Die weißen Vorhänge der versteckten Realität, werden den Augen, der Design - Studentin entrissen und ihr wird die skrupellose und eiskalte Wahrheit offengelegt.
Von Traumas bis hin zu vergessenen Erinnerungen, wacht sie an einem unbekannten Ort auf...
Ich mag den Regen. Der Regenverlust mit dem ureigenen Rückschlag betten sich mit den grauen Wolken in mein Inneres ein und drosseln meine Isolation.
Kann man benennen, was der Grund für meine Affirmation in Hinsicht auf den Wolkenbruch ist? Ist es meine verlorene Sehnsucht nach einer Stabilität? Meine seelenlose Begierde nach Resonanz? Oder meine alleinige Suche nach unbeschränkter Freiheit?
Auf der Boulevard in Speyer bewegt sich mein entseeltes Ich fort und genießt das Panorama der Kirschblüten, die langsam mit ihrer Schönheit die Geistesgegenwart der - dominanten und lebenden - Menschenexistenz auf sich zieht.
Der frische Wind, der durch meine unansehnlichen Haare weht, verleiht mir vorübergehend einen Flair eines Neuanfangs. Ein neu aufgeschlagenes Kapitel. Der Anbruch einer neuen Saison, die von vielen als ein Beginn genutzt wird. Frühling.
Die Saison, die für viele eine Metapher eines Neustarts ist, ist mein Ausklang. Meine personalisierte Reminiszenz. Ein Appell an die Realität.
Die Realität, die mir ein Lebensjahr genommen hat, um es endlich akzeptieren zu können. Die Tatsache, die mich in meine Separation gedrängt hat. Abgeschottet und distanziert von all den Lügen und den Handgreiflichkeiten, die gegen mein Selbst verwendet wurden.
Ich habe mich geschützt. Ich dachte ich hätte mich geschützt.
Fern von kommunizierenden Wesen. Fern vom Negativem. Ich dachte ich werde verrückt. Nicht mehr vollkommen bei Verstand, wenn ich diese Routine weiterführe. Diese Monotonie und diese Abschottung schreien nach Abwechslung. Nach Leben.
Weg vom Arbeiten. Weg vom Schlafen. Weg vom Essen. Ich brauche Farbe. Etwas woran ich mich festhalten kann und eine Motivation finde.
Heute soll dieser Frühling nicht mehr mein Ende sein. Es soll ein Neuanfang werden. Ein Neuanfang für meine Gedenken. Eine Vergebung für meine Sünden. Eine Chance für meine Narben. Ein Start für ein verdientes Leben.
«Lilith! Komm her. Familienfoto!» Eine Drei-Köpfige Familie posiert unter den Kirschbäumen und schoss mit Hilfe eines Stativ's eine für immer bleibende Erinnerung. Ein stolzer Ehemann und Vater. Eine liebende Ehefrau und Mutter. Ein kleines Mädchen, die ihre Kindheit ausleben darf. Eine Familie.
Dann fällt mein Blick wieder auf die Besonderheit dieser Bäume. Warum sympathisieren wir das Dasein dieser Bäume? Sollten nicht auch Andersartige einen genauso großen Augenmerk bekommen?
Liegt es an der Bedeutung? Fühlen sich viele aus diesem Grund angesprochen und identifizieren sich mit ihnen? Trägt jeder Leid mit sich, die sie versuchen mit etwas zu vergleichen oder gleichzustellen, nur um im Nachhinein sagen zu können, man ist nicht alleine? Jemand oder etwas versteht mich?
Schönheit. Es ist vermutlich die vollkommene Schönheit dieser einzigartigen Wesen, die jeden einzelnen Bewundern lassen. Vielleicht ist es ihre Reinheit und perfekte Form, die ein Augenmerk sind.
Oder ist es die Zerbrechlichkeit und die Vergänglichkeit dieser Bäume? Diese Blüten weilen nur einige Wochen. Vielleicht einen Monat. Und dann verschwinden sie und werden wieder von den Menschen normalisiert und vergessen.
Diese Bäume haben eine besondere Zeit, in der sie sich von der besten Seite zeigen. Diese drei Wochen strahlen so viel Positives aus. Diese 21 Tage verleihen uns eine schöne Erinnerung. Diese kurze Zeitspanne lässt den einzelnen Individuum Nachdenken, um ihn auf ein Neuanfang anzulocken.
Was geschieht danach? Du entscheidest dich für einen der beiden Wege. Entweder nutzt du diese Chance und beginnst einen neuen Lebensabschnitt. Oder du gibts auf und wartest weitere 365 Tage auf einen Neuanfang.
Ich gehöre zu den Aufgegebenen. Ich habe die letzten Jahre immer aufgegeben, nicht einmal die Chance genutzt. Ich will nicht, wie diese Kirschblüten, nur eine kurze Zeit besonders sein und danach wieder vergessen und benutzt werden.
Denn meine Interpretation, die ich aus diesen Lebensprozess, diese Routine dieser Bäume deute ist die, dass Schönheit vergänglich ist und Menschen nur diese Seite an dir sehen wollen. Keiner will deine verkorkste, benutzte, unreine Seele sehen. Erst wenn du dich eine lange Zeit geheilt hast und stark geworden bist, nutzten sie dich auf's Neuste aus und werfen dich wieder weg.
Vor drei Wochen stand ich genau an der selben Stelle und habe mir die kleine glückliche Familie unter den Bäumen angesehen. Ob sie auch auch in dieser Gegenwart ein Lächeln auf dem Gesicht tragen und mit ihrer positiven Ausstrahlung andere beglücken? Ich hoffe es.
Nicht noch eine Familie hat es verdient, dass ihnen das Glück, die Freiheit und die Bindung weggenommen wird. Nicht noch eine Familie sollte zerbrechen.
Den selben Weg einschlagend, laufe ich auf der Boulevard und beselige meine Augen mit den umherfliegenden Glühwürmchen. Das Licht dieser Wunderwesen und die Blüten verleihen mir ein starkes und sehr positives Fluidum. Der Wind motiviert meine Seidenhaare zum tanzen und lässt mich für einen Moment meine Augen schließen. Die frische Luft inhalierend, erfreue ich mich über den Klang der Natur.
Wird es wohl doch wieder mein Ende sein und nicht mein Anfang? Werde ich wieder dieses Leid durchmachen müssen und genießen einfach den Moment und vergesse alles um mich herum?
Mit diesen Fragezeichen in meinem Kopf, nahm ich wieder meine Umgebung wahr und beendete meine Sicht auf die schwarze Leere.
Ohne es zu wollen, erwärmt sich mein Herz bei seinem Anblick und meine angespannten Muskeln lassen sich formlos fallen.
Während die Blütenblätter zwischen der Distanz von uns beiden, den Weg zum Boden finden und langsam ihre äußerliche Schönheit verlieren, sieht er mich immer noch mit diesen wunderbaren Augen an und verliert keine Sekunde diesen Eindruck. Nur mich sieht er mit diesen Augen an. Nur ich habe die Priorität seins zu sein.
Ich bin mir sicher. Ich werde diesen Neuanfang meistern. Und er wird der Grund für meinen Erfolg.
Denn er betrachtet mich wie eine Kirschblüte, die niemals ihren Glanz verliert.
@Caramel
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
A/N: Dieses Kapitel hat mich echt viel Energie und Zeit gekostet. Puh hab's endlich geschafft. Wollte es kurzfristig posten und freue mich natürlich über euer Feedback <3
