Sequenz 171

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„Das ist sie!" Thomson verschluckte sich fast an ihrem Energieriegel als Myers sie anstieß und auf eine blonde junge Frau deutete, die in einer Ecke des Labors mit einem älteren Mann sprach.

„Das ist wer?" Rasch kaute Thomson den Rest ihres Riegels auf und schluckte.

„Sag bloß ..." Myers hielt sie am Ellenbogen fest und zog sie etwas hinter zwei große Ladungskisten. „Hast du das vor zwei Wochen etwa nicht mitbekommen?"

„Was?", fragte Thomson verständnislos. „Das sind die Kolonisten. Da waren auch Frauen dabei und ..."

„Himmel, Liza!" Myers sah sich um und senkte die Stimme. „Sie hat es geschafft und sich unseren Chef geschnappt. Mit Hilfe dieser Sporen, die wir jetzt gerade untersuchen." Er machte ein bedeutungsvolles Gesicht und hob beide Augenbrauen, machte eine Geste in die Richtung, in der jene Frau arbeitete. „Die Sporen, die uns alle wie eine Droge überrumpelt haben. Mich, dich ... Ihn auch."

Thompson sah ihn ahnungslos an. „Was? Du meinst Mr. Spock? Quatsch. Geht doch gar nicht. Er ist Vulkanier. Und überhaupt ... eine andere Frau? Niemals. Weiß Chapel das überhaupt schon?"

Myers rollte mit den Augen. „Wo hat du deinen Kopf? In Computern stecken? Das ganze Schiff weißes oder ahnt es, vermutet es. Nur du offenbar nicht?"

„Naja, gehört habe ich so einige abenteuerliche Sachen, abgesehen von meinen eigenen Erlebnissen, aber ich glaube längst nicht alle Landurlaubs Gerüchte. Solche schon mal gar nicht. Vielleicht interessiert es auch nicht immer jeden so wie dich, wer mit wem und so ..."

„Ach, mach mir doch nichts vor", grinste Myers nun spöttisch.

„Ach – okay? Und was hast du so gemacht da unten auf dem Sporenplaneten?"

„Na gut. Soll doch halt jeder seinen eigenen Spaß haben", lenkte Myers rasch ab. „Der Katzenjammer von so einigen hinterher war aber auch kaum erträglich. Ich bin froh, wenn wir auf Basis 27 sind und die Kolonisten und Sporen von Bord. Wusstest du das wir die Labors bewachen müssen, in denen sie gelagert und untersucht werden? Es macht süchtig."

„Ich bin auch froh, wenn das ein Ende hat, dann haben wir die Labors wieder für unsere Gelforschung. Können wir jetzt bitte die Proben holen? Mr. Spocks Laune ist heute schon wirklich schlecht genug, wenn man das bei ihm so nennen kann. Ich will nicht auch noch trödeln." Thomson zog ihren Arm aus Myers festem Griff und steuerte eben jene Frau an.

Sie war eigentlich auch noch immer ärgerlich, dass Myers ihr nicht mit einem Wort erzählen wollte, wo er selber die letzten Tage bei Omicron Ceti III verbracht hatte und ihr immer wieder auswich. Sie vermutete, dass er sich unter dem Einfluss der Sporen mit jemanden anderes vergnügt hatte. Nur mit wem?

„Mrs. ..."

„Kalomi, sagen Sie ruhig Leila." Sie schien bereits auf sie zu warten oder sie zumindest bemerkt zu haben, dass sie zu ihr wollten.

„Mrs. Kalomi? Wir sind aus der wissenschaftlichen Sektion. Das ist Mr. Myers und ich bin Mrs. Thomson. Wir benötigen zwei neutralisierte Proben der Sporen und da Sie sie verwalten ..."

„Das ist Mr. Spocks Abteilung, nicht wahr?", fragte sie freundlich doch bekam einen merkwürdig melancholischen Gesichtsausdruck. „Er wollte wohl nicht selber kommen?"

„Ähm", Thomson wechselte rasche hilfesuchende Blicke mit Myers. „Ja, Mr. Spock ist unser Vorgesetzter und Leiter der wissenschaftlichen Abteilung. Wir haben gehört, sie kennen sich?"

„Das könnte man so nennen, ja", nickte die Kolonistin und bekam einen verbitterten Gesichtsausdruck. „Es wundert mich ehrlich gesagt, dass es nicht schon längst schiffsweit bekannt ist, wie gut wir uns kennen. Warten Sie, ich hole Ihnen Ihre Proben."

„Es ist natürlich bekannt, dass Sie sich kennen, Mrs. Kalomi", antwortete Myers diplomatisch, erhoffte sich vielleicht noch mehr Informationen. „Allerdings ..."

Ein leichter Tritt gegen sein Bein stoppte ihn. Thomson spürte, dass es Mrs Kalomi damit nicht gut ging und warf Myers einen bitterbösen Blick zu.

„Hau ab, ich mache das lieber allein", zischte sie als Mrs. Kalomi mit dem Probenbehälter außer Hörweite war.

„Warum?"

„Siehst du denn nicht, dass diese Frau unglücklich ist? Selbst wenn sie etwas mit Mr. Spock hatte oder es zumindest versucht hat, es ist definitiv nicht gut ausgegangen. Nun geh schon!"

„Bis eben wusstest du nicht einmal ..."

„Geh!"

„Frauen, echt." Myers stöhnte und ging.

Thomson blickte ihm nur kurz nach und drehte sich wieder um. Mrs. Kalomi kam gerade zurück, hielt den Behälter mit Proben in den Händen. Einen Moment blickte sie versonnen darauf, reichte ihn dann an Thomson.

„Ein kleines Stück Paradies. Hüten Sie es gut."

Thomson lächelte gequält. „Wie man es nimmt. Es war ein ziemlich falsches Paradies und sehr gefährlich. Jeder hier hat jetzt so sein Päckchen damit zu tragen. Trotzdem ... danke Mrs. Kalomi und ich wünsche Ihnen alles Gute für ihr nächstes Vorhaben. Soll ich Mr. Spock noch etwas ausrichten?"

Sie schüttelte den Kopf, wirkte etwas traurig. „Machen Sie sich keine Mühe. Genaugenommen ist alles gesagt. Sie kennen ihn ja vermutlich, er macht keine großen Worte. Arbeiten Sie enger mit ihm?"

„In der Wissenschaft, ja ab und an. Er ist mein direkt vorgesetzter Offizier und war auch mein Ausbilder. Der beste und strengste, den man im Computerfachgebiet und in der Wissenschaft bekommen kann. Aber er ist immer fair und ein sehr guter Lehrer."

Mrs. Kalomi sah sie lange und intensiv an bevor sie antwortete.

„Das ist er. Geben Sie ihm das kleine Stückchen Paradies hier und richten ihm Grüße aus."

Thomson lächelte und salutierte. „Das werde ich. Alles Gute für sie."

„Ihnen auch."

***

Thomson ging direkt in den Lift und fuhr in die wissenschaftlichen Labors, hütete die Schachtel wie einen Schatz. Die Begegnung beschäftigte sie. Hätte Myers das nicht erwähnt, hätte sie es vermutlich nur als Randnotiz abgetan, war zu sehr mit ihren eigenen Erlebnissen beschäftigt gewesen.

Nicht Mr. Spock, er war immun gegen so etwas, ein enthaltsamer, streng wissenschaftlicher, logischer Asket. Doch durch diese Frau gewann es nun an Substanz, dass doch mehr hinter dem vulkanischen Wall verborgen war. Oben angekommen ging sie direkt in Labor 3, wo Spock auf die Proben wartete.

„Sir?" Sie reichte ihm die Schachtel mit den zwei Proben.

„Mrs. Thomson? Ich gehe davon aus, Sie bringen die Sporenprobe?"

„Ja Sir. Ich komme gerade von unten. Ein kleines Stückchen Paradies. Ich habe die zwei Proben direkt von Mrs. Kalomi bekommen.", plauderte sie unverfänglich. „Falsches Paradies würde ich eher sagen."

Spock blickte abrupt von seinen Untersuchungen auf und sah sie unverwandt an. „Waren das Mrs. Kalomis Worte?"

„So ... ungefähr. Ich soll Ihnen auch ... Grüße ausrichten."

Sekundenlang stierte Spock sie wie versteinert an, dann schien er es selber zu bemerken und drehte abrupt den Kopf zur Seite.

„Sir? Ist etwas ..."

„Bitte gehen Sie!", schnappte der Vulkanier scharf.

„Sir, wenn Sie ..."

„Mrs. Thomson! Stellen Sie die Proben dort ab und gehen Sie. Jetzt!"

Thomson wusste es besser als noch einen weiteren Versuch zu starten die plötzlich eigenartig angespannte Situation zu entschärfen. Ohnehin war der Vulkanier schon den ganzen Tag kurz angebunden und schroff gewesen. Sie stellte die Proben ab und huschte mit einem raschen Seitenblick auf Spock aus dem Labor, schloss die Tür hinter sich.

Zwei Türen und eine Ecke weiter lehnte sie sich an die Wand und schloss die Augen. „Bist du ein Esel, Liza. Warum plapperst du auch alles aus?"

Weitere fünf Minuten später wurde in Labor 3 das Licht gelöscht und Spock verriegelte es, stieg dann in den nächsten Lift, der ihn hinunter in die Labors der Gondel führte.

TOS Sequenzen 162-172Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt