Kapitel 10 - Ich habe dich nicht angelogen

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Widmung geht an ElfenLover, da sie mich heute wieder durch die Benachrichtigungen auf die Idee gebracht hat, weiterzuschreiben.

Viel Spaß mit dem Kapitel!

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Cloves Perspektive;

Ich bin überrascht, überfordert. Cato überfordert mich. Gerade noch habe ich ihn gefragt, wieso er mich anlügt, wieso er sich selbst belügt. Und was macht er? Er wirft mir das selbe vor. Er wirft mir vor eine Lügnerin zu sein. Und das tut weh. Er hat kein Recht das zu sagen. Vermutlich hatte ich dieses Recht vorhin auch nicht gehabt, aber ich war mir sicher nicht im Unrecht zu sein. Er hat gelogen, das wissen wir beide. Er hat es nicht abgestritten. Also weiß er, dass er lügt. Er weiß es.

Gerade überlege ich, was ich erwidern kann. Ich möchte nicht als Lügnerin bezeichnet werden. Ich will Respekt, ich will Achtung. Ich will nicht schwach sein, nicht falsch sein, nicht menschlich sein. Menschlichkeit ist schwach, Menschen sind verletzlich. Und genau in diesem Moment bin ich das auch. Und das macht mich unfassbar sauer - nein, sogar wütend. Ich will nicht schwach sein, nicht vor Cato. Doch dann macht dieser etwas, womit ich nie im Leben gerechnet hätte. Er legt seine Hand an meine Wange, streicht darüber. "Halt den Mund. Versuch erst gar nicht mir eine Lüge aufzutischen", knurrt er rau und fxiert mein Gesicht mit seinen unfassbar funkelnden Augen. Und in diesem Moment spüre ich, wie schwach ich wirklich bin. Wie müde und ausgezehrt ich bin. Wie sehr ich mich eigentlich nach Catos Nähe sehne. Und genau aus diesem Grund unternehme ich nichts, als er mich mit einem Kuss unterbricht. Als er meine verteidigenden Worte nicht einmal anhört.

So verstehe ich endlich den Sinn des alten Sprichwortes. Denn Taten sagen mehr als tausend Worte. Das tuen sie wirklich. Und so kommt es, dass ich mich nicht wehre. Dass ich meine Lippen nun ebenfalls gegen seine bewege, meine Augen schließe. Ein wohliges Seufzen verlässt meine Lippen, als ich mich ein wenig näher an seinen warmen Oberkörper drücke. Sofort legt sich ein kräftiger Arm auf meinen Rücken um mich zu halten. Nach einer gefühlten Ewigkeit löse ich mich von Cato, öffne meine Augen und starre ihn fragend an. Wofür war das jetzt wieder gut? Doch ich traue mich nicht zu fragen. Zum ersten Mal in meinem Leben hat es mir die Sprache verschlagen. 

Cato hingegen räuspert sich kurz und starrt mich ebenfalls eine Weile an. Schließlich nimmt er seinen Arm von meinem Rücken und legte sich gemütlich hin. Als wäre nie etwas gewesen, nie etwas passiert. Als hätten wir uns nie geküsst. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Will er wirklich nur, dass ich meinen Mund halte? Ich weiß es nicht, es sollte mir egal sein. Ist es aber nicht.

Seufzend streiche ich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und starre nun ebenfalls den Bildschirm des Fernsehers an. Cato sieht seufzend zu mir auf und zieht mich dann an seine Brust, seine starke Hand auf meinem Rücken. Einen Moment lang starrt er mich an, ehe er wieder zum Fernseher sieht, ausdrucklos und undurchschaubar. Umgeben von seiner Maske aus Kälte und Distanz.

Überrascht stütze ich mich leicht ab und lehne mich an seine Schulter. Leise atme ich ein und aus und spüre das Wirrwarr in meinem kleinen Köpfchen. All die Wortfetzen, die sich ihren Weg durch mein Gehirn bahnen, Synapsen überwinden, sich untereinander vermischen, bis schließlich nichts mehr einen Sinn ergibt. Trotz allem weiß ich, was ich sagen möchte. Und das tue ich dann auch, indem ich meinen Kopf nun auf seine Brust lege und kurz schlucke.

"Ich habe dich nicht angelogen."

Und sofort spüre ich, wie er zusammenzuckt. Wie er sich unter meinen Worten leicht verkrampft. Wie er sich zunehmend anspannt. Also blicke ich zu ihm auf. Und was mich erblickt, ist mir eigentlich gar nicht so neu. Kühle, distanzierte Augen. Stechend und herausfordernd. Doch dann weiß ich, was anders ist. Es ist dieser Hauch von Schmerz in seinem Blick. Als würde er leiden. Alleine dieser Anblick führt dazu, dass sich alles in mir schmerzhaft zusammenzieht. Als würde mir etwas die Luft abschnüren. Es bringt mich um den Verstand. Er ist doch sonst nicht so. Was lag in diesen Worten, dass er nun so gebrochen wirkt?

Cato &' Clove - Forbidden Love (HG FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt