Kapitel 3

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Nachdem Nelli endlich verstanden hatte, was wirklich passiert war, war Lino erleichtert. Er hat Nelli nämlich schon das vierte oder fünfte Mann erklären müssen, dass er sie gesucht hatte und auf der Lichtung schlafend vorfand. Die Spinne wollte aber einfach nicht einsehen, dass es nur ein Traum wahr! Immerhin waren die schlecht gelaunten Drohnen, die Meerjungfrau und das magische Einhorn sehr real.

Sie waren jetzt schon eine Weile unterwegs und Nelli wurde langsam nervös. Was wäre, wenn sie sich blöd anstellen würde? Oder, wenn es tatsächlich weitere Auserwählte gab, würde Nelli sich mit ihm verstehen? Wer oder was war wohl das Böse, dass sie besiegen sollte? Und wer war dieser Chuhang, der ihr den Brief geschrieben hatte? Als Nelli nach unten blickte, sah sie wie sie über grüne Wiesen flogen. Und in der Ferne erblickte sie einen Wald. Schon von weitem sah man die riesigen Bäume, die sich dem Himmel entgegen strecken. Sie sah die verschiedensten Arten von Bäumen, Fichten, Tannen, Birken, Kastanienbäume und noch vieles mehr.
"Ist das etwa...der Tausedlichterichterwald?", murmelte Nelli, eher zu sich selbst. "Ja, ist er nicht wunderschön?", antwortete Lino schon. Er war wunderschön und Nelli wollte jetzt so schnell wie möglich ihe Ziel erreichen: das gelbe Haus.

Als Lino am Waldrand landete und Nelli von seinem Rücken glitt, entschloss Nelli alleine weiterzugehen.
"Du bist nicht dafür gemacht so weit zu laufen, außerdem macht sich deine Familie sicher schon Sorgen um Dich!", sagte sie zu ihm und nach kurzem Grübeln, willigte Lino ein.
Nelli drehte sich um und winkte Lino ein letztes mal zum Abschied. Sie blickte ihm noch hinterher bis er nur noch ein kleiner Punkt am wolkenlosen Himmel war. Dann ging sie los, Schritt für Schritt. Zuerst ganz langsam, dann wurde sie immer schneller, bis sie ihr Lauftempo gefunden hatte. Nach einer Weile entdeckte Nelli einen Trampelpfad der schon bald in einen schmalen Weg mündete. Daraufhin entdeckte sie, wie es in dem Brief vorgegeben war, ein paar Wegweiser. Zum Beispiel 》zum gelben Haus《 oder 》hier geht's lang《. Nelly folgte den Schildern, doch langsam dämmerte es. Bald würde es dunkel werden, dann wäre Nelli verloren! Nachdem sie angefangen hatte, in ihrer Tasche nach einer Lampe zu suchen, bemerkte sie wie immer mehr kleine leuchtende Punkte in der Luft auftauchten. Als Nelli jedoch genauer hinsah, erkannte sie, dass die leuchtenden Punkte, die da durch die Luft tanzten, Glühwürmchen waren. Die Sonne sank immer tiefer und immer mehr Glühwürmchen schlossen sich dem Tanz ihrer Kameraden an. Sie tauchten den Wald in einen goldenen Glanz. Nun war es fast noch heller wie am Tag und Nelli konnte problemlos weiter gehen. Jetzt musste sie sich aber beeilen, in dem Brief stand eindeutig, dass sie vor Mitternacht da sein sollte.

Nachdem Nelli über eine lange Brücke gegangen war, entdeckte sie das gelbe Haus. Es war sehr groß, es reichte bis zu den Baumkronen, deshalb konnte Nelli es auch von weitem sehen. Die kleine Spinne rannte los, nach näherem Betrachten, erkannte sie, dass das gelbe Haus gar nicht sogar nicht so riesig war. Es erschien ihr nur so groß, weil es auf einem Kastanienbaum thronte. Das gelbe Haus war also ein Baumhaus. Jetzt stand Nelli nahe genug, um es besser betrachten zu können. Die meisten Stellen des Daches waren mit roter Dachpappe geschützt und von den Holzwänden blätterte etwas Farbe ab. Das Haus hatte sechs runde Fenster, deren Rahmen weiß waren. Die Türe war auch weiß angestrichen und hatte genauso ein kleines rundes Fenster. Am Baumstamm entlang führte eine Wendeltreppe hinauf. Als Nelli genauer hinsah, erkannte sie, dass die Türe nicht ganz geschlossen war. Anscheinend hatte schon jemand vor ihr das gelbe Haus gefunden und dieser Jemand hat die Tür nicht richtig verschlossen.

Plötzlich hörte sie ein Rascheln im Gebüsch. Schnell huschte sie hinter den nächst gelegenen Baum. Nelli hielt den Atem an und spähte hinter dem Baumstamm hervor.
"Boah, ist das ne lange Reise gewesen! OH, das ist also das gelbe Haus...? Ich hätt's mir größer vorgestellt.", hörte Nelli ein dickes Nilpferd sagen.

Es bemerkte Nelli gar nicht. Es schritt einfach in gemächlichem Tempo auf die Wendeltreppe zu.
"Das könnte jetzt zum Problem werden !", murmelte es, während es nach einem anderen Weg Ausschau hielt. Nelli spürte, dass sich oben im Baumhaus etwas tat, denn sie hörte leise Schritte. Und tatsächlich: sie sah, wie ein schlanker Mann durch das Fenster guckte. Sie erkannte sein Gesicht nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn danach war er schon wieder verschwunden. Nelli konnte eh nicht viel erkennen, da eine Kapuze sein Gesicht verdeckte. War das vielleicht dieser Chuhang? Jetzt bemerkte Nelli, wie das Nilpferd stöhnend den Aufstieg begann.
"Puh, wieso müssen Bäume auch so hoch sein!? Natürlich haben die hier keinen extra Last Transport für Nilpferde gebaut! Wer würde auch einem Nilpferd etwas Gutes tun? Nilpferde werden in dieser Welt total vernachlässigt!" Keuchend und schimpfen stieg es Stufe für Stufe die Treppe hinauf. Nelli war sprachlos. Noch nie hat sie so etwas Seltsames gesehen. Sie war jedoch auch sehr neugierig, was sie da oben erwartete, deshalb beschloss sie am Nilpferd vorbei zu schleichen und den Stamm hinaufzuklettern. Dann kam sie dem Nilpferd auch nicht zu nahe. Sie huschte hinter dem Baum hervor und schlich Richtung Kastanienbaum. Sobald sie den Stamm erreicht hatte, stieg sie hinauf. Oben angekommen, quetschte sie sich durch den winzigen Türspalt.

Es war düster in dem Raum, da vor den kleinen Fenstern, durch die etwas Licht von den Glühwürmchen hereinschien, alte Vorhänge hingen. Nelli inspizierte das Baumhaus von innen. In der Mitte des kleinen Raums lag ein bunter Flickenteppich. Vor einer Wand, an der viele Landkarten befestigt waren ,stand ein Tisch und zwei Stühle. In einem Eichenholzregal waren dicke Bücher nach ihrer Größe sortiert. Neben einer dünnen Matratze stand eine Kommode, die, wie Tisch und Stühle, mit Schnitzereien verziert war. Und da, neben der einladenden Sitzecke, die mit vielen bunten Kissen ausgeschmückt war, saß der Kapuzenmann, der aus dem Fenster gesehen hatte, und meditierte. Ganz vorsichtig ging sie auf ihn zu .Er bemerkte sie nicht, doch dann riss das Nilpferd hinter ihr die Türe auf und stolperte herein. Schnell flitzte Nelli hinter einen Tischfuß und versteckte sich dahinter. Durch die geöffnete Tür fiel ein mächtiger Lichtkegel in das Baumhaus und und der Raum, in dem Nelly sich befand, wurde er erleuchtet. Nun konnte Nelli genau erkennen, was geschah. Der Mann schreckte hoch und richtete eine Art Holzschwert auf das Nilpferd.
"Halt, halt, halt, sachte mein kleiner. Wir wollen hier doch nichts überstürzen !", schimpfte das Nilpferd. Nelli sah, wie der Mann seine Waffe sinken ließ und sich vor Staunen setzen musste.
"Du... Du kannst ja reden !", stotterte er.
"Ja klaro, hast du etwa gedacht wir Nilpferde liegen die ganze Zeit nur herum und tun gar nichts?", schnaubte das Nilpferd empört.
"Ja, so habe ich mir das vorgestellt, denn mein Fachgebiet ist nun mal nicht der Alltag des Nilpferdes. Was tun denn Nilpferde den ganzen Tag, wenn sie nicht herumliegen? ", antwortete der Mann schüchtern .
" Naja, eigentlich liegen wir schon die meiste Zeit herum, aber nachts, das kann ich dir sagen, da gibt's was zu futtern! Und wenn wir unsere Stimmen erheben würden, würden uns die Menschen doch sowieso nicht zuhören! Wenn wir zum Beispiel ein Wahlrecht hätten, das würden wir auf jeden Fall nutzen! Wer sagt denn, dass Nilpferde nicht als Bundeskanzler taugen!?" Als es endlich mit dem Vortrag über die Meinung der Nilpferde fertig war, setzte sich der Mann wieder und fing erneut an zu meditieren. Wenige Sekunden später wurde Nelli entdeckt.
"Iiiiiiiiih, eine Spinne, nimm sie weg, nimm sie weg!", schrie das Nilpferd entsetzt und versteckte sich hinter dem Mann. Dieser schaute nun auch zu Nelli, die verdutzt zu den beiden empor schaute. Schließlich trat sie hervor und blickte von dem Mann zu dem Nilpferd und wieder zurück .
"Hallo, ich bin Nelli und ich habe einen Brief bekommen auf dem stand, dass ich hierher kommen soll. Deshalb werde ich hier bleiben und niemand wird mich daran hindern!", sagte sie mutig.

So das war das 3. Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen!

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