Aidens Sicht:
Ich sah Sydney und ich sah auch, dass sie sich sehr unwohl fühlte. Die Situation von vorhin war sehr komisch und ich fragte mich, was ich falsch gemacht hatte. Wieso wollte sie es mir nicht sagen? Doch wenn ich ehrlich zu mir selber war, wollte ich nicht, dass sie es mir sagte. Ich habe Mist gebaut... sehr großen Mist. Doch zum selben Augenblick wollte ich ihr helfen und sie bei mir haben. Doch wenn mein Fehler rauskommen würde, würde sie mich so hassen, wie ich mich jetzt schon. Warum hatte ich mich nur darauf eingelassen?
„Die Nudeln schmecken gut", flüsterte Sydney und strich sich eine Haarsträhne hinter ihre Ohren. Ich lächelte. Ihre Augen kam zum Vorschein und noch nie hatte ich so schöne Augen gesehen. Es könnte ein Mix aus allen blauen Farben oder so wie der blaue Himmel sein. Am meisten erinnerten sie mich aber an einen tiefen Ozean. So tief... voller Geheimnisse, Lügen und Angst. „Wirst du mir es jemals erzählen?", fragte ich vorsichtig. Ich wollte auf keinen Fall, dass sie wieder weg geht. „Was denn?", fragte sie gespielt planlos. Anscheinend wollte sie mich für dumm verkaufen. Ich wusste genau, dass etwas mit ihr ist und ich wusste auch, dass sie wusste, was ich meinte und an ihrem Gesichtsausdruck erkannte ich es auch. Sie biss wieder auf ihre Unterlippe und das machte mich irgendwie verrückt. Ein Gefühl wie ich es noch nie hatte, breitete sich aus, als sie das tat. Ich wusste, dass ich sie verletzten würde und das machte mich krank. Was auch immer sie durchmachen musste, musste hart gewesen sein. Deswegen hatte ich das starke Bedürfnis sie beschützen zu müssen, doch vor mir konnte ich sie nicht beschützen...
„Du weißt, was ich meine", sagte ich dennoch, da ich es unbedingt wissen wollte. Sie legte ihre Gabel auf den aufgegessenen Teller und trank einen Schluck aus ihrem Glas. Sie zögerte und ich hatte Hoffnung, dass sie anfangen würde zu reden. „Können wir vielleicht nach oben in dein Zimmer gehen oder auf deinen Balkon frische Luft schnappen?", fragte sie und versuchte vom Thema abzulenken. Ich nahm ihren Teller und brachte ihn in die Spüle. Ich sah sie stillschweigend auf dem Stuhl sitzen. An ihren Falten auf ihrer Stirn konnte ich erkennen, dass sie grübelte. „Komm mit", sagte ich und lief voraus in mein Zimmer. Ich hörte ihre leichten Schritte hinter mir und ich musste schmunzeln. Ich öffnete die Tür und ließ Sydney vor mir eintreten. Ihr Duft umringte ihren kleinen Körper und da sie so nah an mir vorbei lief, konnte ich ihn einziehen. Ich schmunzelte und stellte mir vor, wie ich mit meiner Hand durch ihre weichen Haare fahren würde. Das Gefühl in mir kam wieder hoch und ließ mich verrückt werden. Sie setzte sich wie das letzte Mal auf den Sessel und spielte mit ihren Händen. Ich setzte mich auf mein Bett und beobachtete sie. „Was habe ich gestern alles im Auto gesagt?", murmelte sie leise und auch ein wenig traurig. „Du hast über meine Augen geredet...", sagte ich nur, da ich mir nicht sicher war, ob ich es erwähnen sollte. „Das ist nicht alles", sagte sie. „Du hast über deinen Bruder Mason und deinen Dad geredet", sagte ich dann doch und guckte ihr Seitenprofil an. Ich sah, wie eine Träne ihre Wange runter lief. „Oh. Ich schätze mal, dass du nun weißt, dass sie tot sind. Weißt du auch, dass es meine Schuld war?", fragte sie so traurig und ihre Stimme zitterte. Bei diesem Anblick zerbrach mein Herz und wie in meinem Auto wollte ich sie einfach nur umarmen. „Wieso sollte es deine Schuld sein?", fragte ich ruhig. „Ich hatte Geburtstag und wollte unbedingt auf ein Konzert. Ich war dort und Mason mit mir als Aufpasser. Eigentlich hatte er keine Lust darauf. Mein Dad hat uns danach abgeholt und wollte uns nach Hause bringen. Doch wir hatten einen Unfall. Hätte ich damals nicht zu diesem verdammten Konzert gewollt, wären sie noch am Leben Aiden! Es ist meine Schuld! Und ich beschwere mich, dass ich noch lebe, während sie es nicht mehr tun können! Ich bin ein egoistischer und undankbarer Mensch. Nenn mir einfach nur einen Grund, warum du überhaupt mit mir redest!?", schrie sie mich an, stand auf und ging auf mich zu. Sofort fiel mir der wahre Grund dafür ein, aber ich wollte auch so mit ihr reden. „Einfach weil ich dir helfen will. Es ist nicht deine Schuld. Es war dein Geburtstag und du wolltest zu diesem Konzert. Dass es diesen Autounfall gab, war nicht deine Schuld", versuchte ich ihr beizubringen, doch sie ging in meinem Zimmer weiter auf und ab. „Komm her", sagte ich und sie verharrte. „Was warum?", fragte sie mit ihrem verweinten Gesicht und ihrer süßen Stimme. „Komm einfach her", sagte ich als Begründung und tatsächlich kam sie langsam auf mich zu. Langsam setzte sie sich auf die Matratze und zog sie zu mich ran. „Es tut mir so Leid, Sydney. Aber hör auf dir die Schuld zu geben. Du hast es verdient weiter zu leben und das musst du auch. Eines Tages wird dir eine ganz bestimmte Person dafür danken, dass du noch am Leben bist und vielleicht ist er ja auch schon da.... Eins verstehe ich nur nicht. Warum bist du so schreckhaft und hast fast durchgehend Angst?", fragte ich sie und strich über ihren Rücken. Ich spürte, wie ihr Herz schneller schlug und sich ihr Atem beschleunigte. „Es ist alles gut. Ich werde dir nichts tun, du kannst mir vertrauen", sagte ich und versuchte sie zu beruhigen. Eigentlich durfte sie mir gar nicht vertrauen...
„Ich habe Angst...", flüsterte sie und schmiegte sich an mich heran. Davon bekam ich ein schönes und flatterndes Gefühl in meinem Bauch. Doch was sie sagte klang ernst. „Vor wem?", fragte ich einfühlsam. „Vor der Liebe", antwortete sie leise. Ich hätte mit jeder Antwort gerechnet, aber nicht mit dieser. „Sie hat mir nur weh getan und mich kaputt gemacht", erklärte sie weiter und mit sie meinte Sydney wahrscheinlich die Liebe. „Er hat mir weh getan. Aiden... ich sehe unter diesen Klamotten schrecklich aus. Es war mein erster Freund. Er hat mich seelisch und körperlich so sehr mit Narben verziert, dass nichts schönes mehr übrig ist. Er war der beste Freund von meinem Bruder und 2 Jahre älter als ich. Jeder hat ihn geliebt und bewundert. Sie sahen uns als das perfekte Pärchen an. Aber er mit mir gemacht was er wollte. Wenn er mich anschreien wollte, schrie er mich an. Wenn er mich fett nennen wollte, nannte er mich fett. Wenn er mich küssen wollte, küsste er mich. Wenn er mich schlagen wollte, schlug er mich. Der Tag, an dem ich von London hier her gezogen bin, war der beste Tag meines Lebens. Ich nahm mir vor niemanden zu vertrauen und mit niemandem zu reden. Aber du bist schon seit Anfang an bei mir gewesen. Warum?", erzählte sie weinend weiter. Mein inneres zog sich bei ihrer Erzählung zusammen. Sie war in einer toxischen Beziehung und wurde von diesem Typen verletzt. Mein Zorn und meine Wut konnte man nicht beschreiben. Wie konnte man ihr so etwas antun. Sie war ein Engel und man musste sie einfach beschützen. Alleine der Gedanke, dass jemand Sydney weh tat ließ mich ausrasten. „Ich bin ein Monster und habe das verdient", murmelte sie und schluchzte. „Nein. Hör auf damit!", sagte ich und nahm ihr Gesicht zwischen meine Hände. Ihre Augen waren glasig und aus ihnen kullerten weiter Tränen heraus. „Du hast das nicht verdient. Dieser Typ hat den größten Fehler seines Lebens gemacht. Er wird niemals jemanden besseren finden. Du bist einzigartig", sagte ich und wischte ihre Tränen von ihren Wangen. Sie wurde rot und lächelte schwach. „Du bist wunderschön. Einen schönen Menschen kann nichts entstellen und diese Narben machen dich zu keinem Monster", beruhigte ich sie weiter und streichelte ihre Wange. „Ich habe sie gesehen - deine Narben.... Ich habe sie gesehen und es änderte nichts. Ich habe mich natürlich gefragt woher du sie hast. Aber du bist trotzdem wunderschön", sagte ich weiter und beobachtete ihre wunderschönen Augen. Nun waren dort mehr Emotionen, als Wut, Trauer und Angst. Sie schaute mich mit ihrem Herzen an.
Ich begriff, dass ich mich Herz über Kopf in Sydney verliebt hatte. Meine Nachbarin und gute Freundin meiner Schwester. Das störte mich aber nicht. Wäre da nicht diese eine Sache...——————
Hey friends :))
Ich hoffe euch hat dieses Kapitel aus Aidens Sicht gefallen. Ich habe mich dazu entschlossen, dass sie es ihm endlich sagt und ein Kommentar hatte sich das auch gewünscht. Ich hoffe ihr findet das gut <333
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The fear of love
Novela JuvenilSydney Evans, ein 17-jähriges Mädchen lebte in London. Als sie 15 Jahre alt war, ist ihr Bruder und ihr Vater bei einem Autounfall gestorben. Aus geschäftlichen Gründen musste sie mit ihrer Mutter nach 2 Jahren in eine Stadt in Illinois ziehen. Freu...