Lindners kleines Geheimnis (Dr. Marc Lindner x OC)

6 - Bedingungen

*Dr. Lindners POV*

Mit schweren Schritten folgte ich Professor Patzelt in ihr Büro, was nicht weit von Lenas Patientenzimmer lag. Sie schloss die Tür hinter uns und atmete einmal tief durch, bevor sie sich an ihren Schreibtisch setzte und mich bat, dasselbe zu tun. "Ich denke, Sie wissen schon, gegen welche Regeln Sie verstoßen haben?" Ich nickte nur und schluckte schwer. Mir war von Anfang an bewusst gewesen, welches Risiko ich hier eingehen würde, doch konnte ich Lena einfach nicht widerstehen. "Ich kann Ihnen zwei Optionen anbieten", sagte sie schließlich und sah mich dabei noch immer genauso ernst an. "Entweder, Sie werden suspendiert, bis Frau Schiller aus dem JTK entlassen werden kann..."  bevor sie mir ihre Alternative nannte, brach sie unseren Blickkontakt ab und wartete einen Moment, wahrscheinlich um nach den richtigen Worten zu suchen. "Oder die Sache bleibt unter uns... Unter einer Bedingung" Mein Kopf suchte in Höchstgeschwindigkeit nach möglichen Bedingungen, die meine Chefärztin mir jetzt nennen könnte.

"Und die wäre?" fragte ich vorsichtig, als sie noch immer nicht mit der Sprache rausgerückt war. "Ich weiß, dass zwischen uns schon lange kein privater Kontakt mehr herrscht, aber ich wünsche es mir, dir wieder näher sein zu können" Ich wusste für einen Moment nicht, was ich sagen sollte. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Als Karin Patzelt und ich uns vor 4 Jahren für ein paar Wochen dateten, waren wir uns beide einig, dass es zwischen uns nicht funktionierte und unsere Beziehung in Zukunft rein beruflich sein sollte. Ich war mir bis heute sicher gewesen, dass Karin längst kein Interesse mehr an mir hatte, aber da habe ich mich anscheinend getäuscht.

"Wie stellst du dir das denn genau vor, Karin? Unser letztes Date ist Jahre her und ich dachte, so wie es jetzt ist, ist es okay für uns beide?", sagte ich schließlich. "Ich konnte nie aufhören daran zu denken, was gewesen wäre, Marc", erläuterte sie und sah dabei nachdenklich aus dem Fenster. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie weh es tut, dich mit so einer jungen, attraktiven Patientin zu sehen", ihre Miene verdunkelte sich plötzlich und sie lehnte sich ein Stück über den Schreibtisch zu mir herüber.

"Deshalb mache ich dir folgendes Angebot. Entweder, das gesamte JTK erfährt von deiner Affäre mit einer 20 Jahre jüngeren Patientin oder ich lasse die Sache dulden, wenn wir uns wieder daten." Ich holte Luft, um etwas zu sagen, doch die Ärztin kam mir zuvor: "Denke gut über die Konsequenzen nach, wenn die ganze Belegschaft erfährt, wie du dich gegenüber jungen Patientinnen verhältst, die du attraktiv findest."
Ich konnte nicht glauben, was ich gerade gehört hatte. Versuchte Karin Patzelt etwa mich zu erpressen? "Das kannst du nicht tun, Karin", brachte ich endlich hervor. "Dann steht deine Entscheidung schon, Marc? Du wirst sehen - uns beiden noch eine Chance zu geben wird gut für uns sein. Ob du willst oder nicht."

Ich starrte sie ungläubig an. Eine Wahl hatte ich nicht, aber ich fühlte mich genauso wenig wohl damit, Professor Patzelt wieder privat zu treffen. Überfordert von der gesamten Situation bat ich sie darum, mir eine Nacht zum Überdenken zu geben. Sie willigte ein und schickte mich für den restlichen Arbeitstag frühzeitig nach Hause. Wahrscheinlich war es für heute das beste für alle Beteiligten.