Ich werde von Sonnenstrahlen im Gesicht geweckt. Anscheinend habe ich tatsächlich die letzte Nacht komplett auf dem Sofa verbracht. Langsam richte ich mich auf und strecke mich.
Als ich aufstehe um mir eine Flasche Wasser zu holen, lasse ich meinen Blick einmal aus dem großen Fenster in meinem Wohnzimmer schweifen und sehe, wie seit geraumer Zeit schon, die Erde in der Ferne, welche unendlich scheint. Sie sieht wunderschön aus. Einfach perfekt - als gäbe es dort keine Sorgen und keine Gefahr. Doch der Schein trügt. Deshalb bin ich doch etwas froh, dass unsere Mission abgebrochen wurde und wir nicht diejenigen sind, die herausfinden müssen ob die Erde noch zu verstrahlt ist.
Das kühle Wasser fließt langsam meine Kehle runter und ich atme einmal tief durch. Die letzten Tage waren auf einen Schlag sehr verwirrend und überrumpelnd. Ich beschließe, dass ich duschen gehen sollte und mache mich auf den Weg ins Bad.
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Der Hunger hat mich in die Kantine unserer Station geführt, wo ich mir gerade mein Tablett mit Frühstück belade. In der Kantine befindet sich gerade Gott sei Dank niemand, den ich kenne oder der mich kennt. Von daher habe ich das Privileg alleine zu sitzen und einfach mein Essen zu genießen. Theoretisch könnte ich auch in meiner Wohnung essen, doch nach einem Jahr in der Skybox sieht es schlecht mit Lebensmitteln dort aus.
Das einzige was mir gerade fehlt: der Kaffee. Zwar habe ich bereits ein Jahr ohne Kaffee in meiner Zelle in der Skybox ausgehalten, doch vermisst habe ich ihn dort auch.
In meiner Wohnung gibt es eine Kaffeemaschine. Diesen Luxus hat nicht jeder. Diesen kann ich mir auch nur wegen meiner Eltern leisten... Mein Vater war der beste Ingenieur auf der Ark und meine Mutter ist Ärztin. Beide sind - beziehungsweise waren - sehr wichtig für unser Leben auf der Raumstation. Die meisten in meinem Alter haben eventuell eine Wohnung mit zwei Zimmern, kleinen Fenstern und ohne Kaffeemaschine oder gar Küche. . Also kann ich mich mit Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer und großem Badezimmer sehr glücklich schätzen. (Eventuell habe ich noch ein weiteres Zimmer...). Hatte schon Angst, mir würde das weggenommen werden nach meiner Verhaftung.Nach meinem ausgiebigen Frühstück beschließe ich erstmal, meinen Vorrat an Lebensmitteln aufzufüllen.
In Gedanken versunken und voller Vorfreude auf einen Kaffee mache ich mich mit dem großen Korb wieder auf den Weg zurück zu meiner Wohnung. Allerdings werde ich aufgehalten bevor ich dort ankomme. "Clarke Griffin?", fragt eine männliche Stimme hinter mir. Marcus Kane. Ich drehe mich langsam um, mit der Erwartung dass ich schon wieder festgenommen werde. "Meine Mum sagte, es gäbe einen Deal. Meine Strafe-", er unterbricht mich. "Das weiß ich. Es geht um etwas anderes. Abby möchte mit dir sprechen. Folge mir bitte", weist er mich an.
Die zwei Wachen die bis eben noch hinter ihm standen gehen nun an meiner Seite während ich Kane's Anweisung nachkomme und ihm folge. "Ist alles okay mit meiner Mum?"
Er antwortet nicht. Wir biegen ein letztes Mal ab und er öffnet mir die Tür zu einem Büro. "Nach dir."
Ich betrete den Raum und erblicke sofort meine Mutter auf einem der Stühle sitzen. "Hallo Clarke. Setz dich."
Keine liebliche Begrüßung, keine Nachfrage meines Wohlergehens - es muss ernst sein. Verwirrt schaue ich zwischen ihr und dem stellvertretenden Ratsvorsitzenden, der mittlerweile auch den Raum betreten hat, hin und her. Dann stelle ich den Korb ab und lasse mich auf den Stuhl, links neben meiner Mum, fallen. Ich erwarte eine Erklärung. Es dauert nicht lange, bis Kane das Wort ergreift: "Clarke, du musst viele Fragen haben. Deine Mutter hat mir von deinem Ausflug zur Intensivstation gestern erzählt. Weißt du noch was du dort gesehen hast?"
"Ich weiß nicht wovon Sie reden.", entscheide ich mich nach kurzer Zeit zu lügen.
"Clarke, das ist ernst. Erzähl ihm was du gesehen hast", spricht mir meine Mutter von der Seite zu und nimmt meine Hand, welche auf meinem Knie ruht.
"Nichts besonderes. Eine junge Frau mit schwarzer Farbe im Gesicht, denke ich."
Ich schließe kurz meine Augen um mich genau daran zu erinnern, wie sie aussah. "Sie war am schlafen, ich konnte sie nicht erkennen", fuhr ich dann fort.
"Sehen Sie?", fragt meine Mutter plötzlich an Kane gerichtet. Dieser lehnt nur an seiner Kommode und sieht skeptisch von meiner Mum zu mir. "Weißt du, wieso eure Mission abgebrochen wurde?"
"Nun... Da niemand bereit war, meine Fragen zu beantworten...", ich sehe kurz vorwurfsvoll zu meiner linken und schenke meine Aufmerksamkeit dann wieder dem Mann vor mir um fortzufahren. "...kann ich das leider nur verneinen. Kann mich jetzt vielleicht mal jemand aufklären?"
Sonst finde ich es irgendwie auch selber raus, füge ich in Gedanken hinzu.
"Abby, ich denke dass es das Beste wäre wenn ich mit Clarke alleine spreche."Kane bewegt sich wieder zur Tür und hält sie demonstrativ auf, den Blick auf meine Mutter gerichtet. Sie schaut einmal besorgt zu mir und drückt meine Hand kurz. Ich versuche ihr mit einem zuversichtlichen Lächeln mitzuteilen, dass es okay ist und sie gehen sollte. Daraufhin verlässt sie still den Raum.
"Nun, Clarke... Ich möchte dir alles Nötige erklären und deine Fragen beantworten. Allerdings verlange ich etwas im Gegenzug."
Ich sehe ihn konzentriert an und warte auf seine Forderung. "Alles was in diesem Raum jetzt gleich besprochen wird, bleibt in diesem Raum. Kein Wort zu niemandem. Die einzigen die involviert sind, sind deine Mum, der Ratsvorsitzende, gleich du und ich. Es hat höchste Priorität, dass das so bleibt. Hast du das verstanden?"
Kurz überlege ich, ob ich es dann wirklich wissen möchte, was auch immer es ist... Entweder es ist etwas, was mein Leben für immer verändern wird, oder alle machen viel zu viel Drama um nichts. Die Neugierde siegt.
"Was auch immer, Sie haben mein Wort."
"In Ordnung. Es fing alles an, als wir 100 Jugendliche zur Erde schicken wollten. Alles war vorbereitet, seit Monaten. Alle waren bereit um das Dropship zu betreten. Doch bevor dies möglich war gab es einen... Zwischenfall."
Er sah an mir vorbei, sein Gesichtsausdruck sehr konzentriert, als würde er darüber nachdenken, wie viel er mir wirklich erzählen sollte. Dann fuhr er fort: "Wir haben unser Leben lang gedacht, dass Leben auf der Erde unmöglich sei und sie daher unbewohnt ist."
Meine Augen weiten sich. Dem ist nicht so fügt mein Kopf selbständig hinzu.
"Genau.", holt mich Kane plötzlich aus meinen Gedanken, die ich entweder aus Versehen laut gedacht habe, oder mir ins Gesicht geschrieben waren.
"Wie-", will ich anfangen, doch werde erneut unterbrochen.
"Wissen wir nicht. Noch nicht. Zurück zu diesem... Zwischenfall. Es wurde eine Rakete entdeckt, die uns gefährlich nah kam. Dennoch ließen wir sie andocken und erlaubten den Leuten Zutritt. Sieben -mehr oder weniger lebendige- Menschen... Von der Erde."
Er sieht ungläubig durch den Raum, als würde er seinen eigenen Worten selber nicht richtig trauen können und bleibt vorerst still.
"Leute... Von der Erde?!", wiederhole ich. "Lebendige... Echte... Menschen von der Erde... Auf der Leben unmöglich schien?!", stammel ich nur vor mir her.
Nach einem weiteren stillen Moment kommt mir eine Frage in den Sinn: "Woher wissen Sie, dass sie sicher von der Erde kommen?"
"Das war das einzige was sie bis jetzt zu uns gesagt haben. Fünf von ihnen sind daraufhin komplett zusammengebrochen. Immer noch nicht ansprechbar. Die anderen beiden reden nicht."
Nicht sicher, wie ich nun reagieren soll, geschweige denn was ich sagen soll, legt sich meine Stirn in Falten. "Das Mädchen, welches du gestern auf der Intensivstation gesehen hast, ist eine von ihnen. Sie hat eine Art... Farbe... Im Gesicht. Vielleicht eine Art Kriegsbemalung oder so."
"Geht es ihr gut? Wird sie wieder gesund?"
Irritiert, wieso dies meine erste Frage über sie ist, fange ich an meine Hände zu drücken.
"So wie es aussieht hat sie einfach einen Schock erlitten und die letzten Tage keinen Schlaf abbekommen. Sie liegt in einer Art künstlichem Koma. Was auch immer passiert ist - die Erde scheint nicht sicher zu sein. Wir werden sie bei uns leben lassen. Spätestens wenn alle von ihnen wieder bei Kräften sind erwarten wir, dass sie mit uns über alles reden", erklärt Kane.
"Ist meine Mum also die einzige die diese Leute nun behandeln soll? Wenn kein anderer der Ärzte Bescheid weiß?"
"Ja. Abby wollte nicht, dass du etwas darüber weißt, da es gefährlich sein könnte. Doch ich habe dir das unter anderem erzählt, weil ich hoffe dass du deiner Mutter helfen könntest. Die meisten sind eher in deinem Alter. Vielleicht würden sie dir eher vertrauen und mit dir reden."
Ohne ihm darauf zu antworten möchte ich erst meine weiteren Fragen beantwortet bekommen. "Was ist mit den anderen 99 Jugendlichen, die eigentlich mit auf die Erde geflogen wären?"
Er atmet einmal tief durch, offensichtlich enttäuscht dass ich nur eine Gegenfrage gestellt, anstatt eine Antwort gegeben habe. "Die sind vorerst wieder in der Skybox."
"Werden sie mit 18 gefloatet? Wieso bin ich nicht wieder dort?"
"Clarke, alles was ich dir sagen kann ist Folgendes: geh deiner Aufgabe nach, Abby mit den Groundern zu helfen und behalte es bloß für dich. Wenn du diese zwei Dinge befolgst, wird dir nichts passieren. Alles geht normal weiter wie vorher - nur mit sieben Menschen mehr."
"Sieben Menschen, Groundern, von denen keiner was erfahren darf."
"Vorerst.", bestätigt er meine Annahme.
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Skaikru
FanfictionWas, wenn Clarke nicht auf die Erde geschickt, sondern ein paar Grounder auf die Ark geschickt worden wären? Wie würden sie miteinander klarkommen und welche Beziehungen würden sich bilden?