𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟹𝟺

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»Leo?«, Harrys Stimme war ernst und wirkte schon leicht zornig, »Was. War. Das?«
»Was?«, versuchte ich mich kläglich dumm zu stellen, was natürlich komplett nach hinten los ging.
»Ich weiß, dass es nur Niall dadrinnen mit Liam sein kann... Wieso willst du, dass Liam deinen Freund küsst? Du weißt hoffentlich, dass das keinen Sinn ergibt, oder?«
Verfluchte Scheiße.
Musste ich heute etwa zweimal dieses Gespräch führen? Wollte ich das? Und noch wichtiger, konnte ich das?
Diesmal betraf es nur mich, nicht Niall. Klar hing er hinten dran, aber an sich hatte er nichts damit zu tun, dass Harry mich geküsst hatte.

Ich konnte Harry ja verstehen, er hatte wahrscheinlich Schuldgefühle des Todes und ich wies jemanden an, meinen "Freund" zu küssen, aber auf der anderen Seite, wollte er nicht darüber reden.
Und nun, nun wo die Dinge ganz anderes auszusehen schienen, wollte er doch reden. Notgedrungen musste er reden – zumindest zuhören –, wenn er Antworten haben wollte.

Angespannt ließ ich die Luft aus meiner Lunge entweichen. Ich würde so oder so mit dem Gelockten reden müssen, warum also nicht schon jetzt? Dann hatte ich es hinter mir und er müsste nicht länger ein schlechtes Gewissen haben, welches total unnötig war.
»Okay«, seufzte ich, »Du bekommst deine Antworten, immerhin hast du ein Recht darauf, aber nicht mitten auf dem Flur.«
»Das mit dem Flur lässt sich ändern«, meinte er ziemlich trocken, machte auf dem nicht vorhandenem Absatz kehrt und steuert sein Zimmer an.

Mit einem flauem Gefühl im Magen folgte ich ihm.
Ich konnte nun nur zu gut nachempfinde, wie sich Niall gerade gefühlt hatte.
Was die beiden nun wohl machten? Wobei, wollte ich das wissen?
Wahrscheinlich eher nicht...

»Dann schieß mal los«, forderte Harry mich auf, nachdem ich nach ihm sein Zimmer betreten und mich – nach einer einladenden Geste – auf dem Bett niedergelassen hatte.
"Dann schieß mal los", der war mir auch so ein putziger Tannenbaum. Wirklich lustig Mr Styles, erstmal musste ich den richtigen Anfang finden. Ich konnte ja schließlich schlecht mit der Tür einfach so ins Haus fallen.

»Also, ich wollte, dass Liam Niall küsst, da die beiden in einander verliebt sind und wenn ich ihnen nicht in den Hintern getreten hätte, dann würde sie sich wohl auch noch länger nur hinterher schauen.«
»Aber Niall ist dein Freund, er hat somit eine feste Freundin.«
Vorsichtig schüttle ich meinen Kopf und kaute unsicher auf meiner Unterlippe herum. Gleich würde ich wissen, was er zu all dem dachte. Ob er auch so gelassen wie Liam reagieren würde?
Okay, Liam konnte sich ja eigentlich darüber freuen, dass ich nicht mit dem Iren zusammen war, aber Harry?
»Warte, soll das heißen, du und Niall seid kein Paar?«
Die Wut in seinen Augen war der Irritation gewichen, während er mich wie vor die Wand gefahren anschaute.
»Genau das soll's heißen.«
Unter anderen Umständen hätte ich vielleicht ein "scharf kombiniert, Sherlock" hinten dran gehangen, aber das schien mir gerade nicht so sonderlich passend.

»Aber warum habt ihr das behauptet? Und vor allem, warum habt ihr wirklich so getan? Ich meine, ihr habt euch geküsst, so richtig geküsst und ein Foto davon gepostet, das machen beste Freunde nicht.«
»Was würde euer Management sagen, wenn du und Louis schwul wärt und ein Paar?«
»Es würde das nicht wollen, uns drohen, uns aus der Band zu schmeißen und wir würden eine PR-Freundin abbekommen. Leo, das hat doch nichts damit zu tun.«
»Was habe ich vorhin über Niall und Liam gesagt?«

Vielleicht war es einfacher, wenn ich ihn dazu brachte, selber auf die Antworten zu kommen. Ich selbst würde mich wahrscheinlich nur verhaspeln, anstatt ihm einen grammatikalisch korrekte Antwort zu liefern, wenn ich versuchen würde, ihm einfach alles zu erzählen.
»Du sagtest, sie seinen verlieb-«, geschockt riss er seine Augen auf.
Die langsam untergehende Sonne schien direkt durch die Fenster in sein Zimmer und ließ seine Augen geheimnisvoll funkeln. Das Grün wirkte noch intensiver als sonst und ich hätte mich dafür ohrfeigen können, mich gerade jetzt in seinen Augen verlieren zu müssen.
»Du bist Nialls PR-Freundin.«
»Korrekt«

Unsicher suchte ich noch irgendwelchen Emotionen in seinem Gesicht, aber nachdem der Schock aus seinen Augen gewichen war, glich dieses einer kalten Maske.
Irgendwie hegte ich gerade den Verdacht, dass er das nicht so positiv aufgenommen hatte.
»Warum, Leo, warum? Mir ist bewusst, dass du dafür bezahlt wirst, aber man sollte für kein Geld der Welt, so einen Schrott mitmachen. Warum zum Henker lässt du dich auf sowas ein? He?«

Zornig funkelte er mich an, nachdem er vom Bett aufgestanden war. Vielleicht war er in Rage oder er wollte seinen Zorn damit unterstützen, dass er nun deutlich größer war als ich.
»Harry, beruhige dich. Hätte ich die Gründe gekannt, warum Niall eine Freundin bekommen sollte, dann hätte ich doch nie unterschrieben. Aber mir wurde nichts gesagt, außer das ich dabei helfen sollte, den Trubel um ihn zum Erliegen zu bringen. Ja Harry, ich werde dafür bezahlt und als ich von diesen Anzugtypen angesprochen wurde und sie mir einen gut bezahlten Job anboten, hab' ich nicht weiter nachgedacht, das gebe ich offen zu. Weißt du, eine Studentin braucht auch Geld. Aber als ich dann herausgefunden hatte, was wirklich der Anlass war, hätte ich am liebsten einen Rückzieher gemacht, aber sowas geht nicht so einfach. Ich hatte den Vertrag ja gerade erst unterschrieben gehabt. Ich wollte Niall helfen, okay? Wir haben uns darauf geeinigt, so zu tun, als würden wir uns fügen, aber das ich Niall und Liam versucht habe nebenbei zu verkuppeln, zeugt doch wohl davon, dass mir Nialls Geschichte nicht scheiß egal war, oder?«

»Genau«, wütend mit vor Sarkasmus triefender Stimme und vor der Brust verschränkten Armen schaute er zu mir herunter, »Ich weiß nicht ob, ich dir das glauben soll. Wer weiß, vielleicht bist du ja doch ein Fan und weißt eigentlich viel mehr über uns, als du zu Anfang behauptet hast. Woher soll ich denn wissen, ob du das ganze Geld – und das wird einiges sein – wirklich fürs Studium oder den Haushalt ausgegeben hast? Vielleicht hast du dir auch unnütz überteuerten Kram gekauft, da du dir das bestimmt hättest leisten können? Wer sagt mir, dass du den Job vielleicht doch nur angenommen hast, da du wusstest, wer Niall ist, he? Vielleicht ging es dir ja auch um die Aufmerksamkeit. Deine ganzen neuen Follower. Muss dir doch gefallen haben, oder?«

Fassungslos starrte ich ihn an. Dachte er das wirklich von mir?
Ich spürte, wie sich mein Herz in meinem Brustkorb schmerzhaft zusammen zog, während mir die ersten Tränen in den Augen brannten.
Was war mit ihm los? Wo war der nette, etwas zu zweideutig denkende und ziemlich chaotische Harry hin?
Was brachte ihn dazu, so zu denken?

»Ach, das denkst du also von mir?«, schnappte ich schärfer als geplant zurück, während ich blind vor der aufkeimenden Wut, über ihn und die Tränen, die nun meine Wangen herunterflossen, aufgesprungen war. Es war ein Wunder, dass ich noch sprechen konnte und sich kein Kloß in meinem Hals gebildet hatte.

»Willst du behaupten, dass ich eingebildet wäre und nur an mich denke? Ich würde mich nur ums Geld und nicht um Andere scheren? Ich wäre aufmerksamkeitssüchtig? Es hörte sich nämlich gerade gewaltig so an! Hör mir mal zu, Freundchen! Ich wollte Niall helfen, vor allem nachdem er mir alles erzählt hatte. Es ist mir doch scheiß egal, ob und wie viel Geld, ich von eurem Management monatlich auf mein Konto überwiesen bekomme. Als ich wusste, was eigentlich der Hintergrund war, wollte ich auch kein Geld mehr bekommen, aber weißt du was ich mit dem Geld vorhatte?«
»Dir ein teures Auto kaufen?«, keifte er zurück.

»Nein, du Arsch, ich wollte es spenden, aber das würdest du mir ja nicht zutrauen. Ich bin ja schließlich zu geldgierig! Sag mal, du hast wahrscheinlich keine einzige Tasse mehr in deinem Schrank, oder? Was ist mit deinen Synapsen passiert, dass du mir sowas vorwirfst? Was habe ich dir getan? Weißt du, dass das weh tut? Ich hab' auch ein Herz, ob du es glaubst oder nicht ist deine Sache, aber du hast zielgenau mitten 'rein getroffen du Spast! Du wolltest Antworten, du hast sie bekommen, aber anstatt es sacken zu lassen und mal darüber nachzudenken, wirfst du mir vor, dass ich gar nicht die bin, die ich vorgebe zu sein. Harry, sag mir, warum ich euch hätte belügen sollen, sag es mir!«, schrie ich ihn an.

Ich glaube ich war noch nie so aus der Haut gefahren, wie jetzt gerade – Glückwunsch Mr Styles, Sie hatten etwas erreicht, dass noch keiner je geschafft hat.
Trotz meiner von Tränen verschleierten Sicht, erkannte ich, wie sich der Zorn in Harrys Gesicht, in Bestürzung umwandelte.
Die Reue, die sich darauf, in seinen Augen widerspiegelte, ignorierte ich geflissentlich.
Der konnte mich mal.

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~ 1451 Wörter ~

Hallöle ( ̄▽ ̄)ノ

Wie findet ihr Harrys Verhalten? Wie hättet ihr an seiner Stelle reagiert und wie an Leos?
Ob sie ihm das schnell verzeichnen kann, wenn er sich entschuldigen würde?
Scheint ja so, als hätte er bereist gemerkt, dass er etwas falsch gemacht hat...

Hope ya like it^^
Loads of love and have a beautiful evening:)

PR-Freundin || One Direction FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt