An den Knochen haftete kaum noch Geruchsspuren. Nachtfluss beschnupperte sie genaustens, aber konnte keinen der alten bekannten Gerüche wahrnehmen. Sie prüfte jeden Knochen und am Ende jeden Halm der auf der Lichtung war um auszuschließen, dass es ihr Clan war der hier lag.
Kurz bevor Nachtfluss die Lichtung verließ, fand sie einen winzigen Fellfetzen. Er roch nach Clan, nach ihrem Clan!
Ihr stockte der Atem bis sie erkannte, dass es auf der Seite hing die Weg vom verbrannten Wald führte. Sie versuchte ihr Herz zu beruhigen "Hatte doch jemand das hier überlebt? Oder ist das hier garnicht mein Clan der hier liegt?" In ihr keimte neue Hoffnung, die durch den nächsten Gedanken gleich wieder zerstört wurde. "Oder stammt das von dem Kampf in dem sie alle starben?"
Nachtfluss sah zum Himmel und beschloss "Es bringt nichts hier zu spekulieren, ich muss weiter suchen!"
Sie tappte zurück zu ihrem Bau und legte in eine Ecke das Fellbüschel ab. Nachtfluss wollte es behalten, um nie den Geruch ihres Clans zu vergessen.
Als sie abends von der Jagd wieder kam, hatte das Fellstück die ganze Höhle mit seinem Duft erfüllt. Nachtfluss musste direkt unbewusst schnurren. Aber als sie realisierte, dass sie schon den Geruch ihres Clans fast vergessen hatte, wurde sie traurig. Sie ließ sich neben dem Fellfetzen nieder und legte den Kopf auf ihre Pfoten. Dabei sah die Wand an als wäre ihr ganzer Clan dort versammelt und ihrem Herz gab es einen Stich. Sie vermisste ihn so sehr.
In den kommenden Tagen passierte nichts außergewöhnliches. Es spielte sich bei Nachtfluss ein fester Tagesablauf ein. Morgens ging sie früh zum Jagen, Mittags döste sie vor der Höhle, Nachmittags untersuchte sie die Gegend nach möglichen Feinden oder Anzeichen auf ihren Clan. Zum Abend hin blieb sie in der Höhle und schmiegte sich an das Fellstück, um nie wieder den Geruch zu verlieren.
So vergingen einige Monde, zu mindestens kam es ihr so vor. Zum Himmel hatte sie seid längerem nicht mehr aufgesehen. Sie hoffte so nie die toten Krieger ihres Clans wieder sehen zu müssen.
An einem sonnigen Morgen lag eine ungewohnte Anspannung in der Luft. Nachtfluss dachte sich nichts weiter dabei und ging los zum jagen. Sie fing eine winzige Maus. Der Schmerz im Hinterbein war so gut wie verschwunden und Sie spürte nur selten die noch heilende Wunde.
Sie brachte die Maus zurück zu ihrem Bau und vergrub sie dort bevor sie erneut los zog. Dieses mal zog sie recht weit weg vom Bau. In der Hoffnung weiter weg mehr Beute machen zu können. Aber ihr strömte nur ein sehr widerwärtiger, aber auch bekannter Geruch entgegen. Ihr Fell sträubte sich sofort und ihre Blicke flogen von Gebüsch zu Gebüsch. Nachtfluss suchte die nähere Umgebung ab, aber bis auf den Gestank fand sie kein weiteres Anzeichen.
Sie wollte sich gerade zum Heimweg abwenden, als sie ein verräterisches Knacken hinter sich hörte. Sie drehte sich um und sah ein großen Kater aus dem Unterholz treten. Sein eines Auge war zu geschwollen und sah nicht gesund aus. Es war der gleiche Kater den sie vor ein paar Tagen vertrieben hatte, da war sich Nachtfluss sicher.
Sie bohrte die Krallen tief in die Erde um nicht unbewusst zurück zu weichen. Dann rief Nachtfluss dem Kater entgegen "Hast du nicht schon vom letzten mal genug gehabt? "
Der Kater knurrte und stürzte ohne weitere Vorwarnung auf Nachtfluss zu. Nachtfluss sprang auf einen umgestürzten Baumstamm und der Kater sprang direkt hinter Nachtfluss her und rieß ein Stück von der Rinde unter ihren Pfoten weg. Nachtfluss kam dabei ins straucheln und stürzte vom Baumstamm. Bevor sie sich aufrappeln konnte spürte sie schon die Krallen des Katers in ihrem Fell. Sie bohrte sich tief in ihr Fell und der Schmerz durchzog Nachtfluss als das Fell zu reißen begann. Sie heulte auf und fuhr dem Kater mit den Krallen über die Schulter, aber der Kater ließ Nachtfluss nicht los. Der Blick des Katers war fest auf Nachtfluss gerichtet und sein Blick verriet ihr nur, dass er sie nun töten wollte und vorher nicht aufgeben würde.
Sie drehte sich auf den Rücken und stemmte mit voller Kraft ihre Hinterläufe in den Bauch ihres Gegners. Der Kater fiel keuchend um und schnappte nach Luft. Nachtfluss nutze den Moment sprang auf und dem Kater direkt an. Dieser taumelte immer noch. Die scharfen Krallen fuhren über das Gesicht den Katers. Als er zur Besinnung kam schnappte er nach ihr und versuchte ihr Fell ab zu reißen. Nachtfluss versuchte erneut ihm das zweite Auge zu zerkratzen, aber sobald sie in die Nähe seines Gesichts kam, schnappte er nach ihr und rieß an ihr als wäre sie ein Stück Beute. Als der Kater sie erneut am Fell packte schleuderte er sie gegen dem nächst besten Baum. Nachtfluss spürte dabei, dass die Kraft und die Ausdauer des Katers besser war als ihre. Wenn es so weiter gehen würde, würde ihr bald die Kraft ausgehen und sie wäre völlig machtlos. "Er bewegt sich kaum und spart Kraft. Ich dagegen verbrauche meine Kräfte zu stark, aber wenn ich jetzt aufhöre wird er mich direkt in Stücke reißen. Darauf wird er setzen mit so einem kranken Auge! Wie kann ich ihn nur besiegen?"
Ihre Überlegungen hatten sie nicht merken lassen, dass der Kater schon wieder auf sie zu kam. Sie schüttelte den Kopf um ihre Gedanken zu klären und schon stand der Kater über ihr mit messerscharfen Zähnen.
Nachtfluss zitterte und glaubte es sei um sie geschehen. Als plötzlich ein anderes Tier den Kater von Nachtfluss stieß. Nachtfluss schnappte nach Luft und sprintete los. Sie rannte um ihr Leben. Ihre Ohren waren erfüllt von dem Rauschen ihres Blutes. Ihr Schlug das Herz bis zum Hals. Die Pfoten blieben nicht stehen. Nur irgendwann wurden sie etwas langsamer. Nachtfluss schnappte nach Luft und jeder Atemzug schien ihr die Lunge zu zerreißen.
Nach einigen Momenten Begriff sie das sie sehr weit gelaufen war. Ihr Körper zitterte immer noch vor Anspannung und Angst. Was hatte den Kater für einen Augenblick abgelenkt? War das oder der Unbekannte auch nur auf den tot aus? Sollte sie zurück kehren und nach sehen? "Oder soll ich das alles hinter mir lassen?"
Das Zittern ließ nach. Nachtfluss musste einfach nachsehen was geschehen ist, nachdem sie geflohen war. Aber sie konnte auch nicht einfach so dahin laufen. Was wenn der Kater noch da war, der ihr nach ihrem Leben tachtetet.
Einige Überlegungen später entschied sie sich über die Baumwipfel in die Nähe zu gelangen. "Da oben wird dieser fette Flohsack mich nie erwischen!"
Nachtfluss versuchte den ersten Baum rauf zu klettern aber rutschte immer wieder runter, die Rinde broch unter ihren Krallen weg. Erst beim fünften Baum schaffte es Nachtfluss die ersten dickeren Äste zu erreichen. Ihre Krallen bohrten sich tief in das recht weiche Holz und sie konnte sich trotz der Verletzungen gut fortbewegen in den Baumwipfeln. Sie sprang fast wie ein Eichhörnchen von Ast zu Ast, bis sie zu der Lichtung kam wo der Kampf stattgefunden hatte.
Überall klebte Blut. Das Wesen und der Kater hatten anscheind noch länger und härter gekämpft. Plötzlich raschelte es im Gebüsch unter ihr und ein blutverschmiertes Fell kam zum vorscheinen. Es war der große Kater, er stieß ein Siegesgeheul aus und fauchte immer noch blutdurstig nach Nachtfluss's Blut.
Nachtfluss wartet keinen weiteren Moment ab. Sie sprang über die Bäume zurück und so weit weg, wie es nur ging, von der ihr nun doch schon wieder so vertraut gewordenen Umgebung.
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Nachtfluss's Reise
FanfictionDies ist eine Geschichte einer junge Kätzin auf ihrer Reise in eine neues aufregendes Leben. Welches auch große Gefahren bürgen könnte und vielleicht auch die wahre Liebe! Viel Spaß!