│3.1 ᴇʀᴢᴀᴇʜʟᴇʀɪꜱᴄʜᴇ ᴍɪᴛᴛᴇʟ ʙᴇɪᴅᴇʀ ᴍᴇᴅɪᴇɴ│

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Die Chaostheorie wird am einfachsten mithilfe von Charakteren umgesetzt. Dieses Mittel funktioniert besonders gut, wenn die Figuren Fachpersonen wie Wissenschaftler oder Mathematiker sind. Beispielsweise hat die Figur des Mathematikers Ian Malcolm es sich zur Aufgabe macht, seinen Mitmenschen sein Fachgebiet nahezubringen – die Chaostheorie. In beiden Werken spielt er eine extrem wichtige Rolle. Doch auch andere Charaktere, wie der Wissenschaftler Henry Wu oder der Ingenieur Ray Arnold, helfen dabei, dem Leser die Chaostheorie zu erklären.

Auch Dialoge und wörtliche Rede sind hier wertvolle erzählerische Mittel. Viele Leser sind meist von den spannenden Szenen eines Romans beeindruckt. Da aber lange Monologe über wissenschaftliche Themen die Leser höchstwahrscheinlich langweilen würden, wird dieses Problem hauptsächlich mithilfe von Dialogen umgangen. Durch diese Interaktionen erhält der Autor die Möglichkeit, die Figuren Fragen stellen zu lassen und somit einige Unklarheiten aufzuklären, die auch den Leser verwirrt haben könnten.

Als weiteres erzählerisches Mittel hat der Autor seinen Roman in sieben Abschnitte eingeteilt, in welchen sich der Verlauf der Chaostheorie verfolgen lässt. Diese Segmente sind durch die verschiedenen Seiten mit dem Titel „[...] Iteration" gekennzeichnet. 

Auf jeder dieser Seiten ist auch ein Zitat des bereits oben erwähnten Chaoswissenschaftlers Ian Malcolm beigefügt, welches eine Art Beschreibung der Darstellungen über den Zitaten liefert. Auf den Seiten sind Fraktalkurven in mathematischen Systemen dargestellt[15]. Wendet man dies nun auf die Geschichte an, so repräsentiert die Fraktalkurve hier die Chaostheorie. Das mathematische System ist dabei der Jurassic Park.

In beiden Medien wird der wissenschaftliche Kontext und besonders auch die Chaostheorie sehr einfach erklärt, sodass man kein Fachwissen oder ähnliches benötigt, um den Roman oder den Film verstehen zu können. Das könnte daher rühren, dass Michael Crichtons verständliche Methode fachliche Themen zu erklären, nicht nur im Roman, sondern auch im Film zum Einsatz kam. 

Universal Studios zahlte dem Autor nicht nur 1,5 Millionen US-Dollar für die Filmrechte, sondern auch noch zusätzliche 500.000 US-Dollar für das Schreiben des Drehbuches zusammen mit David Koepp. Daher kommt es nicht nur bei seinen Ideen zu einigen „Doppelungen", sondern auch bei einigen Filmzitaten, die teilweise sogar sehr genau mit der Vorlage des Buches übereinstimmen. 

Beispielsweise passt Ian Malcolms Zitat „Sie wissen nicht mal genau, was es ist, aber Sie haben es bereits veröffentlicht, es sich patentieren lassen und verkauft"[16] ziemlich genau zu seinem Zitat aus dem Film „Und bevor Sie überhaupt wussten, was Sie da hatten, ließen Sie es patentieren und vermarkten es und kleben ein Etikett auf eine Plastikdose und verhökern sie!"[17].

Im Roman steht das Thema der Chaostheorie offensichtlich im Vordergrund. Erkennen kann man das daran, dass diese Thematik in fast allen Szenen in Erscheinung tritt. Ganz anders ist es jedoch im Film, denn dort gibt es nur wenige Szenen, die die Chaostheorie und ihre Auswirkungen tatsächlich beschreiben. Diese sogenannten Schlüsselszenen tauchen dort nicht sehr oft auf. 

Des Weiteren ist es unmöglich, übereinstimmende Schlüsselszenen in beiden Medien zu finden. Das liegt zunächst daran, dass alle Schlüsselszenen des Filmes im Zusammenhang mit der Chaostheorie im Roman nicht existieren. Dies ist der Fall in Szene 11 und 13 [18], die tatsächlich nur im Film vorkommen.

Doch auch ohne viele Schlüsselszenen schafft es der Film, die Aussage der Chaostheorie zu vermitteln. Das passiert durch viele kleine versteckte Hinweise, die in dem Medium immer wieder auftauchen, aber im Gegensatz zu den Schlüsselszenen nicht im Vordergrund stehen. So wird auch die Intelligenz der Dinosaurier von den Menschen immer wieder unterschätzt. 

Gut zu erkennen ist dies in Szene 25[19], in welcher Sattler gefragt wird, ob sie sich sicher sei, dass der letzte Velociraptor eingesperrt sei. Sie bejaht diese Frage, jedoch nicht ohne „Es sei denn er hat rausgekriegt, wie man Türen öffnet"[20] hinzuzufügen. Doch schon gleich in der nächsten Szene ist zusehen, wie ein Velociraptor die Tür zur Küche öffnet. Das ist also praktisch der perfekte Beweis dafür, dass die Menschen „nicht genug Ehrfurcht vor dieser schöpferischen Kraft"[21] haben, und diese nun „entfesselt"[22] ist.

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[15] Siehe Anhang, S.21-22, Abb. 2-8
[16] Crichton, Michael: Jurassic Park, München, 2013, S.442
[17] Spielberg, Steven: Jurassic Park, USA, 1993, 00:34:26-00:34:34.
[18] Siehe Anhang, S.17-18, Tbl. 1
[19] Siehe Anhang, S.20, Tbl. 1

[20] Steven Spielberg, 1993, Jurassic Park, 01:44:18-01:44:20.
[21] Steven Spielberg, 1993, Jurassic Park, 01:24:11-01:24:16.
[22] Steven Spielberg, 1993, Jurassic Park, 01:24:11-01:24:16.

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