Täuschung

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Kathleen's Sicht

Ich hatte mir das Blut herunter gewaschen und hatte darauf geachtet niemanden zu begegnen. Nachdem ich wieder sauber war, war mir Giuseppe begegnet. Er war verwundert gewesen, wieso ich so lange weg war und ich hatte ihm geantwortet, dass ich kurzfristig zu einer alten Freundin musste. Diese Notlüge war mir als erstes eingefallen.

Er hatte mich also nicht eingesperrt. Wenn er wüsste, dass ich ein Vampir wäre, dann wäre ich wohl tot und nicht eingesperrt worden. Ich suchte nun aufgebracht meine Schwester. Wo war sie nur und wieso hatte sie es nicht interessiert, wo ich war? Giuseppe meinte, ich solle es im Garten versuchen. Ich betrat die frische Luft und sah hinüber zu den Heckengarten, da sah ich ihn. Ich sah sein rabenschwarzes Haar und hörte seine klangvolle Stimme von fern: „Wenn ich es ihnen doch sage, Miss Katherine. Es ist genauso abgelaufen." Ich hörte wie meine Schwester trällernd auflachte und konnte meinen Augen nicht trauen. Er war zurück!

Ich vergaß meine Wut auf meine Schwester, dass sie mich nicht gesucht hatte und blendete auch alle anderen Gedanken aus. Es gab nur noch ihn für mich. „Damon!", schrie ich voller Freude und eilte so schnell es ging zu ihm. Katherine und Damon drehten sich zu mir um und schon stürmte ich ihm in die Arme. Das konnte doch nur ein Traum sein. Er war wirklich zurück!

Zögerlich erwiderte er die Umarmung. Ich wollte ihn nicht mehr loslassen. Ihn nicht wieder gehen lassen. Ich wollte nie wieder getrennt von ihm sein. Seit wann war er zurück? Hatte die Armee seine Freistellung verlängert?

Ich klammerte mich so sehr an ihn, aus Angst das ich plötzlich erwachen könnte und dies nur ein Traum wäre. Aus Angst das er plötzlich wieder weg wäre. Doch nach nur einem kurzen Augenblick löste er sich auf einmal von mir und stieß mich zärtlich von sich. Verwirrt sah ich ihn an. Freute er sich nicht, mich wieder zu sehen? Was war nur los? Wieso küsste er mich nicht?

War er nicht wegen mir zurückgekehrt? Wieso grinste meine Schwester so schadenfreudig? Was war hier los? Hatte ich etwas verpasst? Ich sah in Damons eisblaue Augen, welche ich schon so vermisst hatte und plötzlich erhob er die Stimme: „Kathleen, wir müssen dringend reden." Ich sah kurz zu meiner Schwester, die schnell ihren Gesichtsausdruck änderte, als ich zu ihr sah. Von Schadenfreudig zu Mitfühlend.

„Ich lass euch bei diesem Gespräch lieber alleine", meinte sie wissend, was jetzt kam. Sie schritt von dannen und ich wendete meinen Blick verwirrt wieder zu Damon. Irgendwas war seltsam an dieser Situation. Über was wollte Damon bitte sprechen? War er schon lange zurück von der Armee? Hatte nicht mal er sich gesorgt wo ich so lange gesteckt habe?

„In der Zeit in der ich weg war, habe ich etwas gemerkt...", fing er ernst an und ich sah ihn verwirrt an. Was hatte er gemerkt? Es graute mir vor seinen nächsten Worten. Wollte er Schluss machen? „Ich dachte wirklich dich zu lieben und vielleicht tat ich das auch, aber ich habe als ich weg war gemerkt, dass mir jemand anderes gefehlt hat. Wegen ihr bin ich zurückgekommen und habe die Konföderierten verlassen", beendete er und ich sah ihn fassungslos an.

Ich schluckte kurz und mir kam das alles wie ein schlechter Traum vor. Hatte er gerade ernsthaft gesagt, dass er eine andere liebt? Dass er mich nie geliebt hat und nur wegen ihr zurückgekommen ist. Er scherzte doch nur, oder? Nein, sein Blick war voller Ernst. Er liebte wirklich eine andere! „Wer?", fragte ich tonlos und versuchte meine Tränen zurück zu halten.

Es blieb einen Augenblick still und ich sah ihm standhaft in die Augen. Es funkelten schon Tränen in meinen Augen und ich dachte mir, schlimmer könnte es nicht werden, doch dann sprach er ihren Namen aus. „Katherine." Das brachte mich ganz aus der Fassung. Er liebte meine Schwester?!

„Sie ist einfach eine unglaubliche Frau und als ich weg war, war sie diejenige an die ich ständig denken musste. Ich hatte immer nur für sie Gefühle. Wie es sich herausstellte habe ich dich nur geliebt, weil du ihr ähnlich bist. In Wirklichkeit liebe ich nur sie. Sie ist meine wahre Liebe. Ich will mit ihr die Ewigkeit verbringen und nur mit ihr. Ich liebe sie", redete er auf mich ein und mit jedem Wort verletzte er mich noch mehr.

Es war als würde mein Herz in diesem Moment zerbrechen. Als würde mein Herz in lauter kleine Teile zerfallen und ich würde in den Tiefen des schwarzen Ozeans versinken. Ich stand erstarrt vor Damon und konnte diesen Herzschmerz nicht aushalten. Er liebte Katherine und hatte sie immer geliebt. Ich hatte mich getäuscht in ihm. Er war doch nicht meine wahre Liebe, denn er war nicht für mich bestimmt. Alle Jungs waren immer für meine Schwester bestimmt.

Plötzlich wollte ich nur noch um mich herumschlagen, alle in meiner Nähe umbringen, in den Blutrausch fallen, mich betrinken und das alles hier vergessen. Plötzlich wünschte ich mir nur noch, dass das hier nur ein schlechter Traum wäre, aber wenn er es war, dann war ich hier gefangen. Ich fühlte mich wie in einem Gefängnis aus dem es kein Entkommen gab.

Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich hatte gerade die Liebe meines Lebens an meine Schwester verloren. An meine ach so perfekte kleine Schwester. Ich würde wohl alleine meine Ewigkeit verbringen müssen und sie hätte sogar zwei Jungs an ihrer Seite. Ich konnte mir nicht länger Damons Liebesgerede über Katherine anhören und zischte ihn deshalb an: „Werde glücklich mit meiner Schwester, aber rede ja kein Wort mehr mit mir. Ich will nichts mehr von dir hören!"

Er sah mich stumm an und ich drehte mich schnell weg von ihm. Ich wischte mir kurz über meine Wangen, damit ich nicht zu verweint aussah, aber es war zwecklos, denn es kamen immer neue Tränen. Ich hob den Rock meines Kleides etwas hoch und eilte fort von Damon. Ich wollte einfach nur noch weg. Ich wollte aus diesem grauenvollen Traum erwachen und wissen, dass das hier nicht real war. Aber es war real und ich war alleine.

Ich entfernte mich von dem Salvatore Anwesen und lief bis in den Wald, wo ich mich heulend zu einem Baum setzte. Ich ließ den Tränen freie Bahn und heulte vor mich hin. Was sollte ich jetzt machen? Damon hatte mich für meine Schwester verlassen. Er liebte sie, nicht mich. Ich hatte mich getäuscht in Damon. Ich hatte wirklich gedacht, er sei meine wahre Liebe. Ich fand wohl nie mein Happy End. Ich war verloren in dieser verdammten Welt. Ich würde wohl nie meine wahre Liebe finden, den Mann meiner Träume. Ich würde für immer und ewig alleine sein...

„Kann ich ihnen behilflich sein, Miss Pierce?", fragte mich plötzlich ein junger dunkelhäutiger Mann. Ich sah zu ihm verweint auf und bemerkte erst jetzt, dass es finster geworden war. Ich saß hier also schon ganz schön lange. Ich wischte mir die Tränen weg und erwiderte: „Ja, das können sie." Ich stand wackelig auf und hielt mich an dem Baum etwas fest. „Kommen sie etwas näher", flüsterte ich und er kam meiner Bitte nach. Er näherte sich mir und schon biss ich zu. Ich biss ihm kaltblütig in den Hals und er schrie auf. Ich saugte ihm das Blut aus dem Körper und es schmeckte göttlich. Es lenkte mich etwas ab und stärkte mich.

Plötzlich hörte ich Annas Stimme: „Kathleen, hör auf! Das ist Harper!" Ich ließ kurz ab von dem Mann und sah zu Anna auf. Sie war von Pearl, einer Freundin von Katherine und mir, die Tochter. Harper, wie der Mann wohl hieß, fiel geschwächt zu Boden und so biss ich mir nun in meinen Unterarm. Ich hielt ihm meinen blutigen Biss hin, damit er mit meinem Blut heilte. Ich zwang ihn unsanft dazu, mein Blut zu trinken und schon heilte die Bisswunde an seinem Hals.

„So besser?", fragte ich Anna und sie atmete erleichtert durch. „Das blöde ist nur, ich habe Lust zu töten", meinte ich und machte eine schnelle Handbewegung. Ich brach Harper das Genick und er fiel tot zu Boden. „Das hat gutgetan", murmelte ich und Anna heilte zu dem am Boden liegenden toten Mann. „Was hast du getan?", fragte sie mich schockiert und sah zu mir auf. „Ihn umgebracht. Ich wünsche dir viel Spaß, ihm bei seiner Teilverwandlung zu helfen und ihm zu erklären, dass er ein Vampir jetzt ist", erwiderte ich und grinste böse.

Anna sah mich fassungslos an und ich drehte mich weg von ihr. Es hatte irgendwie Spaß gemacht, sie als erstes glauben zu lassen, dass ich ihn heilte und dann ihn doch umbrachte. Eigentlich mochte ich Anna ja, aber ich war im Moment wirklich fertig mit der Welt und es hatte gut getan Blut von Harper zu trinken und ihn dann umzubringen. Ich entfernte mich von Anna und dem toten Harper, der bald als Vampir erwachen würde...

Do You Really Love Me? / Damon FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt