Kapitel 2

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Noch ein Augenblick verharrten Nelli in dieser Position. Als sie dann ihre Augen öffnete, fühlte sie sich zu dem Baum hingezogen. Ohne weiter nachzudenken bewegte sie sich auf ihn zu, kletterte am Stamm empor und setzte sich auf einen Ast. Sie legte sich in eine kleine Kuhle und schloss erneut die Augen. Sie erschrak als sie mechanische Sägegeräusche hörte. Sie hörten sich so ähnlich an, wie die Bagger in ihrer Heimat. Nelli riss die Augen auf und erblickte viele kleine drohnenartige Blechbüchsen, mit ausfahrbaren und Armen, an denen kleinen Taschenmesser ähnliche Werkzeuge befestigt waren. Die Drohnen hatten leuchtend rote Augen und sahen nicht gerade freundlich aus! Was wollten diese Maschinen bloß hier? Nelli beschloss sich zu verstecken. Sie drückte sich so tief wie möglich in die Kule und rollte sich zu einem kleinen schwarzen Ball zusammen.
Sie merkte nach nicht allzulanger Zeit, dass das ein Fehler war, denn die Monster stürzten sich allesamt auf die hilflose Spinne. Nelli konnte gerade noch so ausweichen, doch der Ast, auf dem sie saß, brach, aufgrund des Zusammenpralls mit den Robotern, ab. Eigentlich sollte Nelli nun zu Boden stürzen, doch sie schoss wie ein Superheld einen Enterhaken schießt, aus ihrem Hinterteil einen Faden. Sie zog sich am Faden hoch und saß nun auf dem nächst höchsten Ast. Doch die Drohnen schwebten ihr hinterher. Nelli ergriff die Flucht. Sie wusste nicht wohin und ihr einziger Ausweg war nach oben! Also hangelt der sie sich von Ast zu Ast. Immer weiter nach oben, höher und höher. Jetzt konnten Nelli sogar schon die Spitze des Baumes sehen, aber wo sollten Sie jetzt hin? Doch als sie fieberhaft nach einer Lösung suchte, bemerkte sie dass das Summen der Drohnen verstummt war. Und tatsächlich, die vielen kleinen Roboter verfolgten sie nicht mehr. Stattdessen brummten sie davon. Aber halt, vor dem Nadelbaumkreis hielten sie an. Anscheinend hatten sie auch Laseraugen, denn nun wurden alle Nadelbäume gfällt, die den Robotern im Weg waren. Nelli musste dringend erwas unternehmen, bevor diese rücksichtslosen Drohnen diesen wunderbaren und faszinierenden Ort zerstörten. Aber wie konnte sie diese schrecklichen Maschienen aufhalten und zerstörten. Nelli hatte die zündende Idee: Sie brauchte einen Elektroschocker.
"Irgendwo muss er doch sein. Ich weiß, dass du da drin bist, komm raus und zeig dich! ", murmelte Nelli vor sich hin. Aha, Nelli zog den winzigen, aber sehr gefährlichen Elektroschoker aus ihrer Ledertasche und kletterte den Baum wieder hinunter. Sie schlich sich an, doch schon nach wenigen Schritten merkte sie, dass die Drohnen viel zu weit oben schwebten. Die Spinne überlegte, wie sie die Roboter erreichen konnte. Sie hatte eine Idee. Nelli versuchte sich mit einer Spinnenweben an einem Ast festzuhalten, schaukelte sich fahren zurück, dann flog sie nach vorne und landete auf einer der Maschinen. Schnell aktivierte Nelli den Elektroschocker und die Drohne viel zu Boden. Nelli sprang auf den nächsten Roboter und legte ihn lahm. Das machte die kleine Spinne noch bei vier weiteren Drohnen. Als die Kameraden endlich bemerkten, was hinter ihnen geschah, wurden sie noch wütender. Ein paar von ihnen stürzten sich nun auf Nelli, doch viele versuchten immer noch die Bäume zu fällen. Nelli rannte in Richtung Baum, doch sie merkte gleich, dass sie viel zu langsam war. Außerdem musste sie ja gar nicht weglaufen, sie hatte doch den Elektroschocker! Sie blieb stehen, drehte sich um und als die vielen Maschinen auf sie zuflogen, verteidigte sie sich mit ihrem Schocker. Nelli löschte einen nach dem anderen aus, doch es kamen immer mehr.

Es war nun so viele, dass sich die tapfere Spinnen nicht mehr wehren konnte. Zu viele Roboter hatten Nelli schon umzingelt, was sollte sie jetzt tun? Verzweifelt suchte sie nach einer Lösung. Da fiel ihr eine kleine Lücke zwischen zwei Drohnen auf. Ohne weiter nachzudenken schlitterte sie hindurch. Die Maschinen staunten nicht schlecht, als Nelli die Mauer aus gefährlichen Drohnen erfolgreich überwand. Doch das Staunen verwandelte sich blitzschnell in noch mehr Hass. Um Hilfe schreiend, rannte Nelli davon. Wo sollte sie nur hin, die Roboter würden sie einholen und dann, dann wäre es aus.

Schnell ins Gebüsch dachte Nelli, dort würden die Drohnen sie nicht so schnell einholen. Schnell noch ein paar Schritte, dann hatte sie das Gebüsch erreicht. Sie lief noch ein paar weitere Meter bevor sie endlich anhielt. Nelli hatte jedoch keine Zeit für eine Pause, denn es streckten sich ihr Roboter Arme entgegen. Die kleine schwarze Spinne rannte weiter. Langsam ging ihr die Puste aus.

Nun hörte sie ein leises Rauschen. War hier etwa irgendwo ein Wasserfall? Das Rauschen wurde immer lauter doch Nelli erblickte kein Wasserfall, sondern einen breiten, eiskalten und tosenden Fluss. Die Roboter hatten nun aufgeholt, Nelli hatte also keine Zeit den Fluss zu umgehen und eine Brücke zu suchen. Sie musste springen! Sie nahm Anlauf und sprang. Sie war jedoch viel zu klein, um so einen breiten Fluss zu überqueren, deshalb stürzte sie in den reißenden Fluss.

Das eiskalte Wasser schlug über ihr zusammen und zog sie in die Tiefe. Nelli strampelt, ruderte und wedelte mit ihren acht Gliedmaßen, doch der starke Strom zog sie mit sich. Plötzlich wurde Nelli gepackt und nach oben gezogen. Nelli konnte nicht genau erkennen was es war, da ihre Augen unter Wasser nutzlos waren, aber es sah aus wie ein riesiger Fisch. Er schimmerte blau-grünlich und war ungefähr so groß wie ein Delfin. Das Etwas schleuderte Nelli zurück an die Oberfläche, daraufhin rang die Spinne keuchend nach Luft. Sie nahm ein paar Atemzüge doch dann durchbrach sie erneut die Wasseroberfläche. Nun war das Wesen jedoch gleich zur Stelle und warf die Spinne in die Luft. Dieses Mal war Nelli darauf vorbereitet und konnte einen Blick auf das Wesen, dass sie gerettet hatte, werfen. Es hatte dunkle türkis-grüne Haut, dunkle geheimnisvolle Augen und eine starke Schwanzflosse. Außerdem hat es eine lange Rückenflosse und Kiemen. War das etwa eine Meerjungfrau? Nelli viel ein drittes Mal in das tosende Wasser. Als sie versucht auf die Meerjungfrau zuzustimmen, war sie erstaunt, denn Nelli schwammen wie ein Fisch. Nachdem sie die Meerjungfrau erreicht hatte, griff sie nach ihr. Die vielen Schuppen der Meerjungfrau fühlten sich glatt und glitschig an, dennoch konnte sich die kleine Spinne mühelos festhalten. Das Wesen wusste anscheinend, was Nelli vor hatte und sauste deshalb, sobald sie sich sicher sein konnte, dass Nelli Halt gefunden hatte, los. Blitzschnell schossen sie durch das Wasser. Nelli entdeckte sogar kleine Korallen. Es kamen nun auch immer wieder Fische  entgegen. Immer wieder schleuderte die Meerjungfrau Nelli nach oben, sodass sie Luft holen konnte. Nelli genoss das kalte Wasser, dass ihr ins Gesicht spritzte.

Nach einer Weile fiel Nelli plötzlich vom Rücken der Meerjungfrau und stürzte in die Tiefe. Unter dem freien Fall bemerkte Nelli, dass sie einen Wasserfall hinabstürzte. Sie sah noch wie die Meerjungfrau ihr erschrocken hinterher blickte, doch dann wurde sie von einem glitzerndem Regenbogen geblendet. Er trennte den Wasserfall in zwei Hälften. Durch den Spalt, der sich da durch bildete, trabte ein Einhorn heraus. Nelli landet in dem dichten, weißen Fell des Einhorns. Es war kuschelig weich und schimmerte geheimnisvoll. Das Einhorn trabte noch ein Stückchen auf dem Regenbogen weiter, dann breitete es seine kräftigen Flügel aus und trug Nelli fort. Die Flügel des Einhorns waren mit goldenen Federn besetzt, die im Sonnenschein magisch glitzerten. Mit der kleinen Spinne auf dem Rücken schwebte das Einhorn mit Leichtigkeit durch die Wolken. Nelli war jetzt tiefenentspannt und vergaß den Brief. Sie vergaß Lino. Sie vergaß einfach alles. Sie wollte sich jetzt einfach in das weiche Fell des Einhorns kuscheln und sich von diesem forttragen lassen. Ihr war egal wohin! Sie sah wie sie an Wolken vorbei zogen, sie flogen an Vögeln vorbei, an Baumkronen und an Bergspitzen. Sie spürte die Wärme, die das Fell des Einhorns ausstrahlte und Nelli erfüllte ein Glücksgefühl. Langsam wurde es jedoch dunkel und Nelli schloss ihre Augen.

Plötzlich wurde sie durchgerüttelt, daraufhin öffnete sie erschrocken die Augen wieder. Vor ihr stand Lino.
"Na endlich, du bist ja schwerer wach zu kriegen, als ein Bär im Winterschlaf!", schimpfte er mit seiner krächzigen Stimme.
"Hä?",fragte Nelli verständnislos. Da bemerkte sie, dass sie auf dem Boden der Lichtung, neben dem bezaubernden Baum, lag und nicht mit einem Einhorn durch die Lüfte flog.
"Wo ist denn das Einhorn und...und wie bin ich denn wieder hier hinunter gekommen...?"
"Ha, ha, ach, was so kleine Spinnen nicht alles träumen... Du bist eingeschlafen!"
"Aber...aber...und...das war alles...aber wie...", stotterte Nelli.
"Ja, ja, ich erkläre dir alles später, jetzt müssen wir uns aber beeilen, es ist schließlich schon spät! Los, halt dich fest!" Lino schob Nelli aus seinen Rücken und erhob sich in die Lüfte.

Ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen! Ich freue mich über Rückmeldung (auch negative), also schreibt gerne in die Kommentare!

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