„Hey Schwesterchen. Schön das du da bist", begrüßte Kai Romina, als sie an ihrem Elternhaus angekommen war.
„Ich freu mich auch. Wie geht es Papa?", fragte sie, als sie sich aus der Umarmung mit ihrem Bruder löste.
Kai zuckte mit den Schultern, lächelte aber dabei.
„Heute ist ein ganz guter Tag. Ich glaube er weiß das du heute hier bist. Er hat geschmunzelt, als ich deinen Namen gesagt habe."
„Natürlich weiß er das. Im Kopf ist er ja klar, er kann es nur einfach nicht äußern, dass er sich freut."
Obwohl ihr Bruder fast jeden Tag bei ihrem Vater war, fiel es ihm schwer, zu verstehen, was er er wollte oder zu sagen hätte, wenn er sprechen könnte. Er verstand die verwaschene Sprache nicht und ihr Vater hatte meist nur wenige Worte herausbringen können, die jedes Mal eher ein nuscheln waren. Romina hingegen verstand ihren Papa immer ohne große Worte. Sie glaubte, sie hatte die Gabe, seine Augen zu lesen.Ihr Herz klopfte laut, als sie in ihr Elternhaus lief. Es kostete sie jedes Mal Überwindung hineinzugehen, weil die Erinnerungen an früher ihr oftmals drohten, sie zu überwältigen.
Kaum war sie hinter ihrem Bruder ins Haus getreten, kam ihre Mutter aus der Küche.
Schnell wischte sie sich die Hände an ihrem Geschirrtuch ab.
„Hallo Mama", begrüßte Romina sie und nahm sie fest in ihre Arme.
„Es ist so schön, das du da bist. Lass dich ansehen", griff ihre Mutter nach ihren Händen.
„Was hat die Großstadt aus dir gemacht? Du siehst völlig verändert aus. Hast du abgenommen? Isst du denn nicht genug?". Ihre Mutter musterte sie von oben bis unten. Romina musste lächeln. Es war schon fast zu einer Art Ritual geworden. Jedes Mal begrüßte ihre Mutter sie mit diesen Worten.
„Nein, Mama. Ich habe nicht abgenommen und ja, ich esse genug. Wo ist Papa?".
„Dein Vater sitzt auf der Terrasse und genießt die Sonne. Geh und sag ihm Hallo." Als sie das sagte, hätte man meinen können, ihr Vater war kerngesund und würde einfach nur ein wenig im Garten entspannen, aber sie wusste das es anders war. Ihre Mutter hatte ihn auf die Terrasse geschoben, damit er an der frischen Luft sein konnte.„Hallo Papa", sagte sie zu ihm, als sie auf der Terrasse ankam. Sie hockte sich so neben seinen Rollstuhl, das er sie sehen konnte. Seine Wange zuckte, als er sie entdeckte. Es war seine Art, zu zeigen, wenn er sich freute.
„Wie geht es dir?", legte sie ihre Hand auf seinem Arm ab.
Eine Art Grunzen war die Antwort. Sie sah den Mann an, der einmal ihr Held gewesen war und irgendwie war er es auch noch immer. Sie liebte ihn so sehr und sein Anblick brach ihr jedes Mal das Herz."Schau mal, Romi. Ich habe deinen Lieblingskuchen gebacken. Möchtest du ein Stück?"
"Ja, sehr gerne." Romina stand aus der Hocke auf und gesellte sich zu ihrer Mutter und Kai an den Tisch. Dann holte sie das Geschenk aus ihrer Umhängetasche und schob es über den Tisch.
"Ich musste es dir einfach kaufen. Ich hoffe es gefällt dir."
"Oh, Romi. Du sollst mir doch nichts schenken. Vielen Dank, mein Schatz." Strahlend nahm ihre Mutter das Geschenk entgegen. Auch wenn sie immer wieder sagte, das sie von ihren Kinder keine Geschenke wollte, freute sie sich wahnsinnig.
"Das ist unglaublich schön." Ihrer Mutter stiegen die Tränen in die Augen, als sie das Geschenk aus der durchsichtigen Geschenkfolie befreite. Sie stand auf, lief um den Tisch herum und nahm Romina fest in ihre Arme.
Kaum hatte sie sich wieder gesetzt, hörte sie ihr Handy aus ihrer Tasche, klingeln.
Als sie darauf schaute, durchfluteten sie mehrere Gefühle auf einmal.
Verachtung, Unsicherheit und Neugier.
Was wollte Tarik von ihr?
„Ich muss da mal ran gehen." Sie ignorierte die neugierigen Blicke von ihrer Mutter und Kai und verzog sich außer Hörweite, bevor sie das Gespräch annahm.
„Tarik, was willst du?", fragte sie kühl.
„Hallo schöne Frau. Mich für unser letztes unangenehmes aufeinandertreffen entschuldigen und dich zum Essen einladen. Und jetzt sag nicht nein. Das werde ich nicht akzeptieren."
Hin und her gerissen darüber, was Romina antworten sollte, blieb sie einen Moment stumm.
„Ich bin nicht eins deiner Betthäschen, das du anrufen kannst, wenn es dir gerade in den Kram passt."
Ein raues Lachen erklang.
„Du bist sicher keins meiner Betthäschen. Lass es mich wieder gut machen. Ich hole dich morgen Abend um 19 Uhr ab. Zieh dir was schickes an."
„Vielleicht hab ich...Tarik? Bist du noch dran?" Hatte er wirklich einfach aufgelegt? Romina legte den Kopf in den Nacken und schnaufte. Sollte sie sich wirklich nochmal mit ihm treffen?
Sie kehrte zurück zum Tisch. Sofort stoppten ihre Mutter und Kai ihr Gespräch und schauten Romina schweigend an.
„Was ist denn?", fragte sie, obwohl sie ahnte, was das schweigen der beiden bedeutete.
„War das dieser Kunde?", grinste Kai breit.
„Was denn für ein Kunde?", fragte ihre Mutter direkt.
Romina verdrehte die Augen.
„Ein Kunde aus der Firma, Mama. Niemand besonderes."
Schnell packte sie ihr Handy zurück in ihre Tasche. Sie tat so, als würde sie etwas suchen. Sie wusste, das ihre Mutter hinter jedem Mann gleich einen potentiellen Partner für ihre Tochter vermutete. Warum musste Kai sie nun so bloß stellen?
„Du musst gar nicht so tun, als würdest du etwas suchen. Du kannst uns ruhig mal mehr von ihm erzählen? Wird er mein zukünftiger Schwager?".
„Kai, lass sie doch. Wenn sie es nicht erzählen will", mischte sich ihre Mutter beschwichtigend ein.
„Du spinnst doch, Kai. Hör auf so dumme Fragen zu stellen. Da gibt es nichts zu erzählen", stöhnte Romina genervt auf.
Sie wollte ihren Bruder am liebsten für seine Worte hauen. Um sich zu beruhigen, ließ sie ihren Blick durch den Garten ihrer Eltern schweifen.
„Um das Thema nun anzuschließen, sag ich euch, das ihr euch nicht über einen Schwiegersohn freuen braucht. Den wird es nicht geben. Zumindest noch nicht."
Schweigend wurde sie gemustert. Irgendwie wirkte ihre Mutter nachdenklich und vielleicht auch ein wenig enttäuscht.
„Ach, Schatz. Das ist doch ok. Ich wünsche mir allerdings sehr, das du jemanden findest, der dich in dieser Großstadt beschützt und dich zum Lachen bringt", sagte ihre Mutter und griff über den Tisch nach ihrer Hand. Romina lächelte leicht.
Diesen humorvollen Großstadtbeschützer hatte sie ja irgendwie gefunden.
Von Marten zu erzählen, machte allerdings wenig Sinn, denn er war ja schließlich einfach nur ein Freund.
DU LIEST GERADE
Only one millionnaire (Marten Ff)
FanfictionEin Millionär muss es sein! Romina träumte nicht nur davon sich einen zu angeln, sie kommt ihrem Traum auch spürbar näher. Alles läuft nach Plan, bis sie Marten kennenlernt, der sie nicht nur einmal aus einer prekären Situation rettet. Plötzlich kom...