My hardest rise

Kapitel 19

Mein Herz rutscht mir in die Hose und mein Mund klappt auf, wieso das denn?

Die anderen sind ebenfalls leicht überrascht, nur Liv lacht und schiebt mich von hinten, um mich aus meiner Starre zu holen. Kyle scheint nicht begeistert und brummt:„ Dein Ernst? Du weißt, dass sie die Leichteste ist und ich sie sofort gewählt hätte." Erst jetzt fällt mir auf, dass es naheliegend gewesen wäre, wenn Kyle mich gewählt hätte. Wir sind zusammen aufgewachsen, wem sollte er mehr vertrauen als mir? Yuna grinst nur und zuckt die Achseln: „Selbst Schuld, wenn du so ein Gentleman bist." Sie reicht mir einen Helm und ich nehme ihn nervös an. Kyle fängt sich schnell wieder und wählt grinsend Liv aus, die sofort jubelnd zu ihm läuft. Mit dieser Entscheidung ist sogar Ashley ausnahmsweise zufrieden, was uns andere zum Lachen bringt. „Bevor ich nochmal da drauf steige, lege ich mich freiwillig in den Dreck", kommentiert sie unsere Blicke und ausnahmsweise lacht sie über sich selbst. Vielleicht gibt es ja doch noch eine kleine Chance, dass sie in diese Gruppe hineinpassen könnte. Yuna legt ihren Helm weg und reicht mir die Augenbinde: „Hilfst du mir?" Ich nicke und setze mich hinter sie, um ihr dann die Binde anzulegen. Bevor ich anfangen kann, dreht sie sich nochmal zu mir und sieht mir in die Augen. „Ich vertraue auf dich, Red Russian. Ich glaube, wir sind ein gutes Team", sagt sie und hält mir ihre Hand hin. Ich lächele leicht, nicke und erwidere ihren Handschlag fest. Sie grinst leicht und dreht sich dann, damit ich die Augenbinde anlegen kann. Die Anderen testen, ob Kyle und Yuna noch etwas sehen können und entfernen sich dann von der Strecke. Ich mache es mir hinter Yuna bequem und lege meine Arme sanft um ihre Hüfte. Ich habe noch keinen wirklichen Plan, wie ich das Rennen überleben soll, aber Yunas ruhige Art hilft mir. Liv sieht zu mir herüber und grinst breit: „Nimm dich in Acht, Kleines." In mir macht sich Vorfreude breit und ich spüre deutlich, dass ich mich gerade wohler fühle als in den letzten Tagen. Ich bin gerade Teil der Gruppe und das nicht nur aus Mitleid oder weil mein Bruder dabei ist. Yuna hat mich gewählt und selbst wenn es nur daran lag, dass sie meinen Bruder schwächen wollte, ist es trotzdem ein Kompliment für mich. Ich zucke leicht zusammen, als Yuna ihre Hand auf meine legt, die auf ihrem Bauch liegt. „Bereit?", fragt sie und ich lächele leicht, ja das bin ich.

Das Startsignal erklingt und Yuna gibt sofort Gas. Ich rufe ihr ins Ohr in welche Richtung sie lenken muss und es klappt einigermaßen, doch zwischendurch sind die Motorengeräusche zu laut. Kyle schafft es, uns in einer Kurve zu überholen. Zunächst ärgert es mich, doch dann kann ich einen Vorteil daraus ziehen, weil Yuna einfach Livs Stimme folgen kann und das erstaunlich gut drauf hat. Kyle fährt über einen Hügel und wirbelt damit Dreck auf, der in mein Gesicht fliegt. Ich bin mir sicher, dass er das mit Absicht getan hat, weshalb ich fluche und versuche, schnell wieder richtig sehen zu können. Vor uns liegt die letzte Kurve vor der Zieleinfahrt und auf die Schnelle sehe ich nur eine Möglichkeit, das Rennen zu gewinnen. Ich lehne mich näher zu Yuna und rufe ihr ins Ohr: „Lass dich von mir lenken!" Dann passe ich den Moment ab, in dem Kyle die Kurve in ihrer Breite ausnutzt und schlinge meine Arme dann fest um Yuna, um sie nach links zu lehnen. Sie lenkt genau, wie ich es will und wir schneiden Kyle so knapp, dass Liv es erst in letzter Sekunde schafft, ihn zum Bremsen zu bringen. Wir überbrücken die letzten Meter bis ins Ziel und werden dort von den anderen jubelnd empfangen. Yuna hält an, reißt sich die Augenbinde ab und kann mit ansehen, wie Kyle jetzt erst ins Ziel kommt. Sie springt vom Quad und greift nach meiner Hand, um mich ebenfalls herunterzuziehen. Mit Leichtigkeit hebt sie mich in ihre Arme und dreht sich mit mir lachend im Kreis. „Ich wusste, dass du Glück bringst", flüstert sie mir ins Ohr und ich lege grinsend meine Arme um ihren Hals. Für einen Moment schließe ich meine Augen und genieße die warme Haut ihrer Wange an meiner und den festen Herzschlag in meiner Brust.„Ihr habt mich geschnitten", höre ich Kyle wütend sagen. Yuna bleibt stehen und lässt mich herunter, allerdings nicht aus ihrem Arm. Sie runzelt die Stirn, als Kyle auf uns zustapft und empört die Arme ausbreitet. Yuna schaut von ihm herunter zu mir und fragt: „Stimmt das?" Leicht verlegen nicke ich, weil ich nicht weiß, was sie davon hält. „Das ist gegen die Regeln", sagt Kyle, doch die anderen lachen und Liv schubst ihn leicht zur Seite. „Seit wann haben wir Regeln?", sagt sie und zwinkert mir lachend zu. Kyle ist immer noch genervt, doch Etienne stimmt ihr zu und fügt hinzu: „Das zeigt nur, dass sie eine von uns ist." Ich muss leicht lächeln und es wird breiter, als Yuna sich mehr zu mir beugt und in mein Ohr flüstert: „Ich wusste, dass mehr in dir steckt." Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange und lässt mich dann los, um zu Etienne und Mika zu laufen, die sie gleich jubelnd empfangen. Ich laufe rot an und streiche überrascht über die Stelle, die eben Yunas Lippen berührt haben. In mir kribbelt es und mich durchströmt ein gutes Gefühl. Liv kommt zu mir und gratuliert mir und Alex zieht mich auch in eine Umarmung.

Nach einigen Minuten kann selbst Kyle wieder lachen und legt seinen Arm um mich. „Nicht schlecht, kleine Schwester. Ich habe dich unterschätzt", gibt er zu und ich muss lachen. Ich schubse ihn und er schubst direkt zurück, hat aber zu viel Kraft, sodass ich voll im Dreck lande. Erschrocken sieht er mich an, doch ich lache nur, springe auf und ramme mich gegen ihn. „Ey, keine Schlammschlacht ohne mich", ruft Etienne und hilft mir, Kyle in den Dreck zu schubsen. Sofort revanchiert sich mein Bruder, was Mika dazu bringt ebenfalls einzugreifen. Nach und nach kommen alle dazu und nachdem Ashley Dreck abbekommen hat, den Liv durch die Gegend geschmissen hat, macht sogar sie mit. Wir schubsen uns gegenseitig und schmeißen uns mit Dreck ab, bis wir alle lachend und erschöpft nebeneinander auf dem Boden sitzen.

Yuna lässt sich neben mir nieder und lächelt mich schwer atmend an. „Was wünscht du dir von Liv?", fragt sie mich und ich hebe verdutzt eine Augenbraue. Sie ist die Fahrerin und hat damit das Recht auf den Preis. „Es ist dein Wunsch", antworte ich und rubbele etwas von dem Dreck von meinem Arm. Yuna lächelt und meint: „Ohne dich hätte ich verloren. Solange du dir keine Meerestiere wünschst, bleiben wir Freunde." Ohne es verhindern zu können, entsteht ein Lächeln auf meinen Lippen. Bis eben wusste ich es noch nicht, aber ich will wirklich gerne Yunas Freundin sein. Sie ist die coolste Person, die ich jemals getroffen habe und ich habe keine Ahnung, warum sie mich scheinbar gut leiden kann. Ich sehe sie an und grinse leicht: „Wie wäre Sushi?" Sofort lacht Yuna und meint: „Du hast wohl noch nicht genug." Sie schmiert mir etwas Schlamm ins Gesicht und ich will mich schon lachend wehren, als Mika in die Runde fragt: „Wie fahren wir jetzt eigentlich wieder heim?" Alle sehen sich an und eindeutig hat darüber keiner nachgedacht. Unsere Eltern bringen uns definitiv um, wenn wir unser Auto so dreckig machen.