Ich setzte mich geduldig auf das Bett und wartete darauf, dass er mir verriet, was er vor hatte. "Bevor die Tour begonnen hat, habe ich schon ein paar neue Songs geschrieben, die außer der Band aber noch niemand gehört hat. Ich würde dir 1-2 davon gerne zeigen. Sie sind aber noch nicht ganz ausgereift." Julian packte seine Gitarre aus und stimmte sie schnell. "Ich bin mir sicher, dass sie mir trotzdem gefallen werden." sagte ich lächelnd. Ich fühlte mich wirklich geehrt, seine neuen Lieder hören zu dürfen.
Ich hörte ihm gespannt zu, als er mir seine neue Musik präsentierte. Julian gab sich sichtlich Mühe und spielte sehr gefühlvoll. Ich war völlig hin und weg. Nicht nur hatte ich hier gerade meine persönliche unplugged Faber Session, dazu wollte er mir einen Einblick in seine unveröffentlichte Musik geben. "Und, was sagst du?", fragte er verlegen, als es vorbei war. "Du musst die Lieder unbedingt veröffentlichen, ich fand sie wirklich gut!", entgegnete ich. Er lächelte zufrieden und wirkte etwas erleichtert. War es ihm etwa unangenehm gewesen, mir etwas Neues vorzuspielen?
"Hier", sagte er, während er mir die Gitarre hinhielt, "Du kannst doch auch spielen. Ich würde dich gerne hören." Ich merkte, wie ich etwas rot wurde, normalerweise spielte ich für mich alleine und bei meinem Unistress der letzten Monate kam das Gitarre spielen deutlich zu kurz. "Irgendwelche speziellen Wünsche?", fragte ich schließlich und überlegte, mit welchem Lied ich ihn halbwegs beeindrucken könnte. "Wie wär's mit Wonderwall", sagte er lachend und zwinkerte mir zu.
"Ich kann einige Lieder von dir spielen.", dachte ich nach einigen Momenten laut und ging die Akkorde zu seinem Lied 'Alles Gute' durch. Julian erkannte das Lied natürlich sofort, als ich das Intro spielte und begann mitzusingen. Auch wenn es mir zuerst etwas unangenehm war, sang ich leise mit. Er lächelte, als er meine Stimme hörte und ich merkte, dass unsere Stimmlagen gut miteinander harmonierten.
Julian jubelte und klatschte, als das Lied zu Ende war. "Cool, dass du meine Lieder spielen kannst." "Ich bin halt ein richtiger Groupie.", antwortete ich scherzhaft, obwohl wir natürlich beide die Wahrheit hinter der Ironie sahen.
Wir spielten noch einige weitere Lieder zusammen, bis er die Gitarre schließlich wieder einpackte. „In welchen Städten bist du denn eigentlich neben Rostock sonst noch dabei?", fragte er beiläufig, während er seine Gitarre noch immer in ihrem Koffer verstaute. „Lass mich überlegen. Ich gehe noch in Hannover, Hamburg und Bremen." Julian nickte nachdenklich. Er schien nicht gerade auf dem Zettel zu haben, wann sie genau in welcher Stadt spielen würden.
„Zwischen Rostock und Hannover, meiner nächsten Show, liegen anderthalb Wochen - irgendwann muss ich schließlich ja nochmal zurück in die Uni und meinen Verpflichtungen nachgehen.", führte ich scherzhaft fort. „Ach, die schaffen es auch die Bücher in der Uni ohne dich zu diskutieren.", entgegnete er lächelnd und setzte sich wieder zu mir. „Ich muss noch ein Referat vorbereiten, also kommt meine Dozentin tatsächlich leider nicht ohne mich aus." „Verstehe", er schaute nachdenklich in den Raum und wirkte leicht enttäuscht.
„Abgesehen von meinem Heimatkonzert in Hamburg gehe ich auf alle Konzerte alleine.", brach ich schließlich die Stille. Ich wollte mich nach wie vor nicht aufdrängen, deshalb versuchte ich ihm diese Info so beiläufig wie möglich zu geben. Er sah mich mit einem weichen Blick an, bevor er antwortete: „Kennst du für Hannover und Bremen noch mehr geheime Touri-Tipps? Es gibt in den Städten einiges, was ich noch nicht kenne." Mein Herz setzte für einen Schlag aus. „Möchtest du mich denn überhaupt wiedersehen? Du kannst ruhig ehrlich zu mir sein. Ich wusste worauf ich mich mit dir einlassen würde." Julian blickte mir nun eher ernst ins Gesicht und nahm meine linke Hand in beide Hände. "Wenn ich es nicht so meine, sage ich es auch nicht so. Oder glaubst du mir etwa nicht?" Julian musterte mich und wartete auf eine Antwort.
"Doch, doch", beschwichtigte ich ihn und schenkte ihm ein halbherziges Lächeln. Ich wusste wirklich nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Einerseits machte Julian einen sehr aufrichtigen Eindruck, andererseits kannte ich die Spielchen der Männer schon zu gut und wollte mich selbst schützen. Vor allem in meiner ohnehin verletzlichen Position. Meine Gedanken kreisten schon viel zu schnell um die schlimmsten Vorstellungen, weshalb ich meine Gedankenspirale versuchte schnell zu unterbrechen.
"Wann geht's denn morgen nach Rostock? Und wie sieht so euer Zeitplan für den Tag aus?" "Der Weg von Berlin nach Rostock ist ja nicht so weit, deshalb fahren wir erst gegen 10 Uhr los. Dann sind noch ein paar Stunden Zeit bis zum Soundcheck. Du kannst natürlich mit bei uns Backstage chillen wenn du magst." Das Angebot ließ mein Herz erneut höher schlagen. Auf die Frage, ob die Band denn wüsste, dass ich noch immer dabei sein würde, antwortete er mit einem Nicken. "Ich wurde schon gefragt, wo ich mich heute denn die ganze Zeit so rumgetrieben habe. Tut mir jetzt schon Leid, falls Sprüche gerissen werden. Außer meiner Ex-Freundin hatte ich nie über mehrere Konzerte eine Begleitung."
Ich fühlte mich geschmeichelt bei seiner hoffentlich offenen Ehrlichkeit. In seiner Gegenwart zu sein gab mir ein ganz besonderes Gefühl und ich merkte jetzt schon, dass er jemand ist, in den ich mich verlieben könnte. Julian riss mich aus meinen Gedanken an ihn, indem er einen Arm um meine Taille legte. Er rutschte ein Stück näher zu mir und küsste mich schließlich. "Der Tag war sehr schön mit dir.", sagte er noch leise, bevor er mich erneut küsste und mit sich auf das Bett zog.
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Sag mir wie du heisst (Faber x OC)
FanfictionAls Liv dem Künstler Faber auf seiner Deutschland Tour für ein paar Städte hinterherreisen möchte, lernen sie und Julian sich schnell kennen. Der Crew schnell angeschlossen, lernt die junge Frau das aufregende Groupie-Leben kennen, von dem sie lange...