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Caramel

«Mama! Ich bin wieder da!»
Unglaublich aufgeregt darüber ihr die gute Nachricht zu überbringen, befinde ich mich in einem komplizierten Labyrinth, um aus den Fängen meiner Jacke und meiner Tasche zu kommen.
Manchmal wunder ich mich selbst, wie ich es schaffe überhaupt zu denken.

Meine Brauen miteinander verbindend, erhöht sich, durch die Stille im Haus, mein pessimistisches Bauchgefühl.
Monotonie getreu sollte ihre Stimme die Zeilen ihres Lieblings-Stück's singen und mich schon an der Türquelle willkommen heißen.
Wo ist sie?

«Mom?»
Vorsichtig bedacht meine Paranoia nicht zu erwecken und an brutale Szenarien zu denken, die mich in meiner Kindheit schon verfolgt haben, zwinge ich mir Bilder in mein Kopf ein, die mich beruhigen und meine Zwangsgedanken in eine positive Stimmung wenden würden.

Ich habe oft genug einen Therapeuten aufgesucht, um diese Gewaltszenen aus meinem Kopf zu bekommen, die mich schon seit langem verfolgen.
Ich konnte sie eine lange Zeit vorbeugen, aber sie tauchen immer wieder auf, wenn ich Angst habe.
Ein persönliches Kindheitstrauma.

Mit ganz weichen Schritten suche ich die Küche auf, da es dieses Gebiet ist, wo sich meine Mutter meistens aufhält.
Jeden Tag macht sie eine andere Spezialität. Baklava, Sarma, Lahmacun...
Obwohl wir zu zweit sind, gibt sie sich dennoch Mühe uns immer das Beste aus dem Tag zu holen.

Heute hat sie mein Lieblingsgericht gekocht. Mantı.
Es war mir relativ egal, ob mein Mund einen Knoblauchartigen Gestank annimmt. Schließlich schmeckt es und wir sind die meiste Zeit unter uns.
Schnell mache ich die Alu-Folie wieder über den Topf und sehe auf die kleine Insel, wo sich ein Cupcake befindet.

Reflexiv beuge ich mich etwas vor und will einfach die Kerze auspusten.
Jedoch fällt mir schnell ein, dass ich meine Mutter immer noch nicht gesehen habe.
Sie versteckt sich sicherlich.
Diesen Gedankengang offen gelassen, legen sich auch schon zwei warme Hände vor meinen Augen und verdrecken mir die Sicht.

«Rate wer ich bin.»
Sie verstellt ihre Stimme und versucht sie um ein paar Oktaven tiefer erklingen zu lassen. Nur verratet ihr Husten sie an ihrer Stimmlage und auch ich kenne ihre Nummer schon in und auswendig.

«Mom! Du hast mich erschrocken.»
Ich nehme ihre Hände von meinen Augen und führe sie zu meinen Lippen, um ihre Hände zu küssen. Nur um ihr zu zeigen, dass ich sie liebe.

Manchmal denke ich, dass man die Nase voll hat oder das Interesse an der Zuneigung verliert, wenn man Jahrelang zusammen lebt. Dass man sich auch vielleicht auseinander lebt. Aber die Liebe zu meiner Mutter ist die Einzige, die mich am Leben hält. Denn das ist die einzige Quelle in meinem Leben.

Mit Glück erfreut, strahlt sie ihre euphorische Aura aus und steckt mich damit an.
Bei ihr kommt mir die Frage auf, ob es nicht einen Tag in ihrem Leben gegeben hat, wo sie einfach nicht so glücklich sein wollte? Ob sie nicht auch mal Trauern wollte oder sich zurückziehen wollte?

Sie ist jeden Tag 20 Jahre lang für mich da. Und das immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

«Komm setz dich. Ich habe heute auch extra lecker gekocht.»
Sie nimmt sich zwei Teller und setzt sich gegenüber mir.
Eigentlich will ich sie weiter zappeln lassen, aber ich kann diese Neuigkeit nicht für mich behalten.
Dafür will ich unbedingt, dass sie sich mit mir freut.

«Mom?» Sie lächelt leicht und putzte mit der Serviette ihre Mundwinkel.

«Ich habe bestanden und das mit einem Durchschnitt von 1.4!», rufe ich etwas aufgewühlt und aufgeregt in den Raum und beobachte sie, wie sie aufsteht und mich in ihre Arme nimmt.

𝐈𝐧 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐞𝐝𝐮𝐜𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt