Nachdem Mario mich am Krankenhaus rausgelassen hatte, ging ich sofort zu Kevin, zog mir wieder einen Stuhl an sein Bett und nahm seine Hand in meine.
Ich konnte es immer noch nicht fassen. Er hatte so lange trainiert, um wieder in die Nationalmannschaft zu kommen, und dann musste das Schicksal ihm eine reinhauen.
In einer Woche würden die letzten zwei Quallispiele für die WM stattfinden. Kevin hatte sich, wie der Rest der Spieler auch, sich mega darauf gefreut. Seit Hansi der neue Trainer war lief es bei den Jungs richtig gut. Sie hatten sich zwar schon qualifiziert, jedoch machte ihnen das Fußball spielen unter dem neuen Trainer riesengroßen Spaß.
Kevin hatte mir, mit einem strahlen in den Augen und einem fetten Grinsen auf den Lippen, berichtet wie sehr er sich freue wieder dabei sein zu dürfen, auch wenn er solange Manu und Marc gesund waren nicht wirklich zu Einsatz kommen würde.
Für ihn war es eine Ehre dabei sein zu können und jetzt lag er hier. Eigentlich sollte er sich heute einen schönen Tag mit den Jungs machen und später zum Training gehen, doch alles kam anders.
Schon wieder überrollte mich ein Heulkrampf, als ich daran dachte wie er mit den anderen hätte Spaß haben können. Tief in mir drinnen wusste ich, dass er niemals gewollt hätte, dass ich so hier sitze und ihn so sehe. Er hätte gewollt, dass ich Spaß habe, dass ich mein Leben genieße. Er hätte gewollt, dass ich mit Mario und den Jungs in die Stadt gegangen wäre und nicht hier sitzen würde.
Doch etwas in mir sträubte sich. Ich kann nicht genau beschreiben was und warum, doch ich wusste ich würde von hier nicht wegkommen können.
Tief in Gedanken versunken merkte ich nicht, wie sich die Zimmertür öffnete und jemand hinein trat. Erst als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte, nahm ich meine Umgebung wieder war.
Ich wollte wissen wer es war, doch ich war wie gelähmt.
„Gibt es schon Neuigkeiten?", vernahm ich, die mir vertraute Stimme Marcos, welcher weiterhin hinter mir stand.
Warum war er hier? Hatte Mario ihn geschickt? Ich hatte weder ihn noch meinen besten Freund angerufen.
Ich schüttelte meinen Kopf. Ich hatte niemanden gefragt und insgeheim wollte ich auch gar nicht wissen wie es ihm ging, da ich eine schlimmere Nachricht erwartete als die von gestern.
Ich erwartete etwas wie „Frau Trapp, es tut mir aufrichtig leid ihnen mitteilen zu müssen, dass Herr Trapp nicht mehr aus dem Koma aufwachen wird." und das würde mich komplett zerstören.
Mein Bruder war mein ein und alles. Ich konnte und wollte mir gar nicht vorstellen, wie mein Leben ohne ihn verlaufen sollte. Wie ich ohne ihn existieren sollte. Er war immer für mich da, wenn ich ihn gebraucht hatte, weil es kein anderer war, er war derjenige, der mich zum lachen brachte, wenn es mir schlecht ging und er war es, der mich wieder aufbaute, wenn ich am Ende war.
Kevin war der einzige Grund warum ich mir damals nichts angetan hatte, als sich alle von mir abwanden. Meine Klassenkameraden, meine Freunde, ja sogar meine Eltern ließen mich im Stich und Kevin fing mich auf.
Er holte mich aus meinem Loch, in welches ich fiel. Er holte mich zu sich nach Frankfurt, wo ich dann auch mein Studium beendete, und stellte mir seine Teamkollegen, Freunde und die Nationalmannschaft vor.
Seit dem Tag waren Mario und ich die besten Freunde. Dank meinem Bruder lernte ich meinen besten Freund überhaupt kennen. Er hatte mich aufgebaut und stark gemacht und nun musste ich für ihn stark sein.
Ich wusste Mario würde mich unterstützen und wenn es hart auf hart kommen würde, stünden auch einige aus der Natio hinter mir, doch ich wusste nicht ob ich auch stark sein konnte.
Kevin lag noch nicht einmal 24 Stunden im Koma und ich war mit meiner Kraft und meinen Nerven schon fast völlig am Ende. Ich hörte wie Marco sich einen Stuhl heranzog und sich neben mich setzte, doch ich starrte weiterhin auf die sich regelmäßig hebende Brust meines Bruders. Die Anwesenheit von Marco beruhigte mich etwas und ich war irgendwie froh darüber, dass er hier war.
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You saved me
Fanfiction~Seit zwei Stunden saß ich nun im Warteraum der Dortmunder Notaufnahme und wartete darauf, dass mir irgendein Arzt Auskunft gab. Auskunft darüber, ob er lebte.~ Sidney Trapp (26), die kleine Schwester des Fußballprofis Kevin Trapp, lebte in Dortmund...