Kapitel 2. Alleine

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Nachtfluss hob ihre Schnauze aus dem frischen Grün und sah sich um. Hier war nichts mehr von dem verheerenden Feuer zu sehen. Überall spross junges Gras und wenige Beutespuren lagen in der Luft. Nachtfluss spitze die Ohren und in der Ferne hörte sie ein leises und stetiges Plätschern. Sie folgte dem Plätschern und stieß nach kurzer Zeit auf einen winzigen Bachlauf. Der Bach schien schon wieder rein von dem ganzen Ruß zu sein. Er lief klar über ein Kieselbett.

Nachtfluss folgte dem Bach laufabwärts bis dieser etwas tiefer wurde. An einer flachen Einstiegstelle tappte Nachtfluss ins Wasser und ließ sich das Wasser um die wunden Pfoten spülen. Sie senkte ihren Kopf zur Wasseroberfläche und ließ sich dann das Maul voll klarem Wasser laufen.

Es schmeckte köstlich klar und kühl. Dies war ganz anders als das was Nachtfluss in die den letzten Wochen getrunken hatte. Sie hatte aus verdreckten Wasserläufen und kleinen schmutzigen Pfützen getrunken. In der ersten Zeit hatte ihr der Geschmack das trinken versagt, aber mit jedem mal wo sie diesen Geschmack auf der Zunge spürte wurde es ihr immer gleichgültiger. Sie hatte überleben müssen, sie hatte ihr altes Territorium finden müssen, in der Hoffnung ihre Kameraden dort zu finden. Aber die Suche blieb vergebens.

Dieser Gedanke wurde ihr mit jeden Schluck des frischen Wasser immer bewusster. Sie war nun eine Einzelläuferin. Sie hatte niemanden auf den sie beschützen konnte und niemanden der auf sie acht gab. Vor  ihrem inneren Auge blitzen Bilder des Clans auf. Junge die fröhlich durchs Lager jagten. Schüler die sich versuchten  vor ihren Pflichten zu drücken. Älteste die immer was zum merken fanden und Krieger die den Clan beschützen. Aber ein Krieger ging ihr ganz besonders nicht aus dem Sinn. Nachtfluss hatte gehofft wenigstens ihn noch einmal wieder zutreffen.

Diese Hoffnung war nun in ganz weite Ferne gerückt. Nachtfluss zweifelte an allem an was sie während ihrer Reise geglaubt hatte.

Nachtfluss kam aus dem Wasser und schüttelte sich das Wasser aus dem Fell. Dann suchte sie sich einen Unterschlupf für die nächste Nacht.

Nicht weit vom Bachlauf entfernt fand sie einen umgestürzten Baum, dessen Wurzeln eine kleine Höhle bildete. Die Höhle war nicht groß aber für sie alleine würde es reichen.  Nachtfluss stopfte die Löcher mit etwas altem Laub aus das sie fand. Als sie die Höhle etwas ausgepolstert hatte legte sich Nachtfluss hinein. Sie legte ihren Kopf auf ihre Pfoten und sah hinaus.

Als es dunkel wurde schlief Nachtfluss ein. Ihr Schlaf war wild, vor ihrem Augen blitzen immer wieder die gleichen Bilder auf.  Die Bilder von ihrem Clan.

Nach der unruhigen Nacht war Nachtfluss früh hoch sie saß vor der Höhle und lauschte dem rauschen der Bäume. Irgendwann machte sie sich auf auf der Suche nach Beute. Sie schlich durch das Unterholz, dabei kamen ihre Schritte ihr viel viel leiser vor als noch in dem verbrannten Wald. Sie schlich sich mühelos an eine Maus heran, die unbekümmert ein paar Samen fraß. Nachtfluss stürzte sich auf die Maus und tötete sie mit einem kurzen Biss.  Die Maus war saftig und es war mehr an ihr dran als vorher gedacht.

Kurz darauf erlegte sie noch eine Maus die Nachtfluss aber mit zu der Höhle nahm. Nachtfluss vergrub die Maus in der Nähe des Höhleneinganges. Sie sah zum Bach hinüber und dachte "Hier gibt es so viel Beute, obwohl es so nah an dem verbrannten Wald liegt. Und die Beute verhält sich als hätten sie noch nie eine Katze gesehen. " Nachtfluss wurde traurig. Sie legte sich hin und hing ihren Gedanken nach.

So strichen mehrere Tage ins Land. Nachtfluss verbrachte die Tag nur mit gelegentlichem Jagen und sonst lag sie in ihrem Unterschlupf.

Nachtfluss's ReiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt