Fleur Dubois IX

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Mein Herz raste wild wie noch nie zuvor. Konnte das das erste Überbleibsel sein, dass ich von meinem Vater hatte?

Zitternd machte ich mich daran, dass Buch von der Klappe zu lösen und steckte es unter den provisorischen Gürtel, wobei ich gewissenhaft das Hemd etwas herauszog und darüber legte. Einen Blick hinein werfen konnte ich noch nicht, es sollte keiner sehen. Dieses Risiko war es mir nicht wert.
Das Geheimfach schloss ich so leise es ging und stieg dann mit wackeligen Knien und wirren Gedanken die Leiter hinab.

Fabrice ließ nicht lange auf sich warten. Sein dunkler Lockenschopf kam gerade auf mich zu und musterte mich skeptisch.

"Warum die Trübsal, Kumpane?", flüsterte er, immerhin waren wir hier in einer Bibliothek. Locker legte er einen Arm um die Schultern seines kleineren Kumpanen. Die Besorgnis in seiner Stimme war jedoch echt.

"Ich wurde fündig
Vielleicht nicht unbedingt das, was ich erwartet hatte.. aber dennoch fündig. Hat sich deine Suche gelohnt?"

"Ich kann dir nur zustimmen. Gefunden habe auch ich etwas. Doch ich bin ich mir noch unsicher, in wie weit uns das eine Hilfe sein könnte."

In einen der kleineren Nebenräume verschanzten wir uns und ich war heilfroh, dass außer uns hier niemand zugegen war.

"Ich überlasse dir den Vortritt.", forderte ich Brice auf, seine Fündnisse offen zu legen.

"Dieses Buch handelt von Mythen und Legenden."

"Wo ist der Zusammenhang zwischen dem und der königlichen Familie?", fragte ich kurz angebunden und vielleicht auch eine Spur ungeduldig.

Seelenruhig ging Fabrice auf meine Frage ein.
"Es erzählt unter anderem von alten Königreichen, die durch dunkle Magie zu Fall gebracht wurden."

"Das klingt eher nach einer Schaudergeschichte für Kinder.", schnaubte ich belustigt.

"Wer weiß, vielleicht glaubt auch so mancher Erwachsener daran."

"Was für ein Humbug."

"Was verbirgst du denn da eigentlich unter deinem Hemd?"
Fabrice schien auch wirklich nichts zu entgehen.

"Das habe ich zufällig in einem Geheimfach gefunden, als ich um Haaresbreite von der Leiter gefallen wäre."

"Geheimfach?" Seine eben noch schläfrigen Augen waren jetzt hellwach.

"Ja, ich hielt mich an einem Buch fest und betätigte wohl versehentlich einen Hebelmechanismus, denn auf einmal klappte aus dem oberen Regalboden dieses Buch."

Mit spitzen Fingern, die vor Aufregung zitterten, brachte ich es zutage.

"Mon amour interdit", las Fabrice mit geheimnisvoller Stimme.
"Täusche ich mich, oder ist das das königliche Siegel?"

"Ich glaube nicht, dass du dich täuschst.", bestätigte ich seinen Verdacht.

"Lass uns einen Blick hinein werfen."

Mit rasendem Puls öffnete ich das Buch und zum Vorschein kamen verschiedene Handschriften, die sich immer wieder abwechselten.

"Zwei verschiedene Handschriften, zwei Autoren.", dachte Fabrice laut.

Ich räusperte mich und las mit unsicherer Stimme vor.

Unbekannte Schönheit,
Ich kenne dich nicht gut, auch dein voller Name ist mir nicht bekannt.
Und doch will ich dich kennenlernen, du zogst mich in deinen Bann.
Alle reden von mir, ich glänze im goldenen Schein,
nun schreibe ich in ein Buch, sitze hier und denke dein.
Ich hoffe, mein Freund Camille hielt Wort,
legte die Kamelie als Zeichen meiner Bewunderung an den von mir bestimmten Ort.
Dein royaler Bewunderer
T.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 20, 2022 ⏰

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