Kapitel 1

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Langsam drehte Remus den kleinen silbernen Löffel in seiner Tasse Kaffee. Er tat es vorsichtig, nebenbei, um bloß keinen Tropfen über den Rand laufen zu lassen, während er gleichzeitig durch die Zeitung auf seinem Schreibtisch aus dunklem Holz blätterte. Es war der frühe Montagmorgen, es war still und angenehm leise, wie die Ruhe vor dem Sturm, würde Remus es bezeichnen, denn in nur zehn Minuten würden die Türen sich mit den anderen Auroren öffnen.

Remus liebte diese kleine Pause, die er bekam, wenn er vor Arbeitsbeginn in sein Büro schlich, auf dem Weg hin freundlich der Sekretärin zunickend, aber sonst kein Wort zu verlierend. Er brauchte diese wenige Zeit für sich, wenn er sich an seinen Arbeitstisch setzte, den Kaffee trank und seine Gedanken in Ruhe sammelte, bereit seine Schicht anzutreten.

Auror war Remus seit vier Jahren, hatte sich an seinen Alltag gewöhnt, liebte die Abwechslung, die Spionage, das Einbringen seines Wissens, das kleine Fehler im Programm Finden, das Aufspüren, Verhindern, Festnehmen. Es war nicht immer seine erste Berufswahl gewesen, doch als das Ministerium ihn persönlich zu einem Gespräch eingeladen hatte, ihn für seine herausstechend gute Leistung lobend, war Remus ihrem Angebot gefolgt, eine Ausbildung als Auror anzufangen.

Sein Büro war relativ klein, doch gemütlich und Remus hatte sich auf Rat seiner Mutter Mühe bei der Gestaltung gegeben, da sie darauf bestanden hatte, dass die Arbeit, die er vollbrachte, nur dann zu Erfolgen kommen konnte, wenn seine Umgebung der Ordnung in seinem Kopf entsprach. Wäre sein Büro ein reinstes Durcheinander, wäre auch in seinem Kopf ein Chaos.

Links von Remus war die Tür, rechts von ihm ein Fenster, wo auf der Fensterbank eine kleine Aloe Pflanze stand, die Remus Sherlock getauft hatte. Ihm gegenüber waren Bücherschränke und seitlich von ihm ein paar Regale mit Ordnern, Papieren und ein Kamin in der rechten Zimmerecke. Das Büro war schlicht gehalten, das meiste braun und relativ dunkel, die einzigen Dekorationen die zwei Pflanzen: eine auf der Fensterbank und eine auf dem Schreibtisch, eine Karnivore namens Watson.

Remus blätterte gerade die Zeitung um und führte die Tasse zu seinen Lippen, als er das Gequatsche seiner Kollegen im Gang hörte. Sie klopften beim Vorbeigehen leicht an die Tür, wie einen wortlosen Gruß und Remus schmunzelte leicht vor sich hin, wissend, dass sie besser wussten, als ihn bei seinem morgendlichen Kaffee zu stören.

Für den heutigen Tage hatte Remus bloß Papier und Dokumentenarbeit auf dem Plan, was seiner Meinung nach ein perfekter Start in die Woche war.

Prüfend sah Remus auf seine Armbanduhr mit braunem Band, als er hastige Schritte an seiner Tür vorbeilaufen hörte. Acht Uhr zehn. Seufzend schüttelte Remus den Kopf. War Pünktlichkeit denn wirklich so schwierig? Ohne weitere Zeit verschwenden zu wollen, wischte Remus den Schaumbart von der Oberlippe weg und faltete die Zeitung zusammen, ehe er sie zur Seite legte und nach dem ersten Ordner auf seinem Stapel für den heutigen Tag griff.

Remus war ein sehr organisierter Mensch, er schrieb sich am Freitag eine Liste mit Dingen, die er in der nächsten Woche zu erledigen hatte und hatte auch jetzt mit bunten Klebepapieren markiert, welche Dokumente für welchen Tag bestimmt waren. Das Meiste, was er durchging waren Berichte von Fällen, die in der letzen Woche passiert waren und die Remus dem Leiter ihrer Abteilung, Kingsley Shacklebolt, abgeben musste.

Die Berichte schrieb Remus nebenbei, wenn er an einem Fall arbeitete, setzte sich an jedem Abend hin und schrieb alles bis auf kleinste Detail auf, da er sich sicher war, alles am nächsten Tag nur noch halb so gut beschreiben zu können. Remus wollte immer auf Nummer sicher gehen, weswegen er auch den ersten Order aufschlug und anfing seine vom Abend krakelige Schrift zu korrigieren. Natürlich war die Schrift nicht perfekt, es gab Fehler und es fehlten Wörter, denn wenn Remus nach einem anstrengenden Tag versuchte schlaue Sätze zu formulieren, kam meistens etwas Undeutliches heraus.

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