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Duschen. Das Wasser, welches niederfällt, soll Muskeln Entspannung darbieten und Krämpfe des Tages lösend, eine Erleichterung der puren Ruhe offenbaren.

Ob dies stimmt, kann Felix noch nicht so recht bestimmen. Denn eigentlich war er gleich nach dem Erreichen seiner Wohnung duschen, um die Anspannung zu verlieren und wieder in seinen öden Alltag findend, die Langeweile, Demotivation und Frustration packend zurück in sein Leben zu zerren.

Doch jetzt. Er hat sich der Entspannung von der Gemütlichkeit halber, eine Jogginghose, Pullover und die flauschigsten Socken seines Schrankes angezogen.

Doch irgendwie, hilft nichts. Das Wasser hat seine Muskeln nicht von ihrer Härte befreit. Er ist noch immer angespannt.

Kann mit seinen Gedanken nicht abweichen. Hat stets diese Augen vor sich, in denen sich sein eigenes Abbild spiegelt, während das Funkeln der überwältigen Freude des Wiedersehens durch ihnen zieht.

Er kann es nicht loslassen. Wie die Mundwinkel des anderen leicht angehoben, von Stumpf angepasster Begeisterung eingenommen, Freude empfanden, als sie ihn sahen.
Eine nun zerbrochene Seele, die nach dem Verlassen, welches er selbst vorführte, in sich sackend nur noch vegetierend ohne Sinn im Leben einem täglichen Ablauf folgend, durch zwei Jahre schritt.

Der Anblick hat ihn überwältigt, während Felix einfach nur überfordert, inzwischen noch weniger mit sich anzufangen weiß.

Sein Blick fällt zur geschlossenen Tür, durch welche er vor wenigen Minuten schreitend der Kälte entkommen war.
Welcher Tag ist heute nochmal?

Er weiß es nicht genau. Einen Kalender besitzt er nicht. Schlimm genug, dass er auf sein Handy blickend Daten erkennt, die ihm Erinnerungen der Vergangenheit bescheren. Genau deswegen hat er es sich zur Pflicht genommen, es erscheint fast schon wie ein Spiel, wenn er mal an diesem Gerät der Technik ist, darf sein Blick nicht das Datum streifen.

Er will es nicht wissen.

Genau deswegen, wegen dieser engstirnigen Einstellung, weiß er nicht, wann er sich in diesem Jahr befindet.

Auf jeden Fall ist vor den Festtagen. Morgen muss er nochmal los und dann hat er anscheinend Urlaub. Jedoch weiß er nicht, ob sein Chef ihn am vierundzwanzigsten eingesetzt oder ihm dort doch schon freigegeben hat.

Beantragt hat er es auf jeden Fall. Immerhin will er am Tag, dessen Abend aus besinnlicher Harmonie und Familienliebe besteht, nicht verloren und allein durch die Straßen der Stadt irren.
Also morgen ist entweder der dreiundzwanzigste oder doch schon, was er nicht erhofft, der vierundzwanzigste.

Aber zurück zur Tür, denn wobei er sich auch noch sicher sein kann, dort liegt ein Zettel.

Verdammt. Er hatte die Klappe an seiner Tür tatsächlich zukleben sollen.

Jetzt bekommt er schon Zettel.

Warte. Zettel?

Keine Werbung. Kein Brief. Keine Zeitung.

Bedacht, sachte und langsam geht er zu seiner Tür. Falls noch jemand vor dieser steht, muss dieser nicht bemerken, dass sein Zettel angehoben ist und die Möglichkeit besteht, dass er gelesen wurde.

Sich bückend hebt er das nur noch A5 große Teil auf, welches einmal und sorgsam in der Mitte gefaltet wurde.

Diese Knickung ist jedoch schnell wieder aufgehoben, denn kaum hat er es in seinen Händen aufgenommen liest er es.

Seine Schrift. Er ist ihm gefolgt? Weiß nun, wo er wohnt.

Was ein Stalker, dies sollte er-
Während Gedanken der Entsetzlichkeit in seinem Kopf voller Aktivität wuchern, fliegen seine Augen über die wenigen sauber geschriebenen und ausdrucksstarken Wörter des Textes:
>Felix. Komm nachher nochmal zum Weihnachtsmarkt, ich will dich treffen und den morgigen Abend mit dir verbringen. Wie wir es früher auch getan haben. -Hyunjin<

Was denkt der sich eigentlich?! Ja er wird zum Weihnachtsmarkt gehen, jedoch nur um ihm die Absage des Jahres, was wahrscheinlich auch seine einzige ist, zu verpassen.

In sein Schlafzimmer stampfend, reißt er seinen Schrank auf. Zieht er sich jetzt wirklich um, weil so ein komischer Typ aus seiner Vergangenheit einen Zettel unter seine Tür geschoben hat und wahrscheinlich hoffend mit ihm rechnet?

Ja. Das tut er.

Die Hände von dem geöffneten Schrank zurückziehend, hebt er seinen einen Zeigefinger angespannt und streng an, während die andere gelöste Hand stramm gegen seine Taille gestemmt wird. „Aber das mach ich nicht im positiven Sinne!"

Leicht zuckend, weiten sich seine Augen. Ist er jetzt schon so weit, dass bei seinen Selbstgesprächen der Wut, perfekt ausgeführte Gestiken auftreten müssen?
Der Tag wird ja immer besser.

Die Haltung auflösend, schnappt er nach einer Jeans, einem T-Shirt und einem Pullover, der keinen Modus der Entspannung in sein Aussehen vorprogrammiert hat. Fast schon in den gleichmäßig und perfekt gestrickten Fasern eingefügt-

Die Sachen hinter sich auf das Bett schmeißend, entscheidet er sich dazu, die Strümpfe nicht zu wechseln. Sie sind so weich und bei seinen festen, als auch hohen Schnürboots, dürften sie nicht hervortreten.

Etwas umständlich hat er seine Jogginghose schon heruntergezogen, will sich jedoch nicht setzen und ist somit einbeinig stehend, unter Problemen von Gleichgewichtsstörungen, dabei den Stoff über seinen Fuß zu ziehen. Nein. Er ist nicht dabei, er bekommt es einfach nicht hin.
„Hyunjin. Das ist alles deine Schuld!"

In der Rage seiner wütenden Wahl an Wörtern, schafft er es dann doch noch, seine Jogginghose loszuwerden und in einer unglaublichen Geschwindigkeit zieht er sich seine Jeans an.

Nur um kurz darauf rücklings auf seinem Bett zu liegen und die Ärmel des Pullovers über seine Hände ziehend, sich komplett in diesen zu kuscheln. Leicht seufzend, will er mit dem umziehen nun nicht mehr voranschreiten.

Viel zu bequem.

Wie er es dann also geschafft hat, zehn Minuten später den fluchenden Kampf mit dem Schuhanzieher aufzunehmen, wurde hier nicht ausgeschrieben.

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blizzard of the past. | hyunlix  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt