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» Jungkook «

Ich kam an seine Seite und lehnte mich mit dem Rücken an die Brüstung, sodass ich weiterhin ihn ansah.

Sterne waren schön. Damals sowie heute.

Aber wenn Taehyung bei mir war, kamen sogar diese vielen Lichtpunkte am klaren Nachthimmel nicht an ihn heran.

Ich senkte bedrückt meinen Blick. Mein Herz fühlte sich wieder schwer an, wenn ich daran dachte, dass es nie so etwas wie Gegenseitigkeit geben würde. Es war schon immer nur ich gewesen, der nach ihm Ausschau hielt und ihm hinterherschaute, sich dabei mehr als alles andere sehnte, dass er mich einmal genauso ansehen könnte.

Ein wehmütiger Seufzer entwich mir.

Selbst nach so vielen Jahren, selbst nach meinem erfolglosen Geständnis, war dieses absurde Bedürfnis noch vorhanden.

Ich schaute wieder auf und hielt mit einem Mal die Luft an.

Taehyung bestaunte nicht mehr die Sterne, sondern seine Augen waren auf mich gerichtet.

Sein Blick strahlte Wärme aus. Die dunklen Iriden flackerten mich an, seine Lider hingen wie ein hauchzarter Vorhang leicht herunter. Die Gesichtszüge schwankten zwischen allerlei verschiedensten Emotionen, als hätte sein Inneres zu viele Gefühle in sich aufgestaut, dass sie nun alle gleichzeitig an die Oberfläche wollten. Ein Mix aus Trauer, Sehnsucht, Schmerz, Angst und Freude kam von ihm aus und überwältigte mich in jeder Faser meines Körpers.

Taehyung sah mich an.

Nicht die Sterne.

Sondern mich.

„Jungkook. Ich-"

„Wann bist du umgezogen?", fragte ich ihn schnell und wandte mich völlig aufgelöst herum, meine Hände krallten sich förmlich in die Brüstung.

Mein Herz klopfte wie verrückt. Den Drang meine Finger in den Stoff meines Oberteils über der Stelle meines Herzens zu versenken, um den Schlag zumindest um kleines Bisschen zu reduzieren, war groß.

Für eine Weile kam keine Antwort von dem Schwarzhaarigen, und ich spürte die ganze Zeit über seinen Blick auf mir, der sich heiß in mein ohnehin schon gerötetes Gesicht hineinbrannte.

Taehyung verstand, wie ich mich fühlte. Und er hatte Erbarmen, als er auf meine Frage einlenkte, statt mit der Atmosphäre fortzufahren, bei der wir plötzlich gelandet waren.

„Als das erste Semester angefangen hat. Du?"

„Ich auch..."

„Meine Eltern haben sich anfangs gewundert, warum ich überhaupt umziehen will. Die Uni ist zwar etwas weiter weg, aber es wäre halb so wild gewesen, wenn ich einfach gependelt wäre. Aber ich dachte, dass es doch ganz angenehm wäre, wenn ich mir die Dreiviertelstunde hin und zurück sparen könnte." Er stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab und guckte mich abwartend an, als würde er auf meine Erklärung warten.

Ich schaute in die Ferne, auf keinen bestimmten Punkt fokussiert. „Bei mir genauso."

Zumindest ein Teil davon. Der andere Grund, warum ich meine Eltern damals angefleht hatte, mich allein in der Nähe der Universität wohnen zu lassen, war, weil ich Taehyung nicht länger aus Versehen in der Nachbarschaft über den Weg laufen wollte. Wer hätte gedacht, dass er auch umgezogen war?

Seine und meine Eltern waren wegen unserer engen Freundschaft seit Kindertagen ebenfalls befreundet. Besonders unsere Mütter redeten oft und viel.

Als sie merkten, dass wir nicht übereinander sprachen oder der jeweils andere nicht mehr mit nach Hause kam, sprachen auch sie nicht mehr in unserer Anwesenheit über den anderen. Meine Mutter wusste bestimmt, dass Taehyung auch umgezogen war, aber es kam niemals bei mir an, da ich es nicht zugelassen hatte.

Our Love ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt