27.

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Alles passiert wie in Zeitlupe. Ich sehe den Pfeil, wie er auf mich zufliegt. Aurela hat nicht gut genug gezielt. Im letzten Moment weiche ich aus und falle zu Boden. Im gleichen Augenblick, in dem Aurela geschossen hat, hat Levinia den Speer geworfen. Dieser bohrt sich in Aurelas Brust, sie fällt nach hinten.

Da fällt mir etwas ein. Es ist zu spät.

Seth stand hinter mir.

Ich schaue geschockt zu ihm auf. Sein Blick ist starr nach vorne gerichtet, wie bei Maram. Dann senkt er seinen Kopf und schaut auf den Pfeil, den er zitternd mit seiner Hand umschließt und aus seiner Brust zieht. Mit schmerzverzerrtem Gesicht taumelt er zurück, dann fällt er zu Boden.

"Nein..." Hauche ich. Seth atmet schwer, seine Brust ist voller Blut. Mit letzter Kraft ziehe ich mich zu ihm. Sein Blick ist auf mich gerichtet. "Nein!" Flüstere ich wieder. "Nein, nein, nein!" Verzweifelt vesuche ich mit meiner Hand das Blut zu stoppen, natürlich klappt es nicht. Seth keucht und hebt seine linke Hand, die er auf meine Schulter legt, dann schüttelt er den Kopf. Ich fange an zu weinen, und auch ihm läuft eine Träne aus dem Augenwinkel. "Du... Warst... Tapfer." Flüstert er. Ich schüttele den Kopf. "Nein, war ich nicht! Nur meinetwegen stirbst du, ich kann nichts dagegen unternehmen!" Seth lächelt, ein wenig Blut fließt aus seinem leicht geöffneten Mund, ich wische es zitternd weg. Er darf nicht sterben, ich brauche ihn... Das darf ich nicht zulassen! "Bitte, geh nicht! Wir kommen hier beide raus, glaub mir!" Flehe ich schluchzend. Seth lacht leicht. "Ich hab immer an dich geglaubt." Flüstert er, dann hustet er leicht und sein Blick verliert sich in meinem, doch irgendwie scheint er an mir vorbeizuschauen.

Die Kanone knallt, gefolgt von einer Zweiten, die Aurela gehört.

Wie in Trance beuge ich mich vor und küsse sanft seine Stirn, dann breche ich weinend auf Seths Brust zusammen. Er ist gestorben, weil ich ausgewichen bin. Wäre ich stehen geblieben, hätte er vielleicht gewonnen! Wie konnte ich das zulassen?! "Heleyn..." Sagt Levinia sanft. Vorsichtig schaue ich auf. Sie sieht mich traurig an. "Das... tut mir leid..." Flüstert sie. Ich schüttele den Kopf. "Es ist meine Schuld. Ich hätte nicht ausweichen dürfen, ich..." "Heleyn, hör auf, dass zu sagen! Aurela hat den Pfeil abgeschossen, nicht du!" Dann zögert sie kurz. "Wir... sind die letzten beiden." Ich schaue sie erneut an, dann stehe ich auf. "Was...? Aber..." Ich kann mir denken, was jetzt passiert. Levinia wird mich umbringen, wird hier herausgeholt... Ich bin so weit gekommen, und jetzt bin ich nicht mehr in der Lage, zu kämpfen. "Na los, bring mich um." Flüstere ich. Ich hab es nicht anders verdient. Ich habe so viele Kinder umgebracht, habe mir keine Gedanken darüber gemacht, mittlerweile verabscheue ich mich nur noch selber. "Ich will nicht mehr Leben. Ich will nicht mehr weitermachen." Ich deute auf Seth, dann schaue ich zu Aurela. "Sie haben es schon geschafft, sie sind tot. Ich will nicht da raus gehen und dafür verantwortlich gemacht werden." Ich gehe ein paar Schritte auf Levinia zu. "Wir sind Karrieros. Wir sollen stark sein, wir töten aus Spaß. Ja, es ist ja auch total lustig, wenn Kinder sterben! Verdammt, wir sind doch nicht anders als die anderen Tribute! Wieso lassen wir das alles mit uns machen? Und wieso lassen wir jeden denken, dass wir die Bösen sind?!" Jetzt schaue ich zum Himmel. "Ich weiß, dass ihr das hört! Ist mir egal! Jeder soll es wissen! Die einzigen Bösen sind die, die uns das-" Ich deute wieder auf Seth und Aurela, "angetan haben!" Ich senke meinen Blick. Levina schaut mich seltsam an. Irgendwie... Traurig. "Danke." Flüstert sie. "Was?" Frage ich verwirrt.

Ich habe das Messer in ihrer Hand nicht bemerkt. Und als ich es sehe, ist es zu spät.

Levinia holt aus und rammt es sich in den Bauch. Ich strecke noch meine Hand aus, doch es bringt nichts. Hustend geht sie zu Boden. Ich kann nichts tun, mein Körper gehorcht mir nicht. Das ist zu viel. Mir wird schwindelig, als die Knanone knallt.

Hier stehe ich, inmitten von drei Leichen, zwei meiner... besten Freunde liegen dort, und ein Mädchen, was einfach nur noch aus Verzweifelung gehandelt hat. Niemand hat es verdient, zu sterben, und trotzdem bin ich diejenige, die lebendig hier steht.

Zu viele mussten sterben, nur damit ich leben kann. Ich sollte mich freuen. Doch ich tue es nicht. Ich kann nicht, es wäre falsch. 'Lass mich aufwachen, bitte! Das muss ein schrecklicher Albtraum sein...'

Natürlich ist es kein Traum. Das realisiere ich, als ein lautes Brummen wie aus dem Nichts ertönt und ein Hovercraft vor mir landet. 'Das ist deine Rettung. Lauf los!' Ich kann mich nicht bewegen. Ich bin zu schockiert. Zwei Menschen in Uniformen, sie sehen so ähnlich aus wie Friedenswächter, müssen rausspringen und mich mit in den Hovercraft reinschleifen. "Nein!" Schreie ich und will mich losreißen, zurück zu Seth und Levinia und Aurela rennen, doch ich schaffe es nicht und muss aufgeben. Die Laderampe schließt sich und ich breche auf dem Boden zusammen, man hört nichts, außer meinen Schluchzern.

Ich habe es geschafft. So lange habe ich davon geträumt. Nun ist es zuende.

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Ja guut, hab ich gesagt, dass ich erst Morgen update? Yolo. Feedback? Würde mich freuen. Morgen kommt dann der Epilog. Und ich wollte euch sagen, riesen Dankeschön für 7k Reads <3

Die Tribute von Panem- Die 25. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt