Prolog

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Aufgeregt zeigte ich der jungen Dame mein Ticket und trat durch das Drehrad hinter die Absperrung. Endlich war der Tag gekommen, an dem ich die Jungs meines Lieblingsvereins im Stadion anfeuern konnte. Gemeinsam mit meinem Bruder betrat ich unseren Block und ließ meinen Blick durch das Stadion schweifen. Auf dem Platz machten sich bereits die Spieler warm und in mir bereitete sich eine wohlige Wärme aus. Ich konnte nicht anders als zu Lächeln und überglücklich lief ich zu unseren Plätzen. Wir hatten Glück und konnten welche in der vorderen Reihe ergattern. Von hier aus hatte man nicht nur eine super Sicht, sondern war auch noch ganz nah am Geschehen dran. Nach einer Viertelstunde wurde das Spiel dann endlich angepfiffen und ab diesem Zeitpunkt konnte ich keine Sekunde mehr stillsitzen. Immer wieder sprangen ich und Leon auf, wenn der Ball ganz knapp am Tor vorbeirollte oder der gegenerische Torwart seine ganze Klasse zeigen musste. An sich war das Spiel über weite Strecken von Spannung geprägt und somit echt cool zum Anschauen, jedoch schafften es beide Teams nicht das Runde ins Eckige zu befördern. Auf dem großen Bildschirm, welcher über den Zuschauern hing, wurde bereits die Nachspielzeit angezeigt, als unsere Jungs ein letztes Mal Richtung Tor rannten. Dieses Mal fand die Flanke in den Strafraum tatsächlich einen Abnehmer und zwei Sekunden später tobte das ganze Stadion. Mein Bruder und ich fielen uns in die Arme, beide hatten wir nicht mehr mit dem Sieg gerechnet, weshalb die Freude jetzt doppelt so groß war. Die Spieler kamen wie immer in die Fankurve, um den Erfolg zu feiern und das war mein Zeichen. Ich rollte mein Plakat, welches ich mit der Aufschrift "Vargas bekomme ich den Trikot" beschriftet hatte, aus und legte es über die Bande. "Die Chance, dass er dein Plakat sieht, ist sehr gering. Schau mal, wie viele hier sein Trikot haben wollen". Leon deutete auf den Block neben uns, in dem ebenfalls viele Fans ihre bemalten Papiere in die Höhe hielten. "Ich weiß, aber ein Versuch ist es ja wert!" Ich zuckte leicht mit den Schultern, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das Spielfeld richtete. Mit den Augen suchte ich den besagten Spieler, welcher genau in dem Moment zu uns rüberblickte und tatsächlich in meine Richtung lief. "Der kommt aber nicht zu uns, oder?" Ich stupste meinen Bruder leicht an und zeigte auf meine Lieblingsspieler. Leon war allerdings so in sein Handy vertieft, dass er mich gar nicht hörte. Normalerweise hätte ich ihm das Teil jetzt aus der Hand gerissen, aber mein Fokus lag wieder auf dem Feld. Je näher Vargas kam, desto schneller schlug mein Herz. Kurz schaute er zu mir, bevor er irgendetwas mit den Sicherheitsleuten besprach. Enttäuscht streichelte ich über mein Plakat, er hatte es wohl doch nicht gesehen. Doch im nächsten Moment sprang Vargas über die Absperrung und zog währenddessen sein Trikot aus. Ich konnte es kaum glauben, weshalb ich mir die Hand vor den Mund hielt. Mit einem Lächeln im Gesicht warf er das T-Shirt direkt in meine Arme. Zuerst brachte ich kein einziges Wort heraus, doch der Schlag meines Bruders überwand mich zu einem feudigen Danke. "Kein Problem! Wem habe ich den mein Trikot gegeben, wenn ich fragen darf?" Er lehnte sich lässig an die Bande und schaute mich aufmerksam an. "Ähm... ich... ich heiße Melissa". Aufgeregt zupfte ich an meinem Pullover. "Das ist ein sehr schöner Name. Ich muss dann auch wieder zu den anderen. Hat mich gefreut! Tschüss". Ein letztes Mal lächelte er mich noch an, bevor er uns den Rücken zudrehte. "Tschüss und danke nochmal!" Ungläubig starrte ich dem Fußballspieler hinterher. Der hatte doch jetzt nicht wirklich gerade mit mir gesprochen, oder? "Leon, kneif mich mal!" Die Geschehnisse der letzten Minuten fühlte sich für mich immer noch wie ein Traum an, weshalb ich erstmal überprüfen musste, ob es nicht doch einer war. Allerdings stand ich nach dem kleine Zwicker meines Bruders immer noch mit dem Trikot in der Hand im Stadion. "Der hat dich wohl doch nicht übersehen". Stellte Leon schließlich fest und ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu strahlen.

Not enough for this world - Ruben Vargas Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt