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» Jungkook «

Ring

Meinem Handywecker war es kaum vergönnt das erste Mal auszuklingen, da unterbrach ich ihn bereits und deaktivierte ihn.

Früher wach zu werden, war nicht geplant gewesen, aber wie so Vieles in meinem momentanen Leben lief nichts wie geplant. Daher auch nicht, dass ich die halbe Nacht hellwach geblieben war und kaum Schlaf bekommen hatte.

Nach dem Gespräch mit Taehyung, nachdem wir beide beschlossen hatten, endlich in unsere eigenen Wohnungen zu gehen, weil es dann doch ziemlich kalt wurde, eigentlich war der Grund wohl eher, dass keiner von uns wusste, was wir noch sagen sollten, war ich mit klopfendem Herzen und pochendem Kopf zu Bett gegangen. Ich hatte mich nach der ganzen Sache seltsam erschöpft gefühlt, als wäre meine gesamte mentale Energie aufgebraucht worden. Daher hatte ich auch vermutet, dass ich sofort tief und fest einschlafen würde.

Doch so war es nicht gekommen.

Ich lag stundenlang hellwach und war sogar ein paar Mal aufgestanden, um mir etwas zu trinken zu holen.

In meinem Inneren herrschte ein kleines Durcheinander. Und ich glaubte zu wissen, an was dies lag. Natürlich lag es auf der Hand.

Taehyung.

Taehyung und ich hatten nach Jahren endlich wieder richtig miteinander gesprochen. Und es hatte sich herausgestellt, dass Taehyung in der Zeit, in der wir voneinander getrennt waren, genauso einsam gewesen war.

Irgendwie machte mich dieser Gedanke glücklich. Zu wissen, dass es nicht nur ich war, der sich nach unserer gemeinsamen Zeit gesehnt hatte.

Ich konnte immer noch nicht ganz glauben, dass der Grund für unser Auseinandergehen nur darin bestand, dass ich ihm meine Gefühle als besten Freund gestanden hatte. Er hatte sogar gesagt, dass er genauso reagiert hätte, wenn ich eine Frau wäre. Ich hatte immer gedacht, dass der Fokus des Problems darin bestand, dass wir das gleiche Geschlecht hatten.

Klar, beste Freunde, die sich ineinander verliebten, war auch ein eher heikles Thema, weil man sich irgendwann fast schon als eine Familie betrachtete, und wenn man sich am Ende trennte, weil es doch nicht so passte, würde es schwer werden, Freunde zu bleiben. Aber trotzdem reagierten immer noch viele Menschen nicht besonders gut auf Homosexualität. Besonders die Reaktion eines heterosexuellen Mannes, der ein Liebesgeständnis von einem anderen Mann bekam, konnte schnell eskalieren.

Mit meiner eigenen Sexualität hatte ich mich zudem auch noch nie richtig auseinandergesetzt. Ich hatte mich in Taehyung verliebt, als wir in der Mittelstufe waren, was relativ früh war. Seitdem hatte nie Interesse in irgendjemand anderen gezeigt. Weder in anderen Männern noch in Frauen.

Es war einfach nur Taehyung gewesen.

Und, wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst wäre, ohne der großen, furchteinflößenden Frage auszuweichen, ob ich ihn noch liebte, dann würde ich einer Antwort gegenüberstehen, die mir zeigen würde, dass ich durchaus noch in ihn verliebt war.

Dies war wahrscheinlich auch der Großteil meiner Gedanken, die mich die ganze Nacht wachgehalten hatte.

Taehyung und ich konnten wieder Freunde sein, vielleicht sogar beste Freunde, wenn wir uns wieder aneinander gewöhnten. Allerdings würde er meine Gefühle wohl nie erwidern.

Ich wurde definitiv gefriendzoned. Egal, wie ich es betrachtete.

Seufzend machte ich mich ins Bad und begann mich fertig zu machen. Glücklicherweise sah man mir die schlaflose Nacht nicht im Gesicht an.

Gefriendzoned oder nicht, ich war wirklich glücklich, dass wir wieder sowie damals werden konnten. Allein, dass diese Möglichkeit bestand. Dieser Teil machte mein Herz ganz warm, als hätte ich die andere Hälfte meines Ichs zurückergattert.

Our Love ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt