Poetry

F E T T

Ich war sieben Jahre alt, als ich mich das erste Mal unsicher wegen meines Gewichts fühlte, es sollte natürlich nicht das letzte Mal gewesen sein. Tatsächlich war der Moment im Matheunterricht, in dem ich mein Gewicht für eine Berechnung benutzen musste, nur der Anfang all der unsicheren Momente, die man hat, wenn man als dickes Mädchen seine Kindheit verbringt.

Ich wurde elf Jahre alt, und da war klar, dass ich einfach nicht aussah wie der Rest meiner Klasse oder wie all die Mädchen im Fernsehen. Ich kannte niemanden, der so aussah wie ich. Also muss irgendwas mit mir nicht stimmen, oder? Ich habe einfach zu viel Platz in dieser Welt eingenommen, zumindest sagten das die Jungs neben mir in der Klasse. Und sie haben sich über die Größe meiner Lieblingsklamotten lustig gemacht, das hat mir natürlich gereicht, diese Klamotten zu hassen, weil es zum Symbol geworden ist, dass mein Aussehen ekelhaft ist, ich dick bin, und jeder wollte es mir sagen. Als ob ich die letzten 12 Jahre meines Lebens nicht damit verbracht hätte, in den Spiegel zu schauen und nach einer Sache zu suchen, die ich an mir mag. Ich meine, wie könnte ich? Ich verbringe meinen ganzen Tag umgeben von Leuten, die mich wegen meines Gewichts hassen, umgeben von Leuten, die Instagram-Kommentare über das Mädchen geschrieben haben, das sie „Miss Piggy" oder „Fetti Kim" nannten, ein Mädchen, von dem sie sagten, dass es niemand jemals mögen würde und niemand sie jemals ansehen wollen würde, weil niemand in der Nähe einer ekelhaften und hässlichen Platzverschwendung sein wollte.

Weißt du, was das Mädchen getan hat? Sie fing an, zu hungern. Dreizehn Jahre alt, ich esse kaum, wickle jeden Tag meinen Bauch mit engen Tüchern ein, bevor ich zur Schule gehe, denn sich schön zu fühlen, bedeutete, weniger dick zu sein. Ich war vierzehn Jahre alt, als ich eine Essstörung entwickelte und alles tat, um den Schmerz zu betäuben, der aus keinem anderen Grund als ich selbst zu sein entstand, und aus irgendeinem Grund verdiente ich es, bestraft zu werden. Wir leben in einer Welt, die dir sagt, dass du deinen Bauch platt machen sollst. Eine, die Welt, die statt die Jungs anzubrüllen, die sich im Schwimmunterricht über mich lustig machten, mir sagte, ich solle anders aussehen. Eine Welt, in der ich nur in Filmen den dicken lustigen Freund spielen konnte. Eine Person, die nur für einen Witz da ist, denn das ist alles, was ich bin, ein Witz, richtig?

Ich war sechzehn Jahre alt, als mir klar wurde, dass ich diesem dicken Mädchen helfen sollte. Ich war sechzehn Jahre alt, als mir klar wurde, dass es nicht fair ist, dass sie nach den Regeln und Maßstäben anderer lebt. Ich war sechzehn Jahre alt, als mir klar wurde, dass ich nicht mein Körper bin, ich bin mehr als meine Dehnungsstreifen, ich bin mehr als mein Doppelkinn, ich bin mehr als eine Reflexion auf einem Spiegel und ich bin mehr als eine Nummer auf einer Waage. Also war es an der Zeit, mich zu lieben.

Ich war siebzehn Jahre alt, als ich Body-Positive wurde. Es war an der Zeit, die Haut, in der ich mich befinde, öffentlich zu lieben, es war an der Zeit, all die Jahre ohne Selbstliebe zurückzuerobern. Es war meine Zeit, das Wort Fett zurückzuerobern. Ein Wort, das mich bisher nur verletzt hat. Fett ist ein Wort, das meinen Körper beschreibt. Ich habe Dehnungsstreifen, ein Doppelkinn, meine Oberschenkel rollen über das Stuhlende. Mein Bauch rollt über meinen Gürtel, wenn ich sitze. Ich bin groß und diese Welt ist klein, aber verdammt noch mal, diese Welt muss lernen, Platz zu schaffen. Ich bin dick und ich bin schön und wenn ich diese Worte in einem Satz lese, fühlt es sich einfach gut an. Denn zum ersten Mal in meinem Leben meine ich es ernst. Ich bin schön, ich bin dick, ich bin neunzehn Jahre alt und ich werde meinen Körper nicht länger verstecken. Fett ist keine Beleidigung, es ist nichts Negatives.

Aber dieses siebenjährige Mädchen, das in ihrem Matheunterricht Angst hat, hat etwas Besseres verdient. Dieses elfjährige Mädchen, dem gesagt wird, dass sie zu viel Platz verbraucht, hat etwas Besseres verdient. Dieses dreizehnjährige Mädchen, das alles versucht hat, um dünn auszusehen, hat etwas Besseres verdient. Und dieses vierzehnjährige Mädchen mit einer Essstörung hat etwas Besseres verdient.

Fett, mein Körper ist kein Problem, das Wort Fett ist kein Problem. Das Problem ist, dass jeder erwartet, dass es ein Problem ist.