"Er hatte deinem Vater, Théodore, gedroht, er würde nicht nur deine Mutter Antoinette, sondern auch dich, Florence, verlieren - wenn er nicht ebenfalls verschwand. Und weil er einen weiteren Verlust nicht hinnehmen konnte, nicht hinnehmen wollte, ließ er dich bei deiner grandmerè."
Das verstand ich nicht. Ein Blick zur Seite verriet mir, dass es Fabrice nicht anders ging.
"Fleur. Mein Name ist Fleur.", stellte ich dann erstmal die Fakten richtig.
Selbst in meinem leicht benommenen Zustand war ich mir meines Namens im Klaren."Wenn du schon nicht Fleurs Namen kennst, woher sollten wir dann darauf vertrauen, dass du die Wahrheit sprichst? Woher beziehst du diese Information, Camille? "
Mittlerweile war Fabrice aus der Nische gestiegen, war Angesicht zu Angesicht mit Camille in dem kleinen kühlen Raum, sein Haupt nur spärlich von weißem Mondlicht beschienen.
So, wie er da groß und breitschultrig vor Camille stand, sah er schon bedrohlich aus. Keine Frage, er fühlte sich verwundbar. Wir sprachen hier immerhin über Henrie, seinen Vater.
Mit dem Gesprächsthema Eltern, begab sich Camille auf fremdes Terrain. Das konnte ich besser als jeder andere verstehen.Camille wechselte von seinem provozierten Gesprächspartner zu mir.
"Er ging und ließ dich und deine grandmerè, die Familie, zurück. Ich kannte deinen Vater schon seitdem er sich in deine Mutter verliebt hatte. Auf dem Markt hatte er sie immer aufgespührt und aus der Ferne bewundert. Das barg in seiner Position einige Schwierigkeiten. Ich half ihnen mittels der Florographie Treffen zu arangieren. Wir waren gute Freunde, dein Vater und ich."Camille machte eine kurze Pause und sah uns abwechselnd an. Nun bemerkte auch er, dass Fabrice ungeduldig wurde, sich jedoch nicht mehr so vor ihm aufbaute.
Einerseits sollte Camille ruhig weiter über meine Eltern sprechen. Es war Musik in meinen Ohren, dass man endlich von ihnen sprach. Ganz ohne Missbiligung und Beleidigung.Andererseits war mir klar, dass er die schönen Ausschmückungen überspringen und zum hässlichen Teil der Geschichte kommen musste.
Die Spannung in dem kleinen Raum stieg weiterhin, genauso in der Geschichte.
"Dein Vater fragte mich um Rat, er wollte nicht die Familie ohne Mann im Haus zurücklassen. Der euch für alle Fälle verteidigen würde, was auch immer es koste. Noch viel weniger wollte er, dass Henrie seine Drohung wahr machte.. und so ging er und machte sich auf die Suche nach deiner Mutter. Aber erst, nachdem er für den schlimmsten Fall vorgesorgt hatte - groß sind die Gefahren unterwegs. Viele Risiken wie Räuber, Wetterschlag, Schiffbruch und Piraten, wilde Tiere, arglistige Wirte und verrufene Fährleute - ihr kennt sie alle. Théodore nahm all diese Risiken für dich und deine Mutter in Kauf, in der Ungewissheit, jemals wiederzukehren.
Er ging erst, als ich ihm versprach, alles in meiner Macht stehende zu tun, euch zu schützen und er mich als Stellvertreter für die Zeit seiner Abwesenheit bestimmte. "Fabrice war wie angewurzelt, aber seine Schultern fielen leicht in sich zusammen. Er musste realisiert haben, dass Henrie, sein Vater, mich als Druckmittel genutzt hatte.. um meinen Vater irgendwie... ja, loszuwerden.
Warum hatte er das getan?Camille erkannte den Ernst der Situation und, dass es für ihn nun an der Zeit war, zu gehen.
"Ich empfehle mich nun. Wenn deine Großmutter vom Abtritt wiederkehrt, danke ihr bitte für die Einladung und den äußerst angenehmen Abend."
Ein diskretes respektvolles Zunicken und er wandte sich von uns ab.Als Camille schon den Raum verlassen hatte, sah ich ihm noch nach.
Trotzdessen, dass er nicht mehr anwesend war, blieb die greifbare Spannung.Eine Weile noch stand ich so inmitten des Raumes, bis ich mich dann Fabrice zuwandte.
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Fleur Dubois
Chick-Lit"Erschlagen von der Mächtigkeit meiner Gefühle, die mich durch und durch zu kontrollieren schienen, ließ ich das Gemälde los. Lautlos segelte es zu Boden und verschwamm mit Erinnerungen aus meiner Kindheit zur Zeit dessen, als meine Mutter noch hie...