Hingezogen

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Chuuya hatte mittlerweile seine Wohnung verlassen und spazierte die Straße entlang. Heute hatte er einen freien Tag und den wollte er etwas genießen.

Es war ein kälter Tag und der Himmel war von Wolken benetzt. Der Wind wehte die kalte Luft direkt in die Gesichter der Menschen, die wie es in dieser Stadt üblich war, durch die Straßen stolperten und nur so im Verkehr verschwanden.

Chuuya ließ sich in dem Menschenstrom mit ziehn. Er schwamm einfach mit. Ziellos wanderte er duch Straßen und Gassen. Er achtete kaum auf seine Umgebung.

Und dann, in einer abgelegenen Gasse, sah er plötzlich eine, ihm bekannt vor kommende Gestalt.

Es war ziemlich weit weg von den großen Menschenmassen und den lebenden Straßen Yokohama's.
Also wer zum Teufel war das? Und warum war diese Person bitte hier?

Wie war Chuuya selbst überhaupt hergekommen...? Wird schon irgendwie passiert sein.

Er wollte einfach weiter gehen und der Silhouette keine weitere Aufmerksamkeit schenken...
Allerdings hatte er das komische Gefühl zu dieser Person gehen zu wollen. Es war als würde er zu dieser Person hingezogen werden.

Chuuya konnte sich dieses Gefühl einfach nicht erklären. Egal wie sehr er dannach suchte, er fand keine Erklärung dafür warum er das Gefühl verspürte das die Person, in der Gasse seine Gesellschaft brauchen könnte.

Schlussendlich gab er diesem merkwürdig erscheinenden Gefühl nach und bewegte sich langsam auf die Gestalt zu.

Diese schien ihn gar nicht zu bemerken und stand immer noch an der Wand bis sie plötzlich in sich zusammen sackte.

Chuuya befand sich noch ca. drei Meter von ihr entfernt und wäre am liebsten wieder umgedreht vor Schreck. Doch da waren Geräusche die seine Aufmerksamkeit erregt hatten und er wollte wissen woher sie kamen und was sie verursachte!

Es war dunkel und dieser Teil der Straßen war noch nicht mit Laternen bestückt. Diese Straßen ähnelten sowieso mehr einer unabgeschlossen Baustelle, an der schon seit geraumer Zeit keine Person mehr gearbeitet hatte.

Chuuya erkannte nicht allzu viel. Aber nachdem such seine Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten konnte der Mafiosi die Person besser erkennen.

Sie sah ziemlich schlapp aus. Außerdem wirkte es als hätte sie sich in letzter Zeit ziemlich runterziehen lassen.

Wirklich nicht der schönste Anblick.

Die Haare standen in alle Richtungen vom Kopf ab und auch der Mantel, den die Gestalt trug, war ziemlich schmutzig. Es sah aus als hätte mann ihn duch eine Schlammpfützte geschleift oder wäre mit dem Auto drüber gefahren.

Generell schien die Person ziemlich nass zu sein. Als wäre sie gerade aus dem Fluss gekrochen, der nicht weit entfernt seine immer gleiche Strecke entlang floß.

Und dann die Verbände und Bandagen.... Sie trieften und tropften. Auch sie waren dreckig.

...

Warte... Bandagen!? Verbände!?
Die Gestalt schien gerade einen gescheiterten Selbstmord Versuch hinter sich zu haben und Chuuya kannte bei weitem nur eine Person die sich immer wieder selbst beseitigen wollte und genauso oft gescheitert war.

"Dazai!" brachte der Rotschopf dann völlig entgeistert über die Lippen.

Jetzt schlich er nicht mehr auf die Person zu sondern lief die letzten Meter um dann, direkt neben der durchnässten Person auf den Knien zu landen.

Aus der Nähe konnte Chuuya es mit Sicherheit sagen. Kein Zweifel, die Person war Dazai!

Was hatte dieser Idiot jetzt schon wieder versucht!? Sich zu ertränken? Das war wohl am warscheinlichsten. Nur warum!? Und warum hatte er es dann nicht durchgezogen und war, so wie es aussah im letzten Moment wieder zurück gerudert und aus dem Fluß gekommen?

Nicht das Chuuya es sich anders gewünscht hätte aber es war doch merkwürdig das es scheinbar Dazai selbst gewesen war der doch noch versucht hatte zu überleben.

"Dazai?.…" fast schon flüsternt fragte er vorsichtig bevor er auf eine Reaktion wartete.

Es war, während ihrer Partnerschaft schon öfter mal vorgekommen das Chuuya seinen Partner nach einem Suizidversuch fand, machmal sogar Sekunden vorher oder gar während dessen. Jedes Mal war ihm das Herz für einen Augenblick stehen geblieben oder in die Hose gerutscht.

So auch jetzt.

Chuuya wusste noch aus der Vergangenheit das sein ehemaliger Partner immer anders reagieren konnte wenn er in einer solchen Situation war.

Mal war er angefressen und wütend auf Chuuya, weil dieser ihn aufgehalten hatte oder ihm einzureden versuchte den Mist zu lassen und andere Male war der Brünette schon den Tränen nah gewesen oder zitterte, mal mehr mal weniger.

Manchmal mischten sich auch beide Reaktionen und er war erst völlig wütend und schrie fast und nur wenige Minuten später begann er fast zu weinen und zu zittern oder konnte kaum sprechen.

Aber jetzt war das anders.

Er wurde ja nicht von Chuuya aufgehalten oder gemasregelt. Dazai hatte selbst entschieden sich doch nicht umzubringen. Er war aus eigenem Antrieb wieder an Land gekommen und hatte sich für das Leben entschieden.

Dazai's Reaktion war nicht vorhersehbar. Er war einfach unberechenbar.

Er bekam scheinbar keine Antwort das einzige was Chuuya wahrnehmen konnte war das Dazai seinen Blick abwante und in die entgegengesetzte Richtung sah.

Also wütend?

Aber gleichzeitig bemerkte Chuuya ein Zittern, nur leicht aber es war da.

Also doch ängstlich?

Was zum Himmel war los!?
Chuuya versuchte es noch einmal.

Er wollte patu nicht gehen und Dazai alleine lassen. Seine Gefühle sagten ihm das er das auf keinen Fall tun konnte. Es war wie eine innere Stimme, die ihm sagte das etwas schlimmes passiert war und das der Detektiv gerade Hilfe brauchte.

Also blieb er.

"Dazai, sag mir was los ist?" wieder nichts. Der Rotschopf machte sich Sorgen. Unmögliche Sorgen!

Dazai war doch aus der Mafia ausgestiegen und wollte ein besserer Mensch sein. Er wollte den Menschen helfen und so glücklich werden. Das war es doch was ihn glücklich machte, oder?
Das hatte Chuuya zumindest geglaubt,...bis jetzt.

Aber wenn es so war, wieso saß er denn jetzt hier? Warum hatte er schon wieder versucht sich selbst das Leben zu nehmen?

Was war es das in Dazai gerade vorging?!

Chuuya entschied sich für etwas was er noch nie getan hatte, er bat um eine Antwort und das so freundlich wie es ihm möglich war.

"Dazai,...sag mir bitte was los ist?"
Und endlich eine Reaktion. Angesprochener hob leicht seinen Kopf und begann in Chuuya's Richtung zu schauen.

Er drehte seinen Kopf jedoch nicht vollständig um also erkannte Chuuya immer noch nicht ganz den Ausdruck in den Augen, der ihm damals immer verraten hatte in welcher Stimmung er seinen Partner erwischt hatte.

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