Kapitel 2

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Ich streifte meine High Heels ab, öffnete den Reißverschluss meines Kleides, sodass es zu Boden glitt und ließ mich müde ins Bett fallen. Informationen aus diesem Fettwanst herauszuquetschen, war deutlich schwerer gewesen, als ich erwartet hatte. Ständig wollte er fummeln und es war äußerst lästig, ihn immer wieder davon abhalten zu müssen. Doch ich hatte alle Informationen bekommen, die ich benötigt hatte, um meinen Plan zu vervollständigen.

Yakov würde sich in ein paar Stunden an nichts mehr erinnern können. Vielleicht nur noch an eine schwarzhaarige Schönheit, wie er mich mehrmals betitelt hatte.

Erleichtert schloss ich die Augen und spürte bereits, wie mich der Schlaf umhüllte, als mein Telefon die Stille durchschnitt, die sich in meinem Zimmer ausgebreitet hatte. Genervt stöhnte ich auf, drehte mich auf den Bauch und sah nach, wer der Störenfried war.

Ich verdrehte die Augen und überlegte schon, den Anruf meines Bruders einfach wegzudrücken. Doch ich hatte keine Lust, mir wieder einen Vortrag anhören zu müssen, dass ich immer erreichbar sein sollte, wenn er nicht ein Heer seiner Soldaten schicken sollte, um mich aus eventuellen Schwierigkeiten zu befreien. Also drückte ich mit einem Seufzen auf den grünen Hörer und hielt mir das Handy ans Ohr.

»Enzo, es ist drei Uhr, ich bin todmüde!«

Mein Bruder ignorierte meine Beschwerde. »Hast du alles, was wir brauchen, aus ihm herausbekommen, Sorellina?«, fragte er.

»Ja, habe ich. Darf ich jetzt bitte schlafen?«

»Gib mir erst alle Einzelheiten durch«, forderte Enzo. Ich hörte, wie er sich in einen Stuhl fallen ließ, dann drang das leise Klicken von einer Tastatur durch den Hörer.

Es brachte nichts, mit ihm zu diskutieren. Ich würde sowieso verlieren. Also setzte ich mich auf, schaltete meine Nachttischlampe ein und begann, die Informationen wiederzugeben, die Yakov mir so bereitwillig in seinem Verlangen verraten hatte.

»Nikolaj Malikov befindet sich also gerade irgendwo in Russland. Dort wird es schwer, an ihn heranzukommen. Yakov allerdings meinte, dass er in einigen Wochen erneut nach Italien kommt, um hier geschäftliche Dinge mit ihm zu erledigen«, endete ich. »Dann schnappen wir ihn uns.«

Kurz herrschte am anderen Ende der Leitung Stille, dann grummelte mein Bruder zustimmend. 

»Was hast du mit Yakov gemacht, dass er so auspackt?«, fragte er belustigt, aber mit einer gewissen Anzüglichkeit in der Stimme.

Ich schnaubte. »Du bist widerlich, Stronzo

»Es war nur ein Spaß, krieg dich wieder ein«, lachte er, doch ich blieb erst.

Ich hatte ein Regel, die ich befolgte. Unter keinen Umständen, würde ich mit diesen Männern, von denen ich nichts anderes als Informationen wollte, schlafen. Das war nicht meine Art, auch wenn viele der Corvo Sex gerne einsetzten, um schneller an ihr Ziel zu gelangen.

Meine Gedanken schweiften ab. Ich dachte an den Tag zurück, als ich den Entschluss gefasst hatte, mich gegen diese Schweine, die meine Mutter getötet hatten, zu wehren. Mein Bruder hatte schon lange darauf bestanden, dass ich den Corvo – den Raben – beitrat, um meinen Teil zum Geschäft der Familie Veneziano beizutragen. Meine Mutter war immer dagegen gewesen, weil sie Angst um mich hatte. Doch seit ihrem Tod, war mir keine andere Lösung eingefallen, wie ich mich an Nikolaj Malikov, dem Mörder meiner Mamma, rächen konnte. Blut und Waffen verabscheute ich, es gab deutlich harmlosere Wege, einen Mann zum Reden zu bringen: Eine attraktive Frau, Alkohol und eine gewisse Droge, die die Zunge lockerte.

Gegen sexuelle Anspielungen hatte ich nichts, ebenso wenig gegen die Tatsache, dass mich die meisten, die mir in diesem Job über den Weg liefen, nur als Objekt ansahen. Ich provozierte es ja schließlich – das war der Schlüssel zu meinem Erfolg. 

BlutschuldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt