Part 5

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Die Tür fällt hinter mir ins Schloss und ich bleibe noch einen Moment stehen, um in meinem Kopf zu verarbeiten was gerade passiert ist. Lexa. In meinen Gedanken wiederholt sich der Name wieder und wieder bis ich mich umdrehe und ein letztes Mal durch die Glasscheibe schaue, um sicher zu gehen dass ich das Geschehene nicht nur geträumt habe.
Ich habe soeben mit einem Menschen von der Erde gesprochen . Ich kann es nicht fassen und beobachte nur kurz ihre Bewegung bevor ich ihr Privatsphäre gebe und mich auf den Weg zu meiner Mum mache.
Dann klopfe ich an ihrer Tür und sie bittet mich sofort rein.
"Hallo Schatz, ist alles in Ordnung?" Sie lässt von dem Pc ab an dem sie bis eben konzentriert gearbeitet hat und schenkt mir ihre volle Aufmerksamkeit. "Ich denke, schon... Das Mädchen, Lexa, ist aufgewacht...", erkläre ich und merke wie ungläubig ich mich anhöre. Meine Mum scheint auch überrascht zu sein, denn ihre Augen werden vor Euphorie automatisch etwas weiter. "Das ist super! Sie hat direkt mit dir gesprochen?", fragt sie und stützt sich mit ihren Ellbogen auf dem Schreibtisch ab. "Nun ja... Sie hatte schließlich keine andere Wahl. Sie ist nach einem Alptraum aufgeschreckt und ich habe versucht sie zu beruhigen."
"Soll ich nach ihr sehen? Wir sollten noch ein paar Untersuchungen durchführen." Sie macht Anstalten aufzustehen und fährt währenddessen fort: "Wir müssen wissen was mit der Erde ist! Und vielleicht-.", ich unterbreche sie, indem ich sie am Handgelenk packe: "Mum, sie braucht Ruhe!"
Nun schaut sie mich erschrocken an und setzt sich wieder hin. "Ich denke, das ist nicht so leicht wie wir uns das vorstellen. Sie hatte riesige Angst. Zwar hat sie geredet, doch vertrauen tut sie uns nicht. Noch nicht, verstehst du?"

Verzweifelt breche ich den Blickkontakt und fahre dann fort: "Wir sollten ihnen mehr Zeit geben. Es wird einen guten Grund haben, dass sie plötzlich hier auftauchen und erstmal zusammmenbrechen. Sie brauchen unsere Hilfe, allerdings können wir nicht verlangen, dass sie uns sofort vertrauen und bereit sind über die Geschehnisse da unten zu sprechen, okay?"
Jetzt schaut sie mich noch entsetzter an und ist scheinbar für einen Moment sprachlos.
Dann findet sie ihre Worte wieder: "Ich verstehe dich. Aber Jaha und Kane werden nicht länger warten wollen, als nötig. Wer versichert uns denn, dass wir ihnen vertrauen können?"
Sie nimmt eine meiner Hände zwischen ihre und sucht wieder Blickkontakt. "Es ist super süß von dir, dass du dich um sie sorgst. Doch wir müssen uns erst um unser eigenes Wohl sorgen. Und wenn dazu zählt, dass wir so schnell wie möglich von ihnen erfahren müssen weshalb sie hier sind, dann ist das eben so. Bitte versteh das, Clarke. Sie sind Fremde."
Bei ihrem letzten Satz ziehe ich meine Hand wieder aus ihren und werde etwas wütend. "Sie sind auch nur Menschen!", sage ich etwas laut. "Fragt doch die anderen zwei aus, die die ganze Zeit schon nutzlos in ihrem Zimmer rumsitzen! Ich kümmere mich um Lexa."
Ich kann nicht erklären, wieso genau ich so wütend von den Worten meiner Mutter geworden bin, doch es war als hätte sich ein Schalter umgelegt. Tief in mir weiß ich, dass es wichtig ist, unsere Leute zu schützen... Doch in meinen Augen ist das Wohlergehen dieser sieben Menschen nicht weniger wert, als das unsere.
Als ich mich in Richtung Ausgang bewege höre ich noch geradeso die Antwort meiner Mum: "In Ordnung, aber sag mir Bescheid wenn etwas sein sollte."
Ich drehe mich nicht mehr um, stattdessen führe ich meinen Weg aus dem Büro fort und atme dann vor Erleichterung aus.

Auf dem Rückweg zu meiner Wohnung gehe ich nochmal an Lexa's Zimmer vorbei um zu sehen, ob alles in Ordnung ist.
Als ich dort ankomme und durch das Fenster schaue, sehe ich die Brünette auf dem Bett sitzen. Ihre Beine hängen an ihrer rechten Seite raus und die Füße baumeln knapp über dem Boden. Sie scheint in Gedanken versunken zu sein. Es muss so langweilig sein, den ganzen Tag alleine in diesem Raum zu sitzen...
Ein Teil in mir sagt mir, dass ich es gut sein lassen sollte, doch ein anderer Teil möchte ihr Gesellschaft leisten und hat eventuell eine blöde Idee.
Ich schließe meine Augen und gehe die Vor-und Nachteile jeder Möglichkeit durch. Die blöde Idee gewinnt.
Aus Höflichkeit klopfe ich vorsichtig an der Tür und warte kurz ab. Dann betrete ich den Raum und falle sofort wieder in den Bann ihrer strahlend grünen Augen. Es dauert ca. 5 Sekunden bis ich endlich meinen Mund öffne: "Hey, du."
Sie lächelt leicht und antwortet ohne den Augenkontakt zu brechen: "Hallo Clarke."
"Ich wollte dich nicht stören, nur kann ich mir nicht vorstellen dass dieses Zimmer so interessant ist und du vielleicht lieber etwas anderes sehen möchtest...", sage ich etwas verlegen.
Ihr Blick zeigt, dass sie etwas verwirrt ist, doch gleichzeitig scheint sie neugierig zu sein. "Sagtest du nicht, dass deine Mutter noch Untersuchungen vornehmen muss?"
"Nunja... Ich habe sie überredet, dass das warten kann. Sie wird nicht nach dir sehen, bis ich das Okay gebe."
Ich lehne mich mit dem Rücken gegen die Tür und muss wegen meiner eigenen Worte lächeln.
"Ich meine, du kannst auch erstmal hier bleiben und dich erholen. Wenn dir das lieber ist."
Nach einem kurzen Blick auf ihre Hände in ihrem Schoß, antwortet sie: "Erholen von einem 5-tägigen Schlaf?", und lacht kurz.
Es ist das erste Mal dass ich sie lachen höre. Ich bin mir sicher dass es das schönste Geräusch ist was ich bisher auf dieser Raumstation gehört habe und sofort möchte ich es erneut hören.
Als ich bemerke, dass ich fast genau das gleiche nach meinem Schlaf gedacht habe, muss ich kurz schmunzeln.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich sehe wie Lexa die Anstalt macht aufzustehen. "Warte, ich helfe dir."
Sofort eile ich an ihre Seite und stütze sie an ihrem Arm, woraufhin sie mich dankbar ansieht. Es vergehen 2 Sekunden, 3 Sekunden, ich bin mir sicher es vergehen 5 lange Sekunden bis ich merke, wie nah wir uns sind und lasse dann von ihren Augen ab.
"Du möchtest sicher duschen..."
Lexa wirft mir noch einmal einen verwirrten Blick zu und dann brechen wir beide in Lachen aus.

-

Im Hintergrund läuft meine Lieblingsplaylist während ich mich auf mein Sofa fallen lasse und über die Rückenlehne aus meinem großen Fenster auf die Erde schaue.
Die Farbe die mich von der Erde am meisten fasziniert war schon immer und ist noch immer grün. Aus meinem Fenster kann man nicht allzu viele Details erkennen, doch natürlich haben wir Bücher wo man Bilder der Erde sehen kann. Sehr inspirierend sind die Wälder auf der Erde. Als ich klein war, habe ich mir einige Bilder in Büchern von ihnen angesehen und angefangen, sie selber zu malen.
In meinem Kopf und auf meinen Bildern sind immer Tannen zu sehen. Riesige Tannen... Dunkelgrün im Regen. Zwar stelle ich mir auch Tiere im Wald vor, allerdings sieht man selten welche auf meinen Bildern. Dafür sind die Tannen umso detaillierter und ich benutze für fast alles verschiedene Grüntöne.
Ich beobachte den Planeten in der Ferne und lege meinen Kopf in meinen Armen auf der Lehne ab. Dann fallen mir die Augen zu.

Überall um mich herum ist es grün. Die Bäume, das Gras auf dem Waldboden, sogar der Himmel zeigt neben grau und blau einen Hauch von grün. Erst ist es still. Ich drehe mich einmal um mich selbst, nur um zu bemerken dass alles gleich aussieht. Dennoch fühlt es sich vertraut an, ich fühle mich wohl.
Plötzlich höre ich etwas in der Ferne. Schritte, die auf mich zukommen. Leise Schritte, die langsam näher kommen und dann ein Lachen. Ein wunderschönes Lachen, welches niemals mehr aufhören soll.
"Das Lied ist schön.", ertönt die bis eben lachende Stimme hinter mir und auf einmal nehme ich Musik wahr. Ein Lied, welches ich bereits oft gehört habe:

'Look at the stars
Look how they shine for you
And everything you do
Yeah, they were all yellow...'

Ich möchte mich gerade drehen, um das zugehörige Gesicht zu sehen, doch plötzlich wache ich wieder aus meinem Traum auf.

'I came along
I wrote a song for you
And all the things you do
And it was called yellow...'

Das Lied, welches ich in meinem Traum gehört habe, wird langsam klarer. Es läuft im Hintergrund weiter, während ich langsam meine Augen öffne, welche sofort in meinem Türrahmen hängen bleiben. Denn dort steht sie angelehnt, mit verschränkten Armen. Lexa. Frisch aus der Dusche, mit meinen Klamotten am Leib. Ich mustere sie ungewollt von oben nach unten und zurück. Sie trägt ein schwarzes, enges Top, eine graue, lockere Jogginghose und schwarze Socken. Ihre langen, dunklen Haare sind noch nass und hängen zu ihrer rechten Seite hinunter. Wunderschön...
Als ich wieder bei ihren grünen Augen ankomme, fällt mir auf wie ich sie angestarrt haben muss, woraufhin ich mich kurz räuspere und wieder richtig auf das Sofa setze.
"Setz dich doch", schlage ich schnell vor und tippe mit meiner Hand neben mich auf den Platz.
"Danke... Das war wirklich... Entspannend", sagt sie, woraufhin ich aufstehe und langsam in Richtung Küche gehe.
"Möchtest du etwas trinken? Oder essen?"

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