Kapitel 7 - Das Kapitol

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Cloves Perspektive

Ich sitze alleine in einem Speisewaggon. Das ist ziemlich erbärmlich, wäre ich nicht auf dem Weg ins Kapitol. Cliff hat sich gerade vor zwei Minuten zurückgezogen. Cato ja schon davor. Mein Blick wandert sofort aus dem Fenster, da der Tunnel an dieser Stelle hier zu ende ist. Ich kann mir ein beeindrucktes "Wow" nicht verkneifen. Aber was soll's. Ich bin ja eh alleine, oder? In diesem Moment höre ich ein raues Lachen. Ich kenne die Person, die auf diese Weise lacht nun schon einige Stunden und immer noch stellen sich mir die Härchen auf, wenn ich den tiefen Klang von Catos Stimme warnehme. Ich drehe mich zu ihm um und bemühe mich darum, mir nichts, aber auch gar nichts anmerken zu lassen. "Was ist? Wolltest du nicht auf deinem Zimmer schmollen?" Ich starre ihn kühl an und erwidert meinen Blick gekonnt und lässig. Es scheint ihn wirklich kalt zu lassen. Mann, da will mich jemand wirklich auf die Palme bringen. "Ich schmolle nie." In diesem Moment wirkt er wie ein kleines Kind, dass sich aufregt und dann schmollt. Aber er schmollt wirklich nicht, im Gegenteil. Er blickt mich einfach nur böse an. "Mach dich endlich fertig, wir sind gleich da." Jetzt fällt es auch mir auf. Cato hat sich ein frisches Shirt übergezogen und sich in eine edle Jeans gezwängt. Und er sieht wirklich verdammt gut aus. "Ich bin fertig." Gut, vielleicht nicht so gut angezogen wie er, aber ich fühlte mich wohl. In diesem Moment betritt Cliff das Abteil und verdreht die Augen. "Clove, zieh dir endlich das Kleid an, welches auf deinem Bett liegt. Es liegt dort nämlich nicht als Kissenbezug." Genervt trotte ich davon und höre noch gut, wie Cato leise lacht. So ein Idiot.

Das Kleid ist wunderschön. Ich mag eigentlich keine Kleider, aber als Tochter einer Schneiderin bleibt einen oft nichts anderes übrig, als Anziehpuppe zu spielen. Dieses Kleid jedoch übertrifft alles. Es besteht aus goldener Seide und der Saum ist das einzige an dem Kleid, was nicht glitzert. Ich schlüpfe wie in Trance aus meinen Klamotten und probiere dann das Kleid an. Es passt wie angegossen. Kann man sich sowas vorstellen? Es liegt ein Kleid auf einem Bett und die Maße passen einem direkt. Aber genug von dem Kleid. Als ich wieder im Speisewaggon ankomme, entgeht mir Cliffs prüfender Blick und sein mehr als zufriedenes Grinsen nicht. Normalerweise hätte mich das angewidert, aber nicht bei Cliff. Ihn kann ich gut ausblenden. Ich hab ja nicht einmal gemerkt, wie er neben uns gefrühstückt hat. Nun wandert mein Blick zu Cato. Er sieht mich nicht an. Er blickt aus dem Fenster. Keine Ahnung warum, aber das macht mich rasend. Wie kann er es sich erlauben, so gedankenverloren aus dem Fenster zu blicken, kurz nachdem er mich dazu gezwungen hat, mir das Kleid anzuziehen? Ich meine, wo sind wir hier? Was glaubt er eigentlich, wer er ist? Gott - nein. Niemals. "Wann sind wir da?" Cliff betrachtet mich skeptisch. "In 3 Minuten kommt der Zug am Bahnhof an. Ich komme gleich, ich muss nur noch eben etwas holen." Und er verschwindet in der Tür.

Cato starrt immer noch stur aus dem Fenster und würdigt mich keines Blickes. Sein Blick haftet auf dem Kapitol. Ich würde alles geben, um nur diesen einen Moment in seinen Kopf reinblicken zu können um zu sehen, was in diesem Kerl vorgeht. Und wenn es nichts ist. Einfach nur, um meine Neugier ein für alle Mal zu stillen. "Hast du irgendwas?" Die Frage rutscht mir heraus, aber ich wollte die Antwort trotzdem wissen. Seine Reaktion sehen. Vielleicht auch seine Wut oder seine Kälte. Oder Verletzlichkeit. Einfach irgendetwas. Etwas, das Cato zu einem Mensch macht, wie du und ich einer sind. Einen Mensch mit Gefühlen und Launen, Bedürfnissen und Sehnsüchten. Zu einem Puzzleteil in einer kontrollierten Welt. Catos Blick jedoch bohrt sich weiterhin in die Hochhäuser und Bauten.

Catos Perspektive

Cloves Frage scheint auf dem ersten Blick pure Neugier und Höflichkeit zu sein. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass da mehr ist. Dass sie mir etwas verheimlicht. Will sie mich weichkochen? Denkt sie wirklich, dass sie mein Vertrauen für sich gewinnt? Ich bin doch nicht dumm. "Wenn du schon so fragst.." Ich drehte mich zu ihr um und spürte ihrend forschenden Blick sofort auf meinem ganzen Gesicht. "Dann hab ich Hunger. Ja, das hab ich." Cliff betritt den Waggon und ich stelle mich zu ihm, um der Fragerei endlich ein Ende zu machen. Wo nicht gestritten wird, fliegen keine Fetzen. Und was wichtiger ist: Wo nicht geredet wird, kommt kein Vertrauen auf. "Wir sind da", höre ich Cliffs Feststellung, als der Zug verlangsamt und immer mehr abbremst. Der Waggon kommt schließlich zum Stehen und Clove lugt neugierig aus dem Fenster. Wie eine Schlange beobachtet sie die Welt außerhalb der dicken Glasscheiben und zischt leise. Es klingt wirklich wie ein Zischen.

Cliff zerrt uns - einen links, einen rechts - zum Ausgang und die Türen öffnen sich langsam. Grelles Sonnenlicht blendet uns und macht uns für einen kurzen, aber doch schwerwiegenden Moment blind. Meine Augen gewöhnen sich schneller an das helle Licht, als Cloves. Sie muss sich sogar kurz ihre Augen reiben und eine kleine Träne blitzt an ihrem unteren Augenlid auf. Doch sie lässt sich nichts anmerken. Es ist verdammt warm hier und auch ziemlich laut. Die Ankunft der Tribute wird von tausenden Kameras verfolgt und wir stehen natürlich im Fokus. Es hagelt ein kurzes Blitzlichgewitter auf uns herab, ehe wir, geschützt von diesen elenden Security-Heinis, von den Stufen vor dem Waggon herabsteigen und uns unseren Weg durch die Menge bahnen.

Das Kapitol ist riesig, so auch die Auswahl der Kleider und Frisuren. Vor allem Farben spielen hier eine wichtige Rolle. Für mich ist das Ganze hier viel zu kitschig. Ich kann mir nicht vorstellen, als halber Papagei herumzulaufen. Lächerlich das Ganze. Cliff geht rechts von Clove und ich bin an ihrer linken Seite. Wir müssen auf andere wie ein eingespieltes Team wirken. Die traurige Wahrheit: wir sind alles andere, als das. Ich bin ein Einzelgänger, Clove ein Sturkopf und Cliff hat keine Ahnung, dass wir beide nie miteinander zurechtkommen werden. Wir werden uns vermutlich nach drei Stunden in der Arena an die Gurgel springen und dann, nachdem einer den anderen aus dem Weg geräumt hat, wird er als Einzelgänger weitermorden. So einfach ist das.

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So, ich hoffe das Kapitel kommt gut an :3

Ja, ich weiß, das Cloves Kleid sicher nicht so ist, wie ich es beschreibe, aber es ist ja eine FF. Hier ist alles möglich ;)

Da ich hier schon länger nichts mehr "geuploadet" habe, wie man so schön sagt, weiß ich gar nicht mehr, ob meine Schreibweise euren Standards entspricht. Ich hoffe, ihr seid nicht allzu enttäuscht von mir. :)

                              - Dani ♥

Cato &' Clove - Forbidden Love (HG FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt