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Stampfend tragen ihre Beine die beiden jungen Männer durch die Straßen. Felix dem Älteren noch immer dicht auf den Versen, hat vor Lachen seine Atmung nicht unter Kontrolle, während er stets den Vollzug seiner Rache als Ziel vor Augen hat.

Es nicht vergisst.

Die Flocken der weißen Pracht, fallen auf ihre Köpfe hinab, gehen in der gegebenen Kälte, verschmelzend, nicht gleich unter. Bleiben bestehen. Heften sich immer weiter, immer mehr und an stets neuen Orten an. Solang, bis man fast schon denken könnte, ihre Klamotten seien in einem Weiß gekauft worden. Jedoch stets mit dem erkennbaren Schimmer der eigentlichen Farbe des tragenden Stückes.

Plötzlich bleibt der Ältere stehen. Mitten im Park. Auf einem seiner weiten Wege, der angelegten Allee. Dreht sich um. Lässt Felix zusammenzucken.

Zart schlitternd, kommt der Jüngere erst kurz vor Hyunjin zum Stehen. Starrt diesen an. Kniet sich nieder. Stützt sich an seinen Knien ab, spielt auf dem Boden. Der Ältere anbei starrt in den Himmel, hat eigentlich geschlossene Augen. Spürte das zarte Prickeln auf seiner schon kalten Haut.

Wie es in kitzelt. Seine Haut einnimmt. Eine einmalige Schönheit, mit der anderen bestückt.

Gerade fängt Hyunjin an, sich zu wundern, was der Jüngere da unten macht. Will hinab sehen, sich wundern, weswegen er eine solch ausführlich lange Pause des Verschnaufens braucht.

Kneift sogleich seine Augen zusammen. Wischt sich die gebackte Menge an zusammen gedrückten Schnee aus seinem Augenschein.
Erkennt Felix. Wie er sich lachend im Kreis dreht und sich von der Freude des erreichten Zieles, eingenommen, durch die mit Schnee bedeckte Umgebung bewegt.

Ohne noch einen weiteren Wunsch des Gegenspiels in sich wahrzunehmen. Verspürt er einzig eine Glut, die ihm an diesem frostigen Tag, ein halbwegs warmes Gefühl verspüren lässt.

Geht auf Felix zu. Packt diesen an. Stoppt somit dessen selbstständige Bewegung. Sofort sieht der Jüngere ihn überfordert an. Seine Augen scheinen leicht zu beben, wohl für eine Schließung bereit. Hätten mit einer gleichgesinnt unterkühlten Ladung gerechnet.

Als er dann jedoch ein Lachen von Hyunjin aufnimmt, öffnet er seine Augen komplett, sieht den Älteren an. Wie an dessen Klamotten, noch nicht entfernt, eine Unmenge der Rache klebt. Diesen jedoch nicht zu stören scheint.

Plötzlich löst sich der freudige Klang niederfallend in der Umgebung auf und sie sehen sich ausschließlich an. Augenschein in den jeweils gegenüberliegenden. Erkennen das Funkeln des anderen. Wie es sich sogleich in ihrem eigenen widerspiegelt und wie ein endloses Spiel der Erkennung erscheint. Nicht verstummt, stets erkennend zu den anderen reflektiert.

Verlieren sich in dieser Betrachtung. Gehen auf. Spüren, wie Hitze durch ihre Körper tanzt. Dieses Gefühl der Zuneigung, längst vergessen. Schöner als Erinnerungen es neulich noch hätten beschreiben können.

Sind dort angekommen, was man Heimat nennt. Kein Ort, keine festgelegte Stelle, die man stets besuchend immer wieder aufsuchen kann. Es ist diese Person, welche einst noch als verloren und für immer untergegangen betitelt wurde.

Hyunjins Hände heben Felixs Arme an, haben jeweils das eine Handgelenk des Jüngeren in sich. Gleiten hinauf. Zu dessen Händen. Spreizt seine Finger, gleitet zwischen denen des Jüngeren. Umgreift dessen Streckung. Hält die scheinend eingefroren Hände, in seinen eigenen. Scheint sie mit seiner noch existenten Körperwärme zurück ins Leben zu holen. Spürt wie Felix den Griff erwidert, den Druck gleichgesinnt auch bei ihm ausführt.

Plötzlich legt sich abermals diese Hebung, beiderseits, auf den Mundwinkeln der jungen Männer nieder. Wissen, was der jeweils andere denkt.

Lehnen sich zurück, drehen sich in Kreis. Starren in den Himmel. Vollziehen jene Bewegung, die Felix eben noch allein anging.
Lachen vor sich hin. Wie kleine Kinder. Verlieren Kontrolle. Spüren den Schwindel in sich aufkommen. Verlassen den Weg der Allee. Stolpern herunter.

Lassen die Klänge der Freude immer lauter auftreten. Hören nicht auf, sich zu drehen. Sehen, wie die Flocken ineinander übergehen. Sich vermengen, die Bewegung der Drehung nachahmen. Wie der Schwindel ihre Körper komplett einnimmt. Sie beherrscht. Ein Schwanken ihres ganzen Körpers hervorruft.

Dafür sorgt, dass sie sich doch nicht mehr halten können. Nebeneinander auf den weichen Teppich des Winters aufkommen. Ihre Hände zur Seite gestreckt. In der Mitte, neben ihren Köpfen, noch ineinander verhakt.

Ignorieren Menschen, die ihnen gleichgesinnt einen Winterspaziergang zu vollziehen scheinen. Ursprünglich den Schnee genießen wollten. Nun jedoch zwei Erwachsene sehen, die, wie kleine Kinder, sich nicht mehr einkriegen können. Stets lachen. Während Felix sich seinen Bauch halten muss, klopft Hyunjin Schnee von seiner Nase. Verhindert ein Niesen.

Dreht seinen Kopf hinüber. Liegt auf der weichen Matte des Schnees, fühlt sich wohl. Nimmt keinen Funken an Kälte wahr. Erkennt einzig dieses Schimmern. Als Felix sich, mit dieser vollkommenen Freude in seinem Gesicht, zu ihm dreht. Seinen Blick abermals erwidert, seinem Herz ein schnelleres Tempo entlockt.

Verstummt. Starren sich an.
Scheinen plötzlich unterzugehen. Nur den jeweils anderen in ihren Kopf, Blickfeld und einfach überall wahrzunehmen.

Bis zu dem Moment, in dem Felix seinen Arm ausstreckt und nach unten schiebt. Eine etwa gleichartige hin und her Bewegung auch mit seinen Beinen meistert. Dabei gegen die Gliedmaßen von Hyunjin stößt.

Dem Älteren gleiche Bewegungen entlockt.

Zusammen erstellen sie einen Schneeengel, der ineinander übergeht. Wie eins erscheint.

Wie ihre bloßen Existenten nur zusammen fungiert. Sein Gegenstück gefunden hat.

Gegenseitig haben sie ihre verlorenen Seelen repariert, den jeweils anderen als Kleber ausgenutzt. Jedoch schien es diesen nicht zu stören. Denn sie waren einfach nur glücklich.

Sich wiederzuhaben.

Die Freude im Leben zurückzuhaben. Einander zu haben.

Der Vergangenheit sorgte dafür, dass sie sich trennten. Durch Offenheit jedoch und der Einwilligung eines Gespräches haben sie den Start in eine gemeinsame Zukunft ermöglicht.

Nachdem alles so hoffnungslos, einsam und düster erschien.

Menschen die zusammengehören versucht das Schicksal stets wieder zusammenführen, jedoch muss manchmal selbst ausgeholfen werden. Denn die Zeit kann einzig fortziehen, die Veränderung kommt von den Handlungsträgern. Liegt in ihren Entscheidungen.

-Ende-

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~Fly. :))

blizzard of the past. | hyunlix  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt