Schwarz-weiß-bunt

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Alles was sie sah war dunkel. Alles war schwarz und weiß und jede Farbe war von einem düsterem grau überzogen. Sie konnte die Farben nur wage wahrnehmen und stellte sich die meisten einfach nur vor, doch sie sah sie nie richtig. Kein grün, kein rot, kein blau. Nichts. Genauso fühlte sich ihr Leben an. Schwarz und weiß und ohne Farben. Seit dem Unfall ihrer Eltern war ihre Welt ohne Farben. Nur noch schwarz und weiß. Und anstatt, dass alles besser wurde und sie über den Tod ihrer Eltern hinweg kam, wurde alles nur noch schlimmer. Alle ihre Freunde die sie davor hatte verschwanden einer nach dem anderen. Ihre Klassenkameraden mieden sie und einige machten sich sogar über ihren Verlust lustig. Auch in ihrer Familie lief es nicht besser. Niemand wollte sie aufnehmen und für sie sorgen, da sie alle der Meinung waren es wäre ihre Schuld, dass ihre Eltern von ihnen gegangen seinen. Sie lebte alleine, sorgte für sich selbst. Sie arbeitete jeden Tag Überstunden um sich selbst über Wasser zu halten. Sie dachte nicht, dass sie je wieder Farben in ihrem Leben sehen würde. Dafür war sie schon zu lange in dieser schwarz-weißen Welt. 

Das dachte sie jedenfalls. Bis sie ihn traff.

Und diese Geschichte erzählen wir dir jetzt :

Es klingelte. Endlich war Mittagspause. Endlich kam sie aus dem Klassenzimmer voller verabscheuenden Blicken raus. So schnell sie konnte machte sie sich auf den Weg in die Schulkantine. Die meisten ihrer Klassenkameraden aßen sowieso außerhalb der Schule. Sie konnte sich die Farben ihrer Mahlzeiten nur vorstellen, doch bei dem vielen verschiedenen Gemüse musste es ja schon sehr bunt sein. Sie liebte das Essen in der Kantine. Sie hoffte, dass es immer noch genauso bunt wie früher war, ein Gedanke, der ihr schwarz-weiß ein wenig aufhellte und es zu einer Mischung aus schwarz, weiß und einem etwas helleren Grau wurde.

Den Rest des Tages verbrachte sie still wie immer und als es endlich klingelte um das Ende des Schultages zu verkünden, stand sie auf und verließ die Schule so schnell wie es nur ging. Als sie den Massen an Schülern entkommen ist, atmete sie einmal tief durch bevor sie in einem gemütlichen Tempo weiterging.

Es waren nur noch wenige Meter bis zu ihrem Zuhause als ihr plötzlich ein buntes Kätzchen vor die Füße lief. Es hatte eine Schildpatt-ähnliche Musterung und war mit vielen dunkelbraunen Punkten übersäht.

Sie ging in die Knie und hielt der Katze meine Hand vor die Nase. Sie schnupperte an ihren Fingerspitzen bevor sie ihren Kopf dran rieb. Sie hob das Kätzchen langsam auf und sah sich nach einem Halsband oder einer Tätowierung um. Es war seltsam, dass sie die Farbe der Katze sehen konnte, wenn sie sonst nur schwarz-weiß sah.

Plötzlich lief die Katze weg. Sie sah der Katze hinterher. Gerade als sie aufstehen wollte kam die Katze zurück und blickte sie an. Sie ging ein paar Schritte und blickte dann wieder zu ihr, als wolle sie, dass das Mädchen ihr folgt. Nach kurzem Überlegen folgte sie der Katze dann schließlich.

Als sie um die Ecke bog sah sie plötzlich einen Jungen der mit der Katze spielte. Sie schaute ihm eine Weile zu. Sie wollte sich gerade umdrehen um zu gehen als sich ihre Blicke traffen. Er musterte sie mit aufmerksamen Augen und warf ihr ein Lächeln zu. Sie jedoch sah ihn nur emotionslos an, bevor sie mich schlussendlich umdrehte und nach Hause lief.

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Es war ein ganz gewöhnlicher Montag. Sie stand früh auf, machte sich fertig und ging in die Schule. Dort wurde sie dann wie üblich von ihren Mitschülern ignoriert. Auch wenn sie ignoriert wurde, konnte sie es sich nich verkneifen ein paar Gesprächen zuzuhören. Da niemand mit ihr sprach wusste sie auf diese Weise aber trotzdem so ungefär was in der Schule los war.

Die Meisten sprachen über einen Jungen der ab heute auf ihre Schule gehen solle. Sie konnte nicht leugnen, dass sie auch aufgeregt war. Das war vielleicht eine Chance einen Freund zu finden. Jemand der nichts von ihrer Vergangenheit wusste.

Es wurde augenblicklich still in der Klasse, als der Lehrer den Saal mit einem unbekannten Jungen betrat. Sie erkannte den Jungen von letztem Freitag wieder. Er stellte sich kurz vor und wurde dann vom Lehrer angewiesen sich neben sie zu setzen. 

Sie schaute kurz zu ihm auf. Er lächelte sie an, genau wie ein paar Tage zuvor.

In der Mittagspause blieb der Junge bei ihr und erklärte ihr, dass er sich gerne mit ihr anfreunden würde. Bei dem Gedanken an eine neue Freundschaft wurde ihr ganz warm ums Herz. Über die Tage lernten sie sich besser kennen und wurden zu guten Freunden. Und doch wurde sie von der stetigen Angst begleitet, dass er über ihre Vergangenheit herausfinden und sie, wie alle anderen zuvor, verlassen würde.

Ihre Angst wurde ihr aber schlagartig genommen, als sie eines Tages mitbekam wie ein paar ihrer alten Freunde ihn mitnahmen um mit ihm zu 'reden'. Sie folgte ihnen und versteckte sich hinter einer Wand. Sie belauschte das Gespräch und ihr stiegen Tränen in die Augen als sie verstand worüber sie reden. Sie wollte sich gerade wegdrehen als er anfing zu sprechen. Ihre Augen wurden groß und ihr stiegen noch mehr Tränen in die Augen. Er verteidigte sie! 

Sie ließ sich an der Wand heruntergleiten und umarmte ihre Knie. Er war gerade fertig mit seiner Rede und bog um die Ecke. Als er sie sah, erschrak er und kniete sich zu ihr. Sie hob den Kopf und lächelte ihn an. ,,Danke'', flüsterte sie und umarmte ihn.

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Als ihre Angst verschwand, fing sie an, immer mehr zu lächeln. Tag für Tag wurde ihr Leben heller, Tag für Tag wurde es bunter. Blau, Rot, Gelb, Grün, Lila, Orange, ... ; mit jedem vergangenen Tag wurde es Bunter um sie herum. Und mit ihm an ihrer Seite wurden die Farben nie wieder blass.

Und das war die Geschichte eines Mädchens, dass nach sehr vielen Schwierigkeiten noch einmal die Chance bekam aus ihrem schwarz-weissen Leben zu entfliehen, einen Freund fürs Leben zu finden und wieder Farben zu sehen.


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