Kapitel 30

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POV Helena

Als Etienne aufsteht, um Holz holen zu gehen, schließe ich mich ihm schnell an. Bis eben war mir nicht klar, dass wir morgen Abend in Yunas Geburtstag reinfeiern. Ich habe kein Geschenk für sie, doch ich habe mich an unser Gespräch am Feuer neulich erinnert. Vielleicht kann ich ihr doch einen Wunsch erfüllen, auch wenn es eine Überwindung für mich wird. „Gehst du gerne in die Dunkelheit? Niemand geht sonst so häufig mit Feuerholz holen", fragt Etienne grinsend auf dem Weg über die Wiese. Ich schüttele den Kopf und erwidere: „Eigentlich wollte ich dich was fragen." Etienne trägt einen Pulli, der wie immer eine schrille Farbe hat und lächelt mich erwartungsvoll an. Er ist wirklich ein netter Typ und bei ihm traue ich mich, meine Idee zu erklären. „Hat Yuna ein Lieblingslied oder zumindest eine Musikrichtung, die sie favorisiert?", frage ich vorsichtig und Etienne scheint sofort zu kapieren, was ich vorhabe. Seine Augen leuchten erfreut und er überlegt kurz, während er mir einige Holzstücke reicht. „Ich glaube ich weiß etwas, was ihr echt gefallen könnte. Das heißt, wenn du so gut spielst wie Kyle sagt", meint er und ich bin froh, dass er in dem spärlichen Licht nicht sehen kann, wie rot ich werde. Mir war nicht klar, dass mein Bruder irgendetwas über mein Klavierspiel erzählt hat. Es macht wohl wenig Sinn, vor Etienne mein Talent klein zu reden, wenn er mir bei der Überraschung helfen soll. Also sage ich: „Es wird gut genug sein, um ihr zu gefallen." Etienne schmunzelt und zückt dann sein Handy, um etwas nachzusehen. „Ich werde vermutlich keine Noten dazu finden. Das wird dann schwierig, oder?", meint er und sein Gesichtsausdruck wird zerknirscht. Ich schüttele den Kopf und sage ihm, dass er mir das Stück einfach vorspielen soll. Ich spiele schon so lange Klavier, mein Gehör ist gut genug, um Noten zu erkennen und nachzuspielen. Es wird eine Herausforderung, es innerhalb eines Tages zu lernen, ohne es wirklich auf dem Klavier spielen zu können, doch ich werde es zumindest versuchen. Ich will Yuna etwas schenken, um mich zumindest irgendwie dankbar zu zeigen. Als Etienne mir das Stück vorspielt, erkenne ich es sofort als die Filmmusik zu Forrest Gump, die mir schon immer gut gefallen hat. Ich lächele breit und nicke: „Das werde ich hinkriegen." Ich will ihn gerne fragen, was es damit auf sich hat, doch er kommt mir zuvor und lächelt leicht: „Wenn die Zeit reif ist, wird sie dir sagen, was sie damit verbindet. Für den Moment reicht es, wenn du weißt, dass es ihr gefallen wird." Ich nicke dankbar und wir laufen zu den anderen zurück, um das Feuer am Leben zu behalten. Abends liege ich noch lange wach und höre immer und immer wieder das Stück, um es zu verinnerlichen. Ich kritzele auf meinem Block die einzelnen Noten zusammen und überlege, wie ich die anderen Instrumente als zweite Stimmen in mein Spiel einbauen kann. Es macht mir erstaunlich viel Spaß und ich merke gar nicht, wie schnell es vier Uhr morgens ist und wie wenig Zeit mir zum Schlafen bleibt.

Wie zu erwarten bin ich am nächsten Morgen ziemlich übermüdet und schleppe mich erst spät zum Frühstück herunter. Ich bin froh, dass wir heute nichts Aktives machen, weil ich das kaum überlebt hätte. Während die anderen am See sitzen und teilweise auch schwimmen, lasse ich mich auf der Terrasse nieder. Ich habe mir eine App heruntergeladen, in der ich ein Klavier bespielen kann. Auch wenn es nicht schön klingt, hilft es mir trotzdem, an dem Stück zu arbeiten. Mit Kopfhörern in den Ohren spiele ich die einzelnen Takte und mache mir Notizen auf meinem Block. Yuna ist zum Glück mit Mika und Alex unten am See, sodass sie nichts davon mitbekommt. Ich erschrecke mich als sich eine Hand auf meine Schulter legt und reiße schnell die Kopfhörer aus meinen Ohren. „Leni, du kannst dich einfach drinnen ans Klavier setzen", meint mein Bruder zu mir, doch ich winke lächelnd ab. Er schüttelt nur verständnislos den Kopf, lässt mich dann aber weitermachen. Den ganzen Morgen bin ich recht ungestört und schaffe es, das Stück den Umständen entsprechend zu perfektionieren.

Nach dem Mittagessen machen sich alle fertig und ausnahmsweise ziehe ich mal etwas an,dass nicht alt ist. Ich ziehe mir ein weißes Shirt an und eine enge Jeans, an meinen Arm ziehe ich das Armband, das mir meine Oma zu meiner Konfirmation geschenkt hat. Auf dem Weg zur Treppe treffe ich auf Liv und Yuna, die gerade aus ihrem Zimmer herauskommen. Liv trägt wie immer skurrile Farben und einen Cardigan, bei dem ich nicht weiß, wo er anfängt oder aufhört. Ihre Haare trägt sie offenund sie fallen ihr wunderschön feuerrot über die Schultern. Sie mustert mich kurz und lächelt dann: „Dein Bruder wird dich nicht aus den Augen lassen, Kleine." Ich schmunzele und zucke mit den Achseln, werde jedoch leicht nervös, als Yuna mich ansieht. Liv geht die Treppe herunter, doch Yuna versperrt mir kurz den Weg und mustert mich leicht grinsend. Sie trägt wieder eine Cargohose und ein dunkles Shirt, dass wie so oft nicht zu wenig Ausschnitt hat. Um ihren Hals liegt ihre Kette und an ihrer gesunden Hand glitzert ein Ring. „Ein weißes Shirt? Du lebst gefährlich", sagt sie neckend und ich verdrehe lächelnd die Augen. Mein Blick fällt auf ihre Hand, ich habe heute bisher keine Chance gehabt, mit ihr zu reden. Generell haben wir seit dem Vorfall gestern im Bad nicht mehr miteinander geredet. Ich bin schon erleichtert, dass sie mich nicht damit aufzieht, sondern einfach ganz normal zu mir ist. „Wie geht es deiner Hand?",frage ich, doch sie winkt sofort ab. Sie kommt einen Schritt auf mich zu und sieht mir in die Augen. „Du machst dir zu viele Gedanken", murmelt sie und hebt ihre verbundene Hand, um über meine Wange zu streicheln. Ich beiße mir auf meine Unterlippe und für einen Moment fällt mein Blick auf ihren Mund. Die Erinnerung an unseren Kuss lässt mein Herz schneller klopfen und ein warmes Gefühl in meinem Bauch entstehen. Leicht verträumt lächelnd nimmt Yuna eine meiner Haarsträhnen zwischen ihre Finger und betrachtet sie: „Ich kenne niemanden, der so schöne Haare hat." Ich kann nicht verhindern, dass mir das Blut in die Wangen schießt und ich verlegen lächelnd meinen Kopf zur Seite drehe. Mit solchen Komplimenten kann ich absolut nicht umgehen und ich bin mir sicher, dass sie das ganz genau weiß. Sie schmunzelt und will noch was sagen, als uns eine Zimmertür unterbricht. Alex kommt aus seinem Zimmer und bringt uns dazu,ein Stück auseinander zu weichen. „Seid ihr ready?", fragt er und Yuna übernimmt das Antworten direkt. Wir folgen ihm die Treppe herunter, doch auch auf dem Weg zum Auto spüre ich noch Yunas belustigten Blick auf mir. Ich weiß nicht, ob ich mich auf dem Fest von ihr fernhalten oder lieber keine Sekunde von ihrer Seite weichen will. Dieses Mädchen macht mich wirklich fertig auf eine unverbesserliche und unvergleichliche Art. Im Auto sitze ich neben ihr und sie erzählt mir davon, dass Kyle im letzten Jahr in dem Ort, in den wir fahren, eine Kellnerin abschleppen wollte. „Er hat sich wie der absolute Checker gefühlt, bis plötzlich ein Typ wie ein Schrank vor ihm stand. Der hat ihm dann ganz freundlich erklärt, dass die Kellnerin seine Freundin ist." Grinsend zeigt sie auf ihre Nase bis herunter zu ihrer Brust: „Überall hat sein Blut geklebt, aber er hat geschworen, dass die Kellnerin in Wirklichkeit ihn gewollt hat." Ich schmunzele und kann mich daran erinnern, dass er mal mit einer dicken Lippe zurückgekommen war. Kyle und Liv singen vorne laut bei ihrer CD mit, sodass sie unsere Unterhaltung nicht mitbekommen. Neben uns sitzt Alex, der ebenfalls über Yunas Ausführungen grinst, während er die Landschaft aus dem Fenster heraus betrachtet. Als das nächste Lied beginnt, grinst Yuna und summt direkt mit. Es ist ein Song von einer Band, die ich früher immer mit meinem Bruder gehört habe. Als ich ebenfalls mitsinge, grinst Yuna breit und den Rest der Fahrt streiten wir darüber, welcher Song der Band der allerbeste ist. Es fühlt sich nicht mehr so an, als wäre Yuna mir überlegen oder als wäre sie viel älter als ich. Ich habe das Gefühl, sie ist genau auf meiner Ebene und es bestätigt sich nochmal als wir auf dem Fest ankommen.

Ihre Augen leuchten wie die eines kleinen Kindes als sie Zuckerwatte und einen Autoscooter sieht. Sofort zieht sie mich, Etienne und Mika mit sich und zwingt mich, das Gerät zu lenken. Dank ihrer Hand ist sie dazu nicht in der Lage und ich kann ihr die Bitte wohl schlecht abschlagen. Ich bin eine grottenschlechte Fahrerin, doch Yuna scheint es nicht zu stören, dass wir ständig gerammt werden. Sie besteht sogar auf weitere zwei Runden und wirkt ganz in ihrem Element. Mein Bruder und Alex stehen am Schießstand und versuchen Rosen zu schießen. Mein Bruder ist darin tatsächlich sehr gut und hält seinen Gewinn grinsend vor Yunas Nase. „Dafür, dass du dieses Jahr nicht selbst schießen kannst", sagt er und ich spüre, dass seine Geste etwas in mir auslöst, was ich nicht mag. Es wäre extrem albern irgendwelche Besitzansprüche zu stellen, doch ich möchte nicht, dass er mit Yuna flirtet. Ashleys Blick zeigt mir, dass sie davon ähnlich wenig begeistert ist und sie tut mir etwas leid. Im Grunde ist sie einfach nur etwas verwöhnt, aber ansonsten voll in Ordnung. Mein Bruder könnte sich glücklich schätzen, mit ihr zusammen zu sein. Allerdings wäre es wohl scheinheilig von mir, ihm vorzuschreiben, er solle Yuna nicht toll finden, wenn ich es selbst nicht besser kann. Alex gewinnt nur ein kleines Kuscheltier, reicht es aber trotzdem stolz Liv, die sofort übers ganze Gesicht strahlt. Sie drückt ihm einen Kuss auf die Wange und er wird sofort leicht rot, während er ebenfalls breit lächelt. Die beiden sind wirklich süß zusammen und ich freue mich, Alex so glücklich zu sehen. Seine letzte Beziehung ging in die Brüche, weil seine Freundin nach Frankreich gegangen ist und dort jemanden Neues kennengelernt hat. Es ging ihm einige Monate wirklich schlecht, das möchte ich ungern wieder mit ansehen müssen.

Bevor mein Bruder ebenfalls einen Kuss einfordern kann, dreht sich Yuna zu mir und greift nach meiner Hand. „Komm wir fahren Achterbahn", sagt sie und ich kann gar nicht schnell genug antworten, da stehen wir schon in der Schlange.

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Hey Leute,

ich wollte euch nur schon mal vorwarnen, dass dieses Buch erstmal mein letztes wird zumindest für das nächste halbe Jahr, weil ich keine Möglichkeit haben werde zu schreiben. Ich gebe mein Bestes, zumindest diese Geschichte noch zu vollenden. Wie immer danke für euren Support, das bedeutet mir sehr viel. <3

eure skamy2009

My hardest riseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt