Kapitel 4

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Mit weit aufgerissenen Augen glotzten die beiden Nelli überrascht an.
"Waaaaaas?! ", plapperte das Nilpferd los. Dann fing es an mit Nelli an zu diskutieren .
"Hast du ein Problem damit!?", konterte die Spinne. Draußen fing es an zu stürmen, deshalb begann das Nilpferd anvzuschreien. "Nöö, aber, aber, aber weißt du, du bist eine Spinne! Und Spinnen sind ekelhaft, denn sie verteilen überall ihre ekelhaften Spinnennetze..." inzwischen stürmte es. Da flog die Tür auf und ein rothaariges Mädchen stolperte völlig außer Puste herein. Es Schloss hastig die Tür und entdeckte den Mann im Raum.

Nun sah der Mann auf und blickte dem Mädchen, mit den feuerroten Haaren, mitten ins Gesicht. Auch das Nilpferd und Nelli guckten verdutzt zu ihr. Schnell rappelte sie sich auf und stellte sich vor.
"Hi, ich bin Mändy" Sie hob zur Begrüßung die Hand und sah den Mann an. Dieser hob als Antworte ebenfalls die Hand und verzog das Gesicht kaum merkbar zu einem Lächeln.
"Ich habe einen Brief bekommen, dass ich hierher kommen soll. Hast du mir denn etwa geschickt?"
"Boah, das darf ja wohl nicht wahr sein! Fallen wir etwa einfach so ein paar Weltretter, nach Lust und Laune, vom Himmel oder wie läuft das jetzt?", meinte das Nilpferd. Das Mädchen namens Mändy schaute verdutzt zu dem Nilpferd und dann zu dem Mann mit dem Kaputzenpulli.
"Hat das Nilpferd gerade gesprochen!?"
"Das ist nicht euer Ernst. Glaubt ihr Menschen wirklich, wir Nilpferde haben nur Stroh im Kopf? Ihr seid so respektlos!" Der Kapuzenpulli-Mann zuckte mit den Schultern.
"Die Spinne kann auch sprechen", antwortete er und zeigte auf Nelli. "Krass, können alle Tiere sprechen? ", fragte das Mädchen aufgeregt. Nelli wollte ihr antworten, doch das Nilpferd kam ihr zuvor.
"Natürlich! Sprechen ist nichts Besonderes, die Kunst besteht darin zu zuhören." Es war still im Raum und man hörte den Wind, der die Blätter von den Bäumen fegte, pfeifen. Leise setzte sich Mändy und schloss somit den Kreis. Nelli nutzte die Gelegenheit und betrachtete die Schnitzereien genauer. Sie erkannte viele Kristalle, die dem Siegel, mit dem der Brief verschlossen gewesen war, ähnelten. Außerdem glaubte Nelli fein geschnitzte Delphine auszumachen. Für weitere Beobachtungen hatte Nelli keine Zeit mehr ,denn das Nilpferd brach das Schweigen und plapperte drauf los.
"Also, so wie es aussieht sind wir alle hergerufen worden um das Böse aufzuhalten. Hat von euch jemand weitere Infos? Zum Beispiel wer oder was das Böse ist?" Schweigen.

"Gut, fassen wir nochmal zusammen, wir haben alle einen mysteriösen Brief bekommen, von irgendeinem Chuhang. Vermutlich weiß von euch auch niemand was das ist?... Nun, wir sind hier, wissen nur das wir das Böse aufhalten sollen, wir wissen jedoch nicht was das ist und...ich glaube das war alles."
"Eine Sache gibt es noch, mich beunruhigt, dass ich nicht einmal weiß wer ihr seid!", gab Nelli zu.
"Aber das können wir ja ganz einfach ändern, wir machen einfach eine kurze Vorstellungsrunde", widersprach das Nilpferd. Als Niemand darauf reagierte, fing es einfach an zu erzählen.
"Ich bin Ralf, Hugo, Willi, Gregor, Hans, Stefan, Theo, Bolz Jo, Vick, Klaus der vierzehnte, aber ihr könnt mich auch einfach Ralf nennen."
"Wow, wenn ich mal einen Namen suche komme ich zu dir", unterbrach ihn Nelli.
"Moment ich bin doch noch gar nicht fertig! Also wo war ich? Ach ja, ich bin zwar ein Nilpferd, lebe aber nicht am Nil, falls das jemand von euch denkt. Ich bin so eine Art Anführer in meiner Sippe da, ich einfach das schönste, schlauste, lustigste, mutigste, freundlichste, tapferste, fleißigste, hilfsbereiteste... Nilpferd bin. Ich könnte jetzt noch ewig von meiner Wenigkeit weiter erzählen, aber ich möchte euch nicht gleich am ersten Tag, an dem wir uns kennen, in den Schatten stellen. Auch wenn das sehr schwer ist, da ich ja auch so fabelhaft bin. Schon alleine, wenn man mich ansieht könnte man vor Schönheit in Ohnmacht fallen und wenn man dann auch noch meine bezaubernde Stimme hört... Wisst ihr manchmal kann ich selbst nicht fassen, dass es so ein bezauberndes Wesen wie mich überhaupt gibt."
"Ja kaum zu glauben ", murmelte Nelli und musste lachen.

Als nächstes fing Mändy an zu erzählen.
"Ich bin Mändy, neun Jahre alt und mache gerne Sport. Ich zeichne auch gern, aber nicht so gut. Ich habe meine Eltern nie kennengelernt. Ich wurde im Waisenhaus abgegeben. Man wusste nur, dass mein Name Mändy war und es hieß, meine Eltern seien bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ich lebte bis zu meinem vierten Lebensjahr im Waisenhaus und es war grauenvoll! Dann wurde ich von einer Pflegefamilie aufgenommen. Lange behielten sie mich jedoch nicht. Dann landete ich auch schon bei der nächsten Pflegefamilie, die mich wiederum an die dritte Familie weitergab. Wie ein kleines Kätzchen, das am Anfang so niedlich aussah und dann aber doch zu viel Arbeit machte, jagten sie mich zu der nächsten Familie. Vor kurzem landete ich dann wieder in einem Heim. Mir war endgültig klar, dieser Atmung würde niemals enden. Ich beschloss deshalb selbst all dem ein Ende zu bereiten. Ich bin aus dem Kinderheim geflohen."

Ralf stand der Mund offen und auch Nelli war erstaunt. Dieses Mädchen hatte so viel durchgemacht und konnte so offen über ihre private Geschichte erzählen Nelli konnte sich gar nicht vorstellen wie es sich anfühlte, nie von jemandem beachtet zu werden, von niemandem geliebt zu werden. Wie schrecklich mussten sich die dunklen Jahre angefühlt haben? Alle schauten benommen zu Boden, alle außer Mändy. Als sie bemerkte wie traurig alle wegen ihr waren, sprach sie weiter.
"Manchmal abends, wenn ich im Bett lag, fing ich an zu Weinen. Ich stellte mir vor was alles schöner hätte sein können. Dann musste ich mir aber auch überlegen was alles schlimmer sein hätte können. Jetzt bin ich froh dass alles so ist wie es ist und schauen nicht mehr zurück, ich sehen nur das was vor mir liegt. Und da sehe ich eine Menge Gutes!" Nach ihrem Vortrag war die Stimmung schon etwas lockerer und Nelli beneidet Mändys positive Ausstrahlung.

Alle sahen nun zu Nelli. Glücklicherweise hatte sie viele Haare im Gesicht, denn sie wurde ganz rot. Dann begann sie einfach zu erzählen.
"Also eigentlich gibt es nicht so viel zu erzahlen. Ich heiße Nelli, wir Spinnen zählen unsere zurückliegenden Jahre nicht, aber ich habe schon viel erlebt! Ich lebe mit meiner Schwester und vielen anderen Tieren im Wald. Doch vor Kurzem kamen böse Menschen mit ihren bösen Maschienen und fällten alle Bäume, seitdem ziehen die Tiere, die überlebt haben weiter, bis uns die Bagger eingeholt haben, dann müssen wir wieder weiterziehen", Nelli machte eine kurze Pause und sprach dann weiter.
"Neulich habe ich dann diesen Brief bekommen und nun bin ich hier."

"Oh nein, die armen Bäume." Ralf war entsetzt von der Nachricht. Auch Mändy überlegte.
"Können wir nicht helfen, die Bäume und die Tiere zu retten?"
"Das ist eine viel zu große Aufgabe, die man nur lösen kann, wenn man viele Verbündete hat", antwortete Nelli bedrückt.

Alle Augen richteten sich nun auf den Kapuzenpulli-Mann, der Nelli sehr nervös erschien. Sein Brustkorb hob und senkte sich hektisch. Sein Blick war auf den Boden gerichtet und er sah ziemlich blass aus, oder war das seine Hautfarbe?
"Also Großer, du bist dran. Erzähl uns was von dir ", sagte Ralf gespannt. Der Mann schloss seine Augen, atmete tief ein und wieder aus. Langsam entspannte er sich wieder und fing an zu erzählen.

"Ich heiße Till, bin 17 Jahre alt und…und das wars eigentlich schon." Der Mann, der eigentlich noch gar kein Mann war, hob den Kopf sah Mändy kurz an und blickte dann schnell wieder auf den Boden.
"Wie das wars?", fragte das Nilpferd verdutzt.
"Wie hast du die Hütte gefunden? Was machst du wenn du 18 bist? Und ganz wichtig, hast du eine Freundin?" Ralf spitze seine Lippen und klimperte mit seinen Wimpern, wobei das nicht sehr romantisch aussah. Seine Grimasse erinnerte eher an Gruselmasken, die die Menschen an Fasching trugen.
"Ich...'', begann Till.
"Ich habe, wie ihr, eine Nachricht bekommen und dann hab ich mich auf den Weg gemacht. Ich weiß nicht wieso, aber irgendetwas hat mich", mitten im Satz, als er bemerkte wie offen er redete, hörte er auf zu sprechen.
"Ist ja auch egal. Ich gebe Nachhilfe Unterricht und werde diese Beschäftigung wahrscheinlich weiterführen oder ausbauen. Und nein, ich habe keine Freundin. Ich habe mit 14 Jahren schon meinen Abschluss gemacht und bin deshalb schon geübt, Unterricht zu geben." Anstatt diese Nachricht stolz zu präsentieren, lächelte Till nur schwach in die Runde. Dieser Junge war Nelli nicht ganz geheuer! Sie beschloss sich in Zukunft von ihm fern zu halten, im Gegensatz zu Mändy. Sie sah Till erstaunt an.
"Wow, du bist das komplette Gegenteil von mir!" Till sah traurig zu Boden und auch Nelli wusste nicht recht ob es jetzt ein Kompliment sein sollte.
"Aber das war doch nicht böse gemeint!", fügte Mändy schnell hinzu. Trotzdem schenkte Till ihr keinen Blick mehr.

Eine unangenehme Stille breitete sich aus und Ralf wollte gerade den Mund öffnen, um die Stimmung zu retten, als es über ihnen knackte. Es hörte sich so an, als wäre über ihnen ein zweiter Raum, indem sich Jemand oder Etwas bewegte. Das konnte natürlich nicht sein, denn Nelli entdeckt nirgends eine Treppe. Doch tatsächlich, das Holz über den vier knackte wieder und kurz darauf bewegte sich einer der alten Vorhänge.

Das war das 4. Kapitel

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