-chapter 22-

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Still lief ich durch den Flur. Ich war schon ein wenig zu spät dran, doch als ich zwei Stimmen aus einem leeren Klassenraum hörte, wurde ich neugierig. Vor allem, da ich die Stimmen kannte und das nur zu gut.
„Verstehst du es nicht oder bist du einfach nur blind?", hörte ich Andrew wütend sagen. „Wenn du es besser weißt, dann sag mir doch, was ich machen soll! Ist ja nicht so, als hätte ich schon alles probiert!", antwortete Aiden darauf. Ich blieb mucksmäuschenstill und hatte sogar Angst zu atmen. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass sie über mich reden würden. „Mach alles außer das", sagte Andrew und ich sah ihn praktisch vor mir, wie wütend er war. „Wieso denn nicht? Sie kennt sie nicht und außerdem ist die schon ewig hier an der Schule und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass sie mich nicht mag", sagte Aiden und nun stand mir die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. „Mach doch was du willst. Das ist jetzt nicht mehr mein Problem. Aber wenn sie zu mir kommt, weil du irgendeine Scheiße gemacht hast, dann beschwere dich nicht", sagte Andrew und ich hörte seine Schritte näher kommen. Schnell huschte ich durch den Flur in mein Klassenzimmer. Ich hatte mit Aiden Unterricht, aber ich setzte mich einfach neben einen Jungen, der nie etwas sagte und mich sowieso nicht ansprechen würde. Als Aiden kurz nach mir den Raum betrat und er seinen Blick durch die Klasse schweifen ließ, sah ich seine Wut, als er mich hier sitzen sah. Er lief weiter zu seinem Platz und ließ mich dabei nicht aus den Augen. Ausdruckslos erwiderte ich seinen Blick, bis er in meinem Augenwinkel verschwand.

Den Unterricht konnte ich nicht gut mitverfolgen. Ständig musste ich an die Diskussion zwischen Andrew und Aiden denken. Es wurden zwei „sie" genannt, weshalb ich mir über meinen Gedanken unklar war. War nun ich gemeint und wenn ja, wer war die zweite „sie", die hier anscheinend schon länger war. Diese Fragen bombardierten meinen Kopf und ich hatte das Gefühl gleich durchzudrehen. Ich wollte wissen, wer diese „sie" war und in welcher Beziehung sie zu Aiden stand. Waren sie Freunde? Oder vielleicht sogar mehr als Freunde? Nun wurde ich wütend und anscheinend konnte man das in meinem Gesicht sehen, da Mr. White skeptisch fragte: „Ist alles okay bei dir Sydney?" Ich nickte nur grimmig und biss auf meiner Lippe herum. Sofort musste ich daran denken, wie seine weichen Lippen auf meinen gelegen hatten. Wenigstens hatte ich es genossen, da es wahrscheinlich niemals wieder passieren würde. Aber dieses Gefühl von der Sicherheit, die er mir geschenkt hatte, war wie eine Droge. Ohne ihn verlor ich den Verstand und konnte nicht mehr klar denken. Alles war durcheinander und nichts ergab mehr einen Sinn. Schon eine Woche ohne ihn machte mich verrückt, aber wenn ich ihm antworten würde, was würde er dann schreiben oder besser gesagt, was wollte er mir sagen? Diese Frage brachte mich an einen Punkt an dem ich meinen Arm hob und fragte, ob ich auf Toilette könne.
Ich stand vor dem Spiegel und spritzte mir das kalte Wasser ins Gesicht. Ich schüttelte mehrmals hintereinander meinen Kopf und raufte mir die Haare. Mein Herz schrie nach ihm, aber mein Gehirn schrie dagegen an. Es war ein Kampf, der nicht enden würde. Mit einem letzten Blick in den Spiegel kehrte ich zurück in die Klasse. Ich sah verstohlen zu Aidens Platz, doch da saß er nicht mehr. Ich guckte weiter durch die Klasse und sah ihn neben einem sehr hübschen Mädchen. Warum war sie mir nie aufgefallen? Jedenfalls lachten sie gerade über irgendetwas, bis Aiden direkt in meine Augen guckte. Nach kurzem Augenkontakt wendete er sich wieder an das Mädchen und redete weiter mit ihr. Er hatte meinen Rat wohl ernst genommen und sich eine neue Wette gesucht. Meine Augen wurden feucht und ich blinzelte mehrmals, bis sie wieder weg waren. Mein Gesicht versteckte ich hinter meinen Haaren, da meine Augen wahrscheinlich glasig aussahen.

Der Unterricht war zu Ende und ich lief durch den überfüllten Flur nach draußen. Sofort zog ich die frische Luft in meine Lugen und atmete lange aus. Ich lief zu einer Bank, die abseits der anderen hinter einer Ecke stand und setzte mich auf sie. Ich war ziemlich müde und schloss meine Augen. Die Zeit bis zum nächsten Unterricht verging wie im Fluge, doch ich öffnete meine Augen durch das Geräusch von Schritten. Aiden stand vor mir und guckte mich entschuldigend an. Sofort stand ich auf und wollte an ihm vorbei gehen, aber natürlich ließ er mich nicht so einfach weg. Er griff um mein Handgelenk und wirbelte mich rum. „Lass mich doch jetzt endlich mal in Ruhe!", schrie ich ihn an, doch er zuckte nichtmal mit der Augenbraue. „Du hörst mir jetzt mal endlich zu", sagte er und klang schon ein wenig bedrohlich. Ich wich soweit zurück, wie es sein Griff zuließ, allerdings kam er mir immer wieder näher. „Du hast etwas sehr falsch verstanden und ich werde verrückt, wenn ich dich so sehe", sagte er und klang wieder ruhiger. „Heute hast du dich aber sehr gut amüsiert", sagte ich sarkastisch. Er schaute zur Seite und schüttelte fast schon grinsend seinen Kopf. „Du bist eifersüchtig", raunte er und kam mir näher. Ich trat immer weiter zurück, doch nach zwei Schritten spürte ich die kalte Backsteinmauer an meinem Rücken. Er schmunzelte leicht, aber der Griff lockerte sich nicht. Besonders stark war der sowieso nicht. Da hatte ich schon andere Sachen erlebt...

The fear of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt