4. Tag am Grimmauld Place

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Ein lautes Klopfen an meiner Tür riss mich aus dem Schlaf. Ich sah auf die Uhr. Es war erst um 6. Verwundert darüber, was Sirius so früh von mir wollte, zog ich mir meine dünne Strickjacke über den Schlafanzug und ging zur Tür. Als ich diese öffnete, war die Überraschung groß, da ich nicht wie erwartet in Sirius' Gesicht sah, sondern Ginny vor mir stand. Sie strahlte mich an und fiel mir sofort in die Arme. Ich war sehr froh sie zu sehen.

"Ich wollte eigentlich schon gestern vorbeikommen, aber irgendwie hat das zeitlich immer nicht gepasst und deshalb habe ich mich heute schon so früh auf den Weg gemacht. Tut mir übrigens sehr leid, dass ich dich geweckt habe...", mittlerweile saßen Ginny und ich bei einer gemütlichen Tasse Kaffee in der Küche. Ginny hatte mir nochmal etwas detailreicher geschildert, was am späten Abend meines Geburtstags noch alles passiert war. Ich musste mir wirklich ein Lächeln verkneifen, als ich sah wie wütend Ginny immer noch auf ihren Bruder war und welche Wörter sie ihm in Anbetracht der dortigen Situation an den Kopf geworfen hatte. "Alles in Ordnung Ginny. Ich bin froh, dass du überhaupt mal vorbeigeschaut hast. Ich will ja nicht sagen, dass es nicht angenehm wäre mit Sirius unter einem Dach zu leben, aber die Tage kommen mir schon irgendwie recht lang vor." Kaum hatte ich diese Worte gesagt, ging die Tür zur Küche auf und Sirius trat ein. Sein verschlafenes Gesicht hellte sich schlagartig auf, als er sah, dass erneut Besuch in sein Haus gekommen war. Mein Gesicht wurde dagegen sofort rot und ich hoffte, dass Sirius meine Worte von eben nicht mitgehört hatte. "Ginny!", begrüßte er meine sogleich aufgestandene Freundin. "Was machst du denn hier? Guckst du mal nach, ob der alte Sirius auch zurecht kommt in seinem viel zu großen und leeren Haus?" Sirius schien sehr glücklich über Ginnys Erscheinen und konnte das Scherzen natürlich nicht lassen. 

"So jetzt muss ich aber los. Heute ist das Halbfinale der Quidditch-Weltmeisterschaft und es ist noch viel vorzubereiten.", Ginny erhob sich, nachdem sie auf ihre Uhr gesehen hatte, vom Tisch. Die Zeit war wie im Flug vergangen und aus einer Stunde waren vier geworden, sodass es bereits 10Uhr war. Sirius und ich erhoben uns ebenfalls, um Ginny noch bis zur Tür zu bringen. Dabei streifte Sirius' Arm aus Versehen meinen und ich bekam Gänsehaut an der Stelle, an der wir uns berührt hatten, während mir ein Schauer den Rücken hinunterlief. Ich musste kurz stehenbleiben, um dieses komische Gefühl abzuschütteln und folgte dann Ginny und Sirius, die sich bereits fragten, wo ich blieb, in den Flur. "Danke, dass du da warst. Hat gut getan mal wieder mit dir zu plaudern. Wenn es sich ergibt, kannst du jederzeit vorbeischauen. Ich würde mich freuen...", ich trat einen Schritt auf Ginny zu und flüsterte: "...und Sirius sicherlich auch." Wir mussten beide kurz schmunzeln und Sirius, der etwas abseits stand und natürlich nicht mitbekommen hatte, was der Grund für unsere amüsierten Blicke war, schaute uns nur verwirrt an, bevor auch er sich von Ginny verabschiedete.

Als die Haustür knarrend zugefallen war, standen Sirius und ich wieder allein im Flur. Ich wusste nicht so recht, was ich tun sollte, also trat ich unruhig vom einen auf den anderen Fuß. Ich wartete darauf, dass Sirius irgendetwas sagte oder einen Vorschlag machte, was wir nun mit dem angebrochenen Tag anstellen konnten. Allerdings starrte er nur angestrengt auf den Boden, was die Situation im halbdunklen Hausflur nicht besser machte. Irgendwann wurde es mir dann zu viel und ich sagte: "Hast du für heute irgendetwas geplant?" Ohne mich anzusehen erwiderte Sirius: "Ich wollte noch nach Seidenschnabel sehen. Ich habe ihn zwei Straßen weiter in einem leerstehenden Gebäude untergebracht. Ansonsten wollten Hagrid und Kingsley vielleicht noch vorbeischauen. Die beiden kommen öfter." Ohne ein weiteres Wort zog er auch schon die Haustür auf und ich konnte nur noch ein schnelles "Alles klar, dann bin ich oben." herausbringen, bevor er auch schon verschwunden war. 

Den Rest des Tages verbrachte ich mit meinen Büchern und dem Durchstöbern von Zaubereigesetzen nach rassistischen und muggelfeindlichen Artikeln oder Paragrafen, die ich überarbeiten konnte oder die abgeschafft werden sollten, denn meine Arbeit durfte nicht unter meinem aus den Fugen geratenem (Liebes-)Leben leiden. Weil ich bei dieser Beschäftigung die Zeit total vergessen hatte, knurrte mir irgendwann kräftig der Magen. Allerdings war ich gerade so in eine Überarbeitung eines veralteten Muggelgesetzes vertieft, dass ich mich nicht dazu durchringen konnte, aufzustehen und mir etwas zu Essen zu machen. Gerade als ich mit dem Erneuern fertig war, klopfte es an der Tür und Sirius steckte vorsichtig seinen Kopf durch die Tür. "Ich habe etwas zu Essen gemacht. Wir könnten uns in den Salon setzen, wenn du Zeit und Lust hast.", Sirius sah etwas angespannt aus. "Was bist du? Ein Engel?", ich freute mich über das Angebot von Sirius und klappte meinen Laptop zu, um Sirius in den Salon zu folgen.

"Das hat sehr gut geschmeckt. Was war das?", ich wischte mir mit der Serviette, die Sirius mir herübergereicht hatte den Mund ab und lehnte mich zurück. "Das ist ein Familienrezept der Potters. James hat es mir gezeigt, als ich bei ihm gewohnt habe. Ich möchte es schon eine ganze Weile an Harry weitergeben, aber wir sind nie lange genug zusammen, als dass ich etwas kochen könnte.", traurig sah Sirius aus dem Fenster. Es schien ihn sehr mitzunehmen, dass Harry kaum Zeit hatte, während er den ganzen Tag nicht wirklich etwas zu tun hatte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, deshalb rutschte ich näher an ihn heran, um ihm ein wenig Trost zu spenden, doch meine Bewegung riss ihn aus seinen Gedanken und der traurige Ausdruck verschwand sofort von seinem Gesicht. "Dann werde ich mal den Tisch abräumen.", sagte er dann und räumte die Teller zusammen. Ich stand auf und half ihm beim Runtertragen. In der Küche räumten wir dann noch schnell zusammen auf und wussten wieder nichts mit unserer Zeit anzufangen. "Wollen wir einen Spaziergang machen oder ist das zu riskant?", fragend musterte ich Sirius, der wieder abwesend auf den Boden schaute. Er blickte auf und meinte: "Das ist schon in Ordnung. Es ist ja auch schon fast dunkel." Sirius drehte sich zur Tür und nahm seine Jacke vom Garderobenhaken. Ich zog mir meine an und trat als Erste aus dem Haus. Gleich wehte ein angenehm kühler Wind um meine Nase. Sirius zog die Tür zu und trat neben mich. Er atmete tief ein und meinte dann zu mir: "Immer wenn ich aus dem Haus komme, muss ich kurz innehalten und die frische Luft genießen. So oft kommt das ja schließlich nicht vor." Unsicher drehte ich meinen Kopf nach links und sah ihn an. Doch bevor ich etwas sagen konnte, hatte Sirius sich schon in Bewegung gesetzt.

"Ich muss sagen, es war doch kälter als ich gedacht hatte.", ich schloss die Tür und zog meine Jacke wieder aus. Sirius, der auch nicht so aussah, als ob ihm sehr warm wäre, schlug vor den Kamin anzumachen. Ich begab mich daraufhin in die Küche und kochte uns eine Kanne Tee. Als ich damit in den Salon trat, stand Sirius am Fenster und schaute in die Ferne. Mittlerweile hatte es angefangen stark zu regnen. "Da sind wir ja nochmal rechtzeitig nach Hause gekommen." Ich stellte das Tablett mit den Tassen und der Kanne auf den kleinen Couchtisch. Ich stutzte kurz, weil ich dieses Haus gerade als "zu Hause" bezeichnet hatte, doch musste zugeben, dass das keineswegs merkwürdig klang. Und das Haus von Sirius' Familie war ja auch im Moment mein zu Hause. Ich verbrachte den ganzen Tag hier und fühlte mich sehr wohl. Sirius hatte sich mittlerweile auf die Couch gesetzt und uns beiden Tee eingegossen. Der Qualm, der aus den Tassen aufstieg und das Knacken des Kamins rief in mir ein wohliges Gefühl hervor. Also setzte ich mich neben Sirius und kuschelte mich in eine Decke. Wir begannen zu reden. Über dies und jenes und ehrlich gesagt, wunderte es mich, warum wir nach all der Zeit immer noch Gesprächsthemen fanden, obwohl wir den ganzen Tag auf einem Fleck hockten. Irgendwann verfielen wir dann aber doch in betretenes Schweigen und starrten beide Kamin. Dann wurde mir klar, dass ich jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr über Sirius' Wirkung auf mich nachgedacht hatte. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gefasst, bereute ich dies, denn sofort bekam ich eine leichte Gänsehaut. Ich sah vorsichtig zu Sirius rüber, der immer noch gedankenverloren in den Kamin schaute. Ich ließ meinen Blick über seinen Körper gleiten und nahm seine männlichen Reize ganz bewusst wahr. Der plötzliche Drang ihm ganz nah sein zu wollen, machte ich verrückt. Doch ich konnte nicht widerstehen und rückte näher an ihn heran. Sein Blick löste sich vom Kamin und er schaute mir direkt in die Augen. Diese herrlich tiefgründigen grauen Augen. Ich war so gefesselt von seinem Blick, dass ich gar nicht merkte, dass mein Gesicht ihm immer näher kam. Bis ich nur noch wenige Millimeter von seinem entfernt war. Mein Herz schlug wie wild und alles in mir sehnte sich danach, dass unsere Lippen sich endlich berührten. Sein Atem streifte meine Unterlippe und als ich es nicht mehr aushielt, nahm ich all meinen Mut zusammen und überbrückte die kurze Strecke zwischen unseren Mündern. Der Moment, in dem unsere Lippen aufeinander lagen, schien unendlich lang und war doch viel zu schnell vorbei. Ein unglaublich angenehmes Kribbeln durchzog von meinen Lippen ausgehend meinen ganzen Körper. Es füllte mich ganz aus und ich fühlte mich vollkommen schwerelos. Bis Sirius seinen Kopf zurückzog, schnell aufsprang und mit den Worten "Ich gehe schlafen. Gute Nacht!" durch die Tür verschwand. 

Sirius und Hermine - unverzeihliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt