Es ist gerade nicht einfach für mich. Es ist nichts so, wie es sein sollte.
„Ella, ich muss heute den ganzen Tag Arbeiten, du musst das alleine hinbekommen.", die Worte schlagen wie harte Fäuste in meinen Bauch. Ich stehe kurz vor einer wichtigen Prüfung. Ich fühle mich alleine gelassen, von jedem. Sogar von den Personen, die mir am nähesten sind. Mich belastet momentan alles. Normalerweise macht es mir nichts aus, abgegrenzt von der Außenwelt zu leben. Doch jetzt bin ich in eine Altersphase gekommen, in der mich die Neugier und Lust zum Entdecken der Welt, voran treibt. Doch wenn man diese nicht nach geht, bleibt man stehen, man kommt nicht weiter und so fühlt man sich auch. Alles schwimmt an einem vorbei. Ich kann so nicht erkennen, wann ich Fehler mache oder wann ich etwas richtig mache. Das macht das Ganze zu einem großen Problem.
Ich weis nun, dass ich unter Depressionen leide, aber das hat auch seine Gründe. Niemand wäre depressiv, wenn er ein normales und perfektes Leben leben würde. Es macht es auch nicht leichter, zu wissen, ganz alleine zu sein.
Es ist Sonntag, ein Tag vor der dreitagigen Prüfung und ich bin ganz alleine zuhause.
Ich verzweifle an den Aufgaben. Warum kann mir keiner helfen?
Mir kullern die Tränen über die Wangen. Ich kann sie nicht mehr aufhalten. Ich krächzte und versuche die Tränen und dieses depressive Gefühl runterzuschlucken, doch vergeblich. Nach einer halben Stunde, sammeln sich in mir sehr düstere Gedanken. Gedanken darüber, wie ich vor allem fliehen kann. Ich stehe auf und laufe zur Küche, doch auf dem Weg dorthin, kommen die Erinnerungen von damals. Die Erinnerungen stoppen mich das zu tun, was ich vor hatte. Stattdessen laufe ich wieder zurück in mein Zimmer. Die Blutadern in meinem Auge sind kurz vor dem Platzen. Plötzlich höre ich einen lauten Piepston in meinen Ohren. Ich drehe mich umher und versuche zu entschlüsseln, woher es kommen könnte. Doch es ist in meinem Gehirn. Es ist dieser Stress, was in mir etwas auslöst. Ich gehe alle negativen Sachen aus meinem Leben durch. Diese Prüfung, keine Freunde, niemanden, dem ich vertrauen kann, jeder nutzt mich nur aus, gefangen im eigenen Zuhause, weil ich nie weggehe und nichts erlebe, kein Selbstbewusstsein, nur Selbstmitleid... Alle Umstände prodeln sich in mir auf. Wofür das Ganze überhaupt? Wofür strenge ich mich jeden Tag an und versuche zu überleben? Alles scheint mir sinnlos zu sein. Ich will hier weg, einfach nur raus. Doch ich kann nicht. Lauter depressive und negative Gedanken, die sich in mir groß machen. Ich bekomme eine Panikattacke. Ich fange an laut und heulend zu schreien und versuche mich an meinem Schreibtisch festzuhalten. Mir wird schwindelig, ich sehe nur noch verschwommen. Ich sehe mich im Spiegel, wie ich immer blasser werde. Ich fange an hektisch nach Luft zu schnappen und bekomme eine heftige Atemnot. Ein ekliges Gefühl von Angst. Ich habe richtige Angst. Ich spüre, wie mein Herz rast. Keiner kann mir helfen. Was ist, wenn ich in Ohnmacht falle? Wer hilft mir dann?
Ich schnappe mir meine Beruhigungstropfen und kippe ein Viertel der Flasche in ein Glass. Normalerweise sollte man 40 Tropfen zu sich nehmen, bei Aufregung oder Angstzuständen, doch ich habe bei 30 aufgehört zu zählen und habe eine Menge nachgekippt. Ich hole zwei Schmerztabletten aus meiner Jackentasche heraus, wie auch meine Kügelchen. Ich schütte alles in mich hinein. Ein schrecklicher Krampf macht sich in meinem Bauch breit. Alles fängt an zu zittern. Ich kann es nicht kontrollieren. Mir ist schlecht, aber ich muss mich nicht übergeben. Ich fühle nichts mehr, wie damals. Doch ich habe dieses Mal nur zwei Schmerztabletten genommen. Ich habe nicht mehr gefunden...
Ich will nicht mehr. Es ist mir alles zu viel.
Nach einer längeren Zeit, geht es wieder und mir wurde Bewusst, dass das eben nicht normal war. Das war eine Panikattacke. Ich laufe zur Küche. Ich stopfe alles in mich hinein, was ich sehen kann. Von Obst, Gemüse bis zu Schokolade und Kartoffelsalat. Nicht nacheinander, sondern alles aufeinmal. Vollgestopft schütte ich noch eine Dose Cola hinterher. Ich erinnere mich wieder an die aktuellen Probleme. Ich will flüchten, aber wie? Ich halte die Luft an. Es ist wie damals, das mit dem Nichtessen, es lässt mich besser fühlen, nur mit mehr Gefahr. Ich atme nur einmal pro Minute ein. Ich will mich nie wieder bewegen. Ich lege mich auf mein Bett und verkrampfe mich. Den ganzen restlichen Tag starre ich die Tür an. Abends, als meine Mutter wieder von der Arbeit gekommen ist, hatte sie etwas völlig anderes erwartet. „Ella, was soll das denn? Ich dachte, du lernst den ganzen Tag?!", ich spüre nur förmlich ihre Wut und Enttäuschung. Ich versuche meiner Mama zu erzählen, dass ich eine Panikattacke hatte, doch vergeblich. „Hast du dir wieder irgendwas eingeworfen? Wieder Schmerztabletten?", mit meinen halb geöffneten Augen, starre ich die Lampe durch meinen Spiegel, vom Bett aus, an. Ich kann spüren, wie meine Mama versucht mein Verhalten zu entschlüsseln. Mit einem Kopfschütteln verneine ich ihre Frage. Ich habe das Gefühl, dass sie mir entweder nicht glaubt oder nicht wahrnimmt, was ich ihr eigentlich sagen möchte, dass ich wirklich eine Panikattacke hatte und in einem Loch sitze, aus welchem ich nicht alleine herauskomme.
Nach einer Stunde kommt meine Mutter wieder in mein Zimmer herein. „Komm Ella, steh jetzt endlich auf. Das bringt doch nichts! Du schaffst das morgen! Du schaffst immer alles, komm schon. Also wenn einer das schafft, dann ja wohl du.", jeder wäre jetzt überzeugt und hätte sich überwunden. Doch ich nicht. Es verkrampft sich alles in mir. Es ist eine Blockade. „Ich will nichts mehr machen.", ich kann meine Mama nicht sehen, doch ich spüre, wie ihr die Tränen über die Wangen kullern. „Ella! Das ist wirklich nicht mehr normal. Du brauchst echt Hilfe. Ich kann dir die Hilfe nicht geben, ich versuche alles und mache alles für dich, doch dir bringt anscheinend meine Hilfe nichts.", ich brauche wirklich Hilfe. Ich brauche jemand, der mir hilft aus diesem Teufelskreis zu fliehen. Ich wünschte, diejenige wäre meine Mutter. Das dachte ich bisher auch immer, aber ich bin zu verschlossen gegenüber ihr, dass sie mir nicht helfen kann. „Können wir morgen zum Arzt gehen bitte?... ich will nicht mehr.", mir ist Bewusst, wie diese Worte meiner Mutter in den Magen schlagen. Es ist nicht fair von mir, dass wenn ich mich schlecht fühle, meine Mutter auch noch schlecht fühlen lasse. Doch was soll ich machen? Ich kann einfach nicht mehr. „Du brauchst wirklich Hilfe. Ein Therapeuten.
Weißt du Ella, ich bin wirklich enttäuscht. Ich mache alles für dich, für euch, dass es euch gut geht. Ich war heute den ganzen Tag nur arbeiten, damit wir alle finanziell überleben können. Doch was ist der Dank dafür? Nur noch mehr Stress. Das belastet mich wirklich, wenn du so bist.", ich spüre wie schrecklich es meiner Mama geht. Doch ich schaffe es nicht einmal sie anzuschauen. „Ich war den ganzen Tag nur alleine. Ich habe mich richtig alleingelassen und verzweifelt gefühlt. Ich war mit allem überfordert. Keiner war für mich da.", ich merke, wie unfair ich gegenüber meiner Mutter bin. Doch dieses Gefühl von Leere, lässt nur meine Gefühle in den Vordergrund. Ich bin wirklich nicht fair, doch ich brauche dringend Hilfe. „Wirklich jetzt? Das war so klar, du bist wie dein Vater! Wenn es dir schlecht geht, schiebst du alles auf andere und lässt auch noch die anderen dafür schlecht fühlen, für das, was du machst. Warum verhältst du dich nur so? Wofür muss ich das Ganze hier durchmachen?", es ist seltsam, wie wir gegenseitig in Selbstmitleid versinken und jeweils den anderen nicht verstehen können. „Du kannst morgen nicht einfach fehlen. Das ist keine Arbeit, das ist eine verdammte Prüfung. Reiß dich bitte zusammen!", ich kann nicht verdammt nochmal. Irgendwas in mir hält mich auf. Ich verstehe mich doch selbst nicht. Ich hasse mich dafür, dass ich so egoistisch gegenüber jedem bin. Doch wie kann ich nur meiner Mutter erklären, was ich fühle? Dass ich einfach nicht mehr kann und auch nicht mehr will...?Es ist 3:02 Uhr, nachts. Ich bin immer noch wach. Ich kann nicht schlafen. Wie soll es nur weitergehen. Ich will nichts mehr essen, doch das ist auch keine Lösung. Aber ich fühle mich dadurch besser...
Ich habe keinen Plan, wo mich das alles noch hinführt. Was ich weis, ich brauche Hilfe!
DU LIEST GERADE
Der Anfang vom Ende
RandomEin 16-jähriges Mädchen leidet unter Depressionen. Es ist ein stiller Begleiter ihres Alltags. Ella ist ein starkes und kluges Mädchen. Von außen sieht man ihre glückliche Fassade, doch in ihrem Herzen ist ein tiefes schwarzes Loch. Ella kann mit al...