Sie lehnte das Angebot ab. „Nein, danke. Aber wirklich nett das du zurück gekommen bist", lächelte sie leicht. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, ob er sie zur Adresse des Abschleppdienstes bringen könnte, doch sie traute sich nicht. Sie konnte einen fremden ja nicht einfach um solch einen Gefallen bitten. Vielleicht hatte er ja nicht mal ein Auto. Er war ja selbst zu Fuß unterwegs gewesen.
Statt einer Antwort, lässt er sich neben ihr auf der Mauer nieder.
„Ich bin übrigens Marten." Er streckte ihr seine Hand hin und sie ergriff sie ganz automatisch.
„Romina", stellte sie sich vor und Marten lächelte sie an. Dann war es an ihr, ihn zu mustern. Auf seinen Wangen bildeten sich Grübchen und er wirkte wirklich freundlicher, als er aussah. Er sah gut aus. Er war groß, grenzte vermutlich knapp an die zwei Meter. Seine Haare lagen perfekt, seine Seiten waren ausrasiert und mit Tattoos versehen. Sie konnte sehen, das sich ein leichter Rotstich in seinem Bart befand, der im übrigen sehr gepflegt war. Sein Gesicht war markant, seine Figur sportlich.
"Schön dich kennenzulernen, Romina. Willst du mir erzählen was passiert ist?"
Romina war ein wenig verwirrt. Nicht nur, dass dieser Mann zurück gekommen war und sich entschuldigte, er sprach auch noch weiter mit ihr. Trotz ihrer Ablehnung seines Angebots, schien er ihr helfen zu wollen. So etwas hatte sie bei einem Mann noch nie erlebt. Es war, als hätte er seine Hilfe wirklich angeboten, weil er helfen wollte und nicht weil er ein schlechtes Gewissen hatte. Einen Augenblick überlegte sie, ob sie sich tatsächlich bei einem Unbekannten über ihren furchtbaren Nachmittag ausheulen sollte. Aber was hatte sie zu verlieren?
Vermutlich würde er sich danach verabschieden und sie sah ihn nie wieder.
"Mein Auto wurde abgeschleppt. Und ich schaffe es nicht mehr zum Abschleppdienst. Dabei bin ich heute Abend auf eine Party eingeladen, die ich ungern verpassen will." Seufzend schaute sie zu Marten, der immer noch ein Grinsen im Gesicht hatte.
"Das war dann wohl der Meier. Ich kenn den Chef persönlich. Wenn du willst, ruf ich ihn an. Er schuldet mir eh noch einen Gefallen."
Romina konnte nicht glauben, was Marten gesagt hatte.
"Das würdest du tun?"
"Klar. Ich ruf ihn an." Mit diesen Worten tippte er auf seinem Display herum.
Marten hatte den Lautsprecher eingeschaltet und hielt sein Handy locker in der Hand.
"Abschleppdienst Meier GmbH, Meier am Apparat. Was kann ich für sie tun?"
"Chris, du Lappen, was geht? Marten hier."
"Ich geb dir gleich Lappen. Feierabend geht und bei dir?". Romina musste schmunzeln darüber, wie Marten und er miteinander redeten.
"Feierabend muss warten Digga. Ich komm gleich mit ner Lady, deren Auto ihr abgeschleppt habt."
"Ernsthaft? Heut war die Hölle los. Ich warte ganz sicher ni...".
Marten ließ den Mann nicht ausreden unterbrach ihn stattdessen.
"Ich erinner dich an den Gefallen, den du mir schuldest. Den lös ich hiermit ein. Also, bis gleich."
"Ach, Fuck. Dann sieh zu. Ich warte", schnaufte der Mann und legte auf.~~~
Romina sah verdutzt zu Marten auf.
„Und wie kommen wir jetzt dahin? Zu Fuß ist es mindestens eine halbe Stunde".
„Mit einem Auto", lachte Marten und streckte Romina seine Hand entgegen, nach der sie ohne zu überlegen, gegriffen hatte.
Er zog sie hinter sich her, aber ihr war es keineswegs unangenehm. Sie fand es süß wie er sich um sie kümmerte und sie lächelte hinter seinem Rücken. Seine breiten Schultern faszinierten sie und auch an dem Tattoo auf seinem Hinterkopf konnte sie sich nicht satt sehen.
„Dein Hund?".
Sie versuchte ihn einzuholen, doch es war unmöglich sich seinen großen Schritten anzupassen.
Er drehte sich während er weiterlief zu Romina um und verlangsamte seinen Gang, bis sie neben ihm angekommen war.
„Ja, mein Hund", schmunzelte er.
„Sieht toll aus", sagte Romina.
„Aber warum gerade auf dem Hinterkopf?"..
„Hatte nirgendwo anders Platz, außerdem ist Chopper ständig in meinem Kopf, warum dann nicht auch auf meinem Kopf?", zog er die Schultern lässig nach oben.
Eigentlich war Romina gar nicht nach Lachen zumute, bis zu diesem Moment.
„Chopper?", fragte sie lachend. „Er ist ein Hund und kein Motorrad".
Im ersten Moment sah Marten sie ein wenig perplex an, doch dann konnte auch er sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Für mich ist der Name schon so normal, dass ich jedes Mal einen Moment brauche, um zu verstehen, warum die Leute darüber lachen".
„Entschuldige, bitte", stieß sie noch immer kichernd hervor und wischte sich über die Augen. Diesmal waren es Lachtränen, die sich darin gesammelt hatten.
„Musst dich nicht entschuldigen. Außerdem...so gefällst du mir viel besser". Er legte seine Hand auf ihre Schulter und drückte sie aufmunternd. Mit der anderen Hand hatte er einen Autoschlüssel aus seiner Hosentasche geholt und auf den Knopf der Funkfernbedienung gedrückt.
„Komm, ich bring dich zu deinem Auto".
Romina war natürlich aufgefallen, was für ein Wagen sich öffnete, nachdem er den Knopf betätigte.
„Das ist dein Auto?".
Ein Mercedes CL 500 in Dunkellila. Romina kannte sich aus, schimpfte sich selbst als Autoverrückt. Vermutlich hatte sie ihre Vorliebe zu aufgemotzten Karren auch ihrem älteren Bruder zu verdanken.
Marten öffnete die Beifahrertür und grinste.
„Gehört meinem Cousin. Ist nur geliehen".
Für einen kurzen Augenblick schloss sie die Augen, öffnete sie wieder und stieg wortlos ein. Für eine Sekunde hatte Romina wirklich gehofft, es würde ihm gehören. Warum? Weil es bedeutet hätte, einen gut aussehenden, netten und zugleich reichen Mann an ihrer Seite zu haben. Dass sie das nur anhand des Wagens festmachen konnte, hatte sie ihrer Erfahrungen zu verdanken. Wer in Hamburg ein dickes Auto fuhr, hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein dick gefülltes Bankkonto.
Doch sie rief sich ins Gedächtnis: So jemanden perfekten kennenzulernen war wie ein 6er im Lotto...fast undenkbar!~~~
"Was?". Genervt und völlig abgelenkt von der blonden Schönheit neben ihm, nahm Marten einen Anruf entgegen. Er musste nicht auf das Display schauen, um zu wissen, wer ihn anrief. Sein Cousin ging ihm manchmal wirklich auf die Nerven. Erst Recht wenn er versuchte, ihn zu überreden zu einer seiner Partys zu kommen.
"Na, Hase. Was machst du?".
"Was willst du John?". Marten beobachtete Romina, die verträumt aus dem Fenster sah, während er hörte, wie John räusperte.
"Du weißt was ich will. Du musst heut Abend kommen, Digga. Ohne dich macht's doch kein Fun." Johns Tonart brachte Marten leicht zum Schmunzeln.
"Du klingst wie ein kleiner bettelnder Junge. Werd erwachsen,
Johnny", lachte Marten rau. "Ich überleg es mir, ok?".Marten hatte natürlich längst entschieden, auf der Party aufzutauchen. Er wollte seinem Cousin allerdings nicht das Gefühl geben, er würde es nur für ihn tun, auch wenn es so gewesen war. In Wirklichkeit hatte er in letzter Zeit selten Lust auf diese übertrieben aufgetakelten Frauen, die sich jedem an den Hals warfen. Wie hungrige Vampire. Als würde ihr Leben davon abhängen.
Auch er war hungrig, aber er suchte sich die Frauen selbst aus. Er entschied, mit wem er die Nacht verbrachte.
In der letzten Zeit fragte er sich allerdings immer öfter, ob er sein Leben, so wie es derzeit lief, überhaupt noch so wollte.
Es langweilte ihn regelrecht.
Er verdiente eine Menge Geld, ohne viel dafür tun zu müssen.
Er konnte aus unzähligen willigen Mädels auswählen, welche ihn befriedigen sollte, abgesehen davon das es nicht jede schaffte. Und dann war er Mitglied des wohl größten Motorradclubs in Hamburg. Das war dass einzige was ihn wirklich erfüllte. Seine Brüder waren zu seiner Familie geworden. Für nichts auf der Welt würde er diese Jungs und die dazugehörigen Aufgaben aufgeben.Doch da gab es etwas was ihm fehlte. Er wusste nicht genau was es war, aber er hatte das Gefühl im Leben bisher nicht richtig angekommen zu sein. Außenstehende würden sagen, das er doch alles hatte, was man brauchte, um glücklich zu sein.
Geld, Frauen und Ruhm. Aber Marten wusste, dass das nicht alles war. Bis er allerdings wirklich herausfand was bzw. wer zu seinem Glück fehlte, hatte er sein Leben einfach so weitergelebt.
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Only one millionnaire (Marten Ff)
FanfictionEin Millionär muss es sein! Romina träumte nicht nur davon sich einen zu angeln, sie kommt ihrem Traum auch spürbar näher. Alles läuft nach Plan, bis sie Marten kennenlernt, der sie nicht nur einmal aus einer prekären Situation rettet. Plötzlich kom...