Überraschender Besuch

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Felix' Sicht:

Ich hatte also nach dem Frühstück den Artikel gelesen und war dementsprechend verstört. Nie und nimmer hätte ich Rewi zugetraut einen Menschen zu töten. Ganz zu schweigen von einer Vergewaltigung und dann noch den Jungen zu zerstückeln...

Allein beim Gedanken daran, kam mir mein spärliches Frühstück hoch. Mein Magen drehte sich in mir um. Ich wusste nicht, woher mein Gehirn die abstrakte Fantasie nahm, mir Bilder vorzuspielen, wie Rewi mit einem riesigen Fleischermesser erst die Gliedmaße und dann den Torso zerhackselte. Stück für Stück für Stück...

Aber es steht doch da drinnen, dass eine ganze Gruppe dahinterstecke. Basti muss unschuldig sein! Er ist unschuldig. Ganz sicher.

Wie sehr ich mir auch vormachte, dass er unschuldig sein könnte, es half nichts. Meine innere Stimme der Vernunft sagte mir: "Er steckt mit den zwielichtigen Kerlen unter einer Decke. Du musst dich von ihm fernhalten! Oder willst du so enden?!"

"Nein", flüsterte ich. "Ich will nicht so enden." Ich kratze das letzte bisschen Mut zusammen und versuchte, während ich im Bett lag, Rewis Motive zu ergründen. Er war mich ein Rätsel. Eigentlich war er das doch schon immer.

Er hat mir das Foto geschickt um mich... ähm vielleicht eifersüchtig zu machen? Nein, er weiß doch immer noch nicht meine Antwort. Gott, ist das dumm darüber nachzudenken. Vielleicht hatte er auch die Absicht mir zu zeigen wie geil er ist, um mir schneller eine Antwort zu entlocken oder fand sich unheimlich lustig...Oder er hat doch ein gravierendes psychisches Problem...

Es brachte mir nichts darüber nachzudenken. Ich müsste ihn wenn schon fragen. Mein Handy vibrierte kurz, doch ich ignorierte es. Egal, wer da war, ich würde einfach nicht drauf reagieren. Let's Plays könnte ich auch die nächsten Tage mit den Leuten machen, die anfragen.

Das ist der Stegi-Move. Irgendwie kann ich ihn ja verstehen. Stegi chillt sein Leben und kann sich mit Tim lustig shippen wie er will. Ich frage mich nur, ob sie sich eigentlich wirklich schon mal getroffen haben und so dicke Freunde sind oder ob sie uns allen seidtJahren das nur vorspielen. Warum denke ich überhaupt über dieses "shippen" nach?

"Das bringt doch alles NICHTS!", schrie ich die Wand an. Sie hatte mich mit ihrer freundlichen Farbe auch zu sehr schon provoziert. "Alles ok bei dir?", rief meine Mutter von unten. Sie war es zwar gewohnt, dass ich rumschrie, aber die leichte Besorgnis, die bei ihr mitschwang, kam wohl noch durch den Artikel. "Ja.", gab ich kurz eine Antwort. Dann kam sie plötzlich doch die Stufen hoch und in mein Zimmer. "Felix..." Sie sah, dass die Zeitung zerfleddert auf dem Boden lag und ich wie der letzte Untermensch auf dem Bett lag. Sie schüttelte den Kopf, als würde sie einen Gedanken ihrer selbst verneinen und beendete ihren Satz: "Ich fahr' gleich weg. Pass auf dich auf. Bitte." "Keine Sorge, ich geh' gleich schlafen." "Um die Uhrzeit? Du hast doch noch den ganzen Tag vor dir." Verwundert schaute sie mich an.

Kann man nicht am Morgen auch mal schlafen, wenn nur kranke Psycho Scheiße passiert und man sich wie in einer falschen Welt fühlt?!

"Ich bin nur müde. Ich mach' bestimmt noch was.", grinste ich sie an, worauf sie nur nickend wegging. Der Moment als Mum wegfuhr erleichterte mich und ich konnte kurz meine Augen schließen. Ich träumte von wirrem Zeug mit Basti. Mal kamen alltägliche Situation vor und dann mal wieder welche in denen er mich bedrängte. Seine Lippen auf mich legte und besitzergreifend seine Hände über meinen Körper gleiten ließ. Ich rollte mich verzweifelt hin und her. Noch immer sind diese Träume surreal, abstoßend und auf erregende Weise wohltuend.

Ich bin doch irgendwo kaputt im Kopf. Sehr sehr sehr kaputt.

Das Klingeln der Tür riss mich aus diesen merkwürdigen Traumwelten, in denen ich gefangen war. Da mir wieder einfiel, dass meine Mutter weg war und es somit meine Aufgabe war die Tür zu öffnen, raufte ich mir durch die Haare und zog mich flink um.

Unten öffnete ich die Tür und mir rutschte prompt mein Herz vor Schreck in die Hose. Da standen Rewi und Palle, letzterer winkte mir fröhlich zu, aber ich schlug ohne Vorwarnung die Tür zu. Gut, ich dachte, dass ich sie zuschlug, aber Palle hatte bereits seinen Fuß dazwischen gestellt. "So begrüßt man aber seine Gäste und schon gar nicht seine Freunde.", tadelte er mich.

Jetzt ist die Frage, ob ich weiterhin die Tür zuhalte oder das alles als dämichen Scherz von mir abtue und mich Rewi stelle.

"Haha, Leute das war doch nur ein Scherz." haspelte ich runter. Nervös knetete ich meine Hände und schaute zu Boden. "Na, egal.", meinte Rewi nur begrüßte mich mit einer - für seine Verhältnisse - schüchternen Umarmung. Perplex erwiderte ich diese und löste mich schnell aus seinem Griff. Er fing an mir wieder Angst zu machen. Nicht verbal, sondern mit seiner bloßen Anwesenheit. "Was verschafft mir die Ehre eurer Anwesenheit?", fragte ich mit aufgestetzten Grinsen.

Kann Basti bitte wieder gehen? Danke. Tschüss. Palle kann meinetwegen mitreinkommen, aber Basti...

"Wir wollen dich abholen. Das hab ich dir doch geschrieben.", meinte Rewi. Er funkelte mich an, als er sagte: "Hat der kleine Felix wieder nicht auf sein Handy geschaut? Das macht man nicht. Du könntest wichtige Nachrichten verpassen..." "Wie seine halt.", unterbrach Paluten Rewis beginnende Bedrohungsrede. "Und außerdem wäre es doch mal wieder schön, was zu machen oder hast du etwa schon was vor?", fragte Palle mit hochgezogenen Augenbrauen. "Nö."

Verdammt! Ich hätte sagen sollen, dass ich mich mit wem verabredet habe. Ich Dummkopf!

"Gut, dann können wir dich ja mitnehmen.", mit diesen Worten wollte Rewi mich schon mitziehen, doch ich stemmte mich mit vollem Gewicht dagegen. "Ich bin aber müde und mein Handy ist oben."

Was für eine Ausrede. Probs an mich dafür.

"Das hol' ich schon!" Palle sprintete nach oben und ließ mich mit Rewi unten alleine stehen. Dieser blickte mich nur konzentriert an. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Doch trotzdem brannte mir eine provozierende Frage auf dem Gewissen. "Warum gehst du nicht wieder Spaß mit dem Jungen aus der Disko haben? Oh warte, ich vergaß. Der ist ja zerstückelt worden. So ein Pech aber auch." Ich hatte ihn in der Hand. Ich könnte jederzeit der Polizei einen Hinweis geben, doch dann kam er einen Schritt auf mich zu. "Du bist heute ganz schön vorlaut. Überhaupt würde ich dieses Thema mit dir unter vier Augen besprechen." Eine Gänsehaut kroch meinen Rücken hinauf als er noch "Im Bett versteht sich.", dazu hauchte.





Rewilz auf UmwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt