freundin Lea. Schade, dass ihr euch auf diese Weise kennenlernt, aber gut", fuhr ich fort, um die Situation etwas zu entspannen.
„Ich glaub ich geh dan besser", meinte Tim und wandte sich von uns ab. „Oh nein, du bleibst! Befehle gibst du ja so gern, wie ich das bis jetzt so mitbekommen hab!", mischte sich Lea ein und stellte sich ihm in den Weg. „Ihr beide habt mir jetzt so einiges zu erklären! Aber nicht hier, lasst uns wo anders hingehen", fuhr sie fort. Wir sammelten also die Ganzen Hefte auf und machten uns auf den Weg zur Kassa. „Tim, brauchst du nicht vielleicht auch irgendwas für die Schule, oder schreibst du dieses Jahr, wie heute, alles auf deiner Hand mit?", zischte sie ihn an. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Lea fand das hingegen gar nicht so lustig. „Ich geb dir 5 fucking Minuten!", meinte sie. Oh ja, sie war sauer, und wie. „Tim, komm mit ich helf dir", meinte ich zu ihm und wir gingen zwei Gänge weiter.„Was war das denn jetzt?", fragte mich Tim. „Wenn Lea sauer ist, dann ist sie auch wirklich sauer. Aber da müssen wir jetzt halt durch"; erklärte ich ihm. „Wir?" „Ja wir! Du hast dich ja dazu entschieden mit mir in dem Laden hier rumzumachen!", argumentierte ich weiter. Nach ein paar Minuten hatten wir auch schon alles zusammen und gingen zu den Kassen. „Keine Sorge, ich bezahl das. Das ist das mindeste, was ich jetzt tun kann bei dem was passiert ist und noch passieren wird. Wie wenn das alles nicht schon unangenehm genug wäre. Für dich und für mich", sagte ich großzügiger Weise, denn ich konnte aus seinen Gesichtsausdrücken herauslesen, dass sogar ihm diese Situation alles andere als angenehm war.
Mit drei Taschen voller Zeug verließen wir also das Geschäft und gingen ein wenig die Straße hinab. Mittlerweile war es dämmrig geworden. An einer kleinen, abgelegenen Straßenecke, ungefähr 200 Meter neben dem Bahnhof, blieben wir stehen. Es gab genau eine Bank, die da wahrscheinlich auch schon gute 50 Jahre stand.
„So, und jetzt erzählt mir alles, ich will die ganze Geschichte kennen", sagte Lea, während sie sich eine Zigarette ansteckte. „Mag sonst noch wer eine?", fragte sie in die Runde. Ich nahm eine. Das letzte Mal war bei mir schon lange her gewesen und nach der ganzen Aufregung konnte ich ein bisschen Nikotin gut gebrauchen. Zu meiner Verwunderung lehnte Tim ab.
„Wir kennen uns seit Gestern ...", begann ich zu erzählen. Ich fuhr mit jedem einzelnen Detail fort, dass mir einfiel. Auch wenn es für keinen von uns cool war, Lea war ich das schuldig.
„Aha", gab sie von sich, als ich mit meinen Erzählungen fertig war. Mann sie konnte manchmal echt unausstehlich sein. „Der Punkt is nur. Julian hat euch gesehen", erklärte sie.
Was ?! Als ich das gehört hatte musste ich auf einmal stark husten, das letzte Mal war bei mir ja wirklich schon eine Weile her gewesen, aber ich war geschockt. Julian !?„Er war vorher auch Schulsachen kaufen. Und er war im gleichen Gang wie ihr. Ich hab zwar gleich ein Gespräch angefangen und versucht ihn abzulenken, aber ich glaube er hat trotzdem etwas mitbekommen. Und er sah alles andere als glücklich aus. Also ich glaube du, oder von mir aus auch ihr beide, solltet das regeln", riet sie uns. „Ja klar, an dem führt eh nichts vorbei", gab ich zur Antwort. „Okay ich muss jetzt nachhause, es ist schon spät und ich muss heute das Abendessen machen. Wenn ihr's auf der Bank da noch treiben wollt dann nur zu, ich wär nur vorsichtig, mir nichts einzufangen, weil da wärt ihr nicht die ersten, aber haltet mich da raus!", sie drehte sich um und marschiert in schnellem Schritt von uns weg.
Ich dämpfte meinen Zigarettenstummel an den Holzplanken der Parkbank aus und warf ihn in den daneben stehenden Mülleimer. „Gut, das wird wohl noch etwas länger dauern", meinte ich zu Tim. „Fährst du mit dem Bus oder gehst du zu Fuß fragte ich ihn anschließend. Von der Innenstadt zu meinem Haus waren es nämlich nur ein paar Minuten.
Tim begleitete mich nachhause. Wir redeten kein einziges Wort. Bei mir zuhause angekommen, umarmte er mich kurz und blieb dann am Gartentor stehen. Irgendwann machte auch er sich dann auch auf den Weg nachhause und verschwand in der Dunkelheit.„Na, alles besorgt?", fragte mich meine Mutter, als ich bei der Tür herein kam. „Ja, klar, sogar noch mehr als das", sagte ich und verschwand gleich in mein Zimmer. „Möchtest du heute nichts zu Abend essen?", fragte sie mich weiter. „Nein danke, wir haben in der Stadt was gegessen", entgegnete ich von den Stiegen aus.
Nach ungefähr einer halben Stunde läutete mein Handy, es war Tim: „Hi Jake, ich bins. Das tut mir alles so leid wegen heute und wegen deinem Freund... und dass Lea dann so angefressen auf dich war, wollt ich nicht. Ehrlich.."
Wow waren das gerade echte Emotionen? Von Tim?
„Hey, alles OK. Das mit Julian war blöd, aber das kriegen wir schon wieder hin. Und Lea wird sich schon wieder abregen, bei ihr dauert das nur manchmal ein bisschen länger. Und schließlich hab ich dich ja zurückgeküsst", versuchte ich ihn zu beruhigen. Er war gerade ernsthaft besorgt. „Aber unseren ersten Kuss hätte ich mir schon etwas spektakulärer vorgestellt, als in einem Schulwaren Geschäft zwischen irgendwelchen Regalen, um ehrlich zu sein", lachte ich. „Stimmt, den müssen wir unbedingt nochmal nachholen, aber diesmal richtig", sagte er mit erleichterter Stimme. Ich konnte hören, dass es ihm wieder besser ging. „Also mach dir keinen Kopf, das wird schon... Aber ich geh jetzt Schlafen, damit ich morgen halbwegs aus dem Bett komm. Gute Nacht, hab dich Lieb", sagte ich. „Ich dich auch!", ertönte es aus meinem Handylautsprecher. Dann legte ich auf.Ich schrieb noch ein bisschen mit Lea. Ich konnte die Situation wieder ein bisschen entspannen und sie erzählte mir sogar noch etwas von ihrem neuen Crush Courtney. Aber ich war froh, dass die dicke Luft zwischen uns ein bisschen dünner geworden war. Danach zog ich mir meine Sachen aus und Schlief ein.
Was für ein ereignisreicher erster Schultag.

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SWIPE (boyxboy)
RomansaAus Langeweile am letzten Ferientag lädt dich der 16 Jake zum ersten Mal in seinem Leben eine Dating-App herunter.