Ich wachte auf. Mein Zimmer wurde durch ein dreieckiges Fenster von der Morgensonne erhellt. Der Wecker, der neben meinem Bett auf der Fensterbank stand piepte unaufhörlich. Das Piepen wurde immer heller und genervt brachte ich ihn mit einem Schlag zum schweigen. Ich setzte mich in meinem Bett auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Der Umriss meines Zimmers war unvertraut. Halb ausgepackte Kartons standen überall herum. Alles wirkte unordentlich, und nicht wie ein Zimmer, bis auf das Bett, der Kleiderschrank und der Schreibtisch unter dem Fenster, alles Dinge bei denen ich die Zeit gefunden hatte sie aufzustellen. In einem kleinem Regal hatte ich schon ein paar Bücher verstaut, und die waren - anders als der Rest des Zimmers - genau nach Autor und Titel alphabetisch sortiert. Ich stand auf und seufzte kurz. Hatte ich geträumt? Nachdem der Zug am Bahnhof von Oldenburg eingefahren war, und Tom mich und Dawin Lisa nach Hause gebracht haben, war alles normal gewesen. Wenn man sowas normal nannte. Meine Eltern waren schon am schlafen gewesen, und das Haus war dunkel. Ich habe mich leise in mein Zimmer geschlichen und bin wie tot in mein Bett gefallen, denn trotz der paar Stunden schlaf im Zug war ich zu K.O. gewesen um meine Augen weiter offen zu halten. Jetzt waren die Gedanken an unser kleines Abenteuer so unwirklich, dass ich, wie ich hier so saß, ernsthaft überlegen musste, ob es nicht doch alles ein Traum war. Ich sprang auf, und hockte mich sogleich neben mein Bett hin. Vorsichtig griff ich blind in den Zwischenraum zwischen Boden und Bett. Ich spürte das Leder und griff zu. Stich und Iorhael waren etwas verstaubt und dreckig. Ich strich den Staub weg. Es war kein Traum. Ich zog Iorhael ein Stück aus der Scheide und sah mir die Klinge an. Es war kein Traum. Ich zog das Schwert ganz heraus und stand auf. Das Schwert schwingend ging ich durch mein Zimmer. "Es war kein Traum!" Rief ich plötzlich, und stieß meine Klinge durch einen imaginären Feind. Ich lächelte. Wie als Antwort leuchtete die Klinge auf, als die Morgensonne auf das Metall schien.
"Svea? Bist du wach?" Ich erschrak als die Stimme meiner Mutter von unten an mein Ohr drang. "Ja bin ich!" Rief ich zurück und steckte Iorhael schnell zurück in die Schwertscheide. Ohne weiter darüber nachzudenken legte ich Iorhael zurück untere Bett und steckte Stich neben meine Hefte in meinen Rucksack, der zum Glück groß genug war. Dann zog ich mich um, streifte einen Pullover über und rannte ins Bad, wo ich meine zerzausten Haare kämmte und Zähne putzte.
Unten wartete meine Mutter schon und drückte mir mein Pausenbrot in die Hand. "Beeil dich! Wir kommen sonst zu spät!" "Guten Morgen, danke ich habe auch gut geschlafen." Sagte ich sarkastisch und zog mir die Schuhe an. Es war keine Wolke am Himmel zu sehen, und die Sonne schien jetzt am Morgen schon warm auf meine Haut, also beschloss ich, keine Jacke anzuziehen. Mein Bruder saß, ungeduldig mit dem Fingern auf dem Lenkrad rumtrommelnd, schon im Auto. "Mach hin'ne!" Fuhr er mich an. "Ich schreibe gleich 'ne Klausur, und kann mir es nicht erlauben zu spät zu kommen!" Ohne seinen Worten Beachtung zu schenken stieg ich hinten ein, stellte die Schultasche zu meinen Füßen und steckte mir die Kopfhörer in die Ohren. Da mein Bruder erst 17 war, durfte er noch nicht alleine fahren, und wenn er und meine Mutter zusammen in einem Auto waren, gab es für gewöhnlich immer Stress. Um diesen Streit mir nicht anhören zu müssen, drehte ich meine Musik auf, summte leise mit und trommelte im Takt auf meinen Oberschenkeln den ganzen Weg zur Schule. Alles... war normal!
Ich ging die Treppe hinauf zu meinem Klassenzimmer. Wir hatten jetzt Mathe, eins meiner lieblings Fächer, aber nur wegen dem Lehrer. Ich war ziemlich spät drann, deswegen wunderte ich mich nicht, dass die ganze Klasse schon vor der Tür hockte, mit ihren Handys schrieb, und darauf wartete, dass ein Lehrer die Tür aufschloss. Lisa redete gerade mit Ellen. Sie sah sehr besorgt aus, Lisa jedoch nur verwirrt und unsicher. Klar. Wir waren mehrere Wochen weg gewesen, und nicht einfach nur krank. Ich lief durch die Gruppe meiner Mitschüler hindurch. Ein paar blickten auf und flüsterten miteinander. Ich beachtete sie nicht. Das kann ich gut. Als Lisa mich erblickte, winkte sie mich zu sich hinüber. "Hey Svea!" Ellen blickte mich genauso an wie Lisa. "Svea! Guten morgen, wie geht's dir?" Dann umarmte sie mich. Total überrascht zuckte ich zusammen, und sie löste sich schnell. "Oh nein! Tut mir leid, habe ich dir weh getan?" "Eh... nein nein, alles gut" Lisa machte hinter Ellen drei Handzeichen. Sie deutete auf mich und sich selbst, und schnitt sich dann mit einem imaginären Messer die Kehle durch. Was? "Ich wollte euch die ganze Zeit im Krankenhaus besuchen, aber die Frau an der Rezeption hat mir immer die falschen Zimmer genannt. Ich bin wirklich stundenlang das Krankenhaus abgelaufen, konnte euch aber nicht finden!" Achso. Wir waren im Krankenhaus gewesen. Dass ist es, was Taliel der Masse erzählt hat? Ganz klasse. Und nun kommen wir unverletzt zurück. "Der Autounfall muss schrecklich gewesen sein!" Ellen verzog das Gesicht. Ihre Sorge um uns berührte mich. Sie war die einzige aus der Klasse die sich um uns scherte. Ich nickte. "Ja, schon, aber uns geht es ja wieder gut!" Ich lächelte. "Und ihr habt keine bleibenden Schäden oder so? Keine Narben?" Verdammt. Ich sah zu Lisa, doch sie war genauso auf geschmissen wie ich. "Eh, naja also..." Ellen einfach redete weiter. "Ich habe gehört ihr lagt zwei Wochen im Koma!" Ich nickte. "Wir hatten Glück dass uns nichts schlimmeres passiert ist. Wir hatten Prellungen und Schürfwunden am ganzen Körper, aber die Ärzte wissen ja wie sie uns wieder zusammen flicken." Lisa hatte meinen plan verstanden, und deutete auf ein paar Kratzer am Arm, die sie bei der Flucht vor den Nazgûl bekommen haben musste. "Das ist alles was davon übrig blieb. Aber Svea hat ein Trümmerteil direkt in die Schulter getroffen. Die Narbe wird wohl ewig bleiben." Ich zuckte zusammen und griff mir an die Schulter, wo der Nazgûl mich erwischt hatte. Ellen öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch ihre Stimme wurde von dem Klingeln der Schulglocke übertönt, und alle strömten in den Raum, als der Lehrer kam. Ich setzte mich auf meinen Platz und atmete erleichtert aus.
Ich verstand null von dem was die Lehrer versuchte mir zu erklären. Aber sie sahen alles ganz locken. Mehrmals holten sie Lisa und mich nach den Unterricht nach vorne und fragten uns alles mögliche über den Unfall. Ob wir Hirnschäden hatten oder so was. Und - was äußerst praktisch war - alle sagten uns, wir bräuchten die nächsten Arbeiten nicht mitschreiben, wir sollten jedoch versuchen uns im Unterricht zu beteiligen.
Einige Wochen versuchten Lisa und ich also dem Unterricht zu folgen und alles zu merken. Der Sportunterricht war immer besonders... schwierig. Erst meinte unser Lehrer wir sollen uns nicht überansträngen, dann sollten wir aber wieder unser bestes geben und er maulte uns an wenn wir eine Übung nicht machen wollten weil es affig aussah und wir es auf den 'Unfall' schoben. Mein Schulter pochte und war heiß und das Turnen half dabei nicht wirklich. Beim umziehen haben uns die anderen Mädchen beobachtet und unsere Wunden und Schrammen gezählt. Naja, zumindest glaube ich das. Ellen war relativ offen, und hat mir gesagt wie widerlich meine Narbe aussieht. Sie ist so ein ehrlicher Mensch, und das mag ich an ihr.
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Saurons Vermächtnis (PAUSIERT)
FanficIm zweiten Zeitalter wurden die 20 Ringe der Macht erschaffen. Sauron entzog den Menschen die Ringe, die er ihnen einst schenkte und machte sie zu seinen willenlosen Sklaven. Auch den Zwergenherrschern nahm er die Ringe, doch was die Elben und Mensc...