Prolog

22 1 0
                                    

Yang stand am Fenster. Sein Blick fiel in die weite Ferne die sich vor dem riesigen Anwesen erstreckte.
Er lebte alleine hier, im Umkreis von 15 Kilometern erstreckten sich nur Seen, Wälder und Sümpfe.

Kein Menschliches Wesen hatte je den Fuss in sein Territorium gesetzt. Und trotzdem, er sehnte sich nach etwas Gesellschaft. Immer nur alleine zu sein, das ermüdete.

Es regnete, wie so oft an einem Sonntag. Man sollte denken, dass an einem solchen Tag öfters die Sonne scheinen sollte. Doch dieser Regen verbreitete Angst und Schrecken, er überbracht die Botschaft, dass bald wieder das pure Grauen herrschen würde.

Yang lächelte, als er die immer düster werdenden Wolken näher kommen sah.
"Yin mag es wohl so am liebsten." Er seufzte und nahm einen Schluck von seinem Tee, der in der zwischenzeit kalt geworden war.

"Alles wird gut" sagte er zu sich selbst und strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. "Die muss ich auch mal wieder schneiden" seine Fingerspitzen fuhren wie von selbst über die Kopfhaut und tasteten nach etwas.

Da waren sie, seitlich am Kopf, über den Ohren. Die kleinen Knubbel die immer grösser wurden. Yang strich sanft darüber. Diese Dinger waren tickende Zeitbomben, und sie wuchsen rasant.

Spitz und dunkelblau wurden sie immer grösser, direkt hinter seinen eigendlichen Hörnern. "Autsch" er zog die Hand refflexartig zurück. Seine Fingerkuppe blutete. Ohne zu zögern steckte er den Finger in den Mund.

Der ekelhafte Geschmack des Blutes breitete sich auf seiner Zunge aus.
Es ist wohl bald so weit
"Wie ungeschickt," murmelte Yang "Schneide mich an meinen eigenen Hörnern."

Nach einem weiteren Schluck Tee verliess der junge Mann den Raum. Seine weissen Gewänder flatterten im Winde seines schnellen Schrittes und ein sanftes Rauschen ging durch die sonst so beissende Stille der Gänge des Anwesends.

Eine schwarze Katze kam ihm entgegen. "Du spührst ihn schon, was?"
Yang nahm sie auf den Arm und ging mit ihr in sein Schlafgemach.

Es war leer hier. Nebst dem grossen Bett in der Mitte des Raumes waren hier bloss einige Schränke und ein kleiner Tisch, an dem zwei Stühle standen. Wofür der zweite war? Das wusste noch nicht einmal Yang selbst.

Es musste eine Ewigkeit her sein, seit der das letzte mal mit jemandem gesprochen hatte. Hatte er überhaupt schon jemals mit jemandem gesprochen? Doch, einmal, ein einziges Mal war da etwas. Doch er erinnerte sich nicht.

Er setzte die Katze auf dem Bett ab und öffnete den Schrank. Darin befand sich genau ein einziges Gewand. Die Mieze sprang vom Bett. "Miau" und schmiegte sich an den Stoff.

"Seltsame Wesen" Murmelte Yang und nahm das Blau-Schwarze Gewand heraus. "Ich mag die Dunkelheit nicht, und dennoch gibt es euch, die die dunkelheit beinahe anzuziehen scheint." Die Katze antwortete nur mit einem Kurzen "brrr" und sprang wieder aufs Bett zurück, wo sie es sich dann auch gemütlich machte.

Yang schmunzelte nur, legte sein Gewand ab und schaute in den Spiegel. "Ganz schön mager." merkte er an und fuhr sich über die Hüften. Kein bisschen Fett war an seinem Körper zu sehen. Wann hatte er überhaupt das letzte mal etwas gegessen? Geschweige denn Hunger gehabt? Wie so oft erinnerte er sich nicht daran.

Er schlüpfte in das andere Gewand und befestigte alle nötigen Utensilien. Die Silbernen Schulterplatten waren spitz und er musste aufpassen sich nicht daran zu schneiden. An den Seiten hatte er dunkelblaue Rüstungsteile und eine Schärpe mit demselben gezackten Muster wie auf dem Gürtel.

Zuletzt band er noch die silberne Schürze fest und liess sich dann aufs Bett fallen. Er mochte diese Kleidung nicht, es war nicht seine eigene. Sie erinnerte ihn an ein Kriegsgewand, so wie er es in Büchern gelesen hatte.

Draussen wurde es immer finsterer und von einer Sekunde auf die andere war es stockdunkel. Die Katze sprang mit einem freudigen "Miaaaau"auf.
Yang blickte nur zur Decke empor.

Eben jene Finsternis war es die sich so schneidend in seinen Gedanken festgebissen hatte. Wie würde er sie wieder loswerden? Als er so nachdachte verschwammen seine Gedanken immer mehr, bevor es dann endgültig schwarz wurde und sein Bewusstsein dahin schwand...

༺꧁⫷⇜↟❋↞☯️↠❋↟⇝⫸꧂༻

The eternal being YinYangWhere stories live. Discover now