Dream 4.0

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'Ich sehe ihn.
Da ist er!
Ja, tatsächlich!
Knapp zehn Meter vor mir steht er auf der Domplatte!
Er sieht mich an.
Ich sehe ihn an.
Doch plötzlich dreht er sich um und läuft durch die Menschenmassen.
Ich muss ihm hinterher!
Will doch mit ihm reden!
Brauche endlich Klarheit!
Seine langen Beine tragen ihn flink durch die Gassen.
Ich kann kaum mithalten, an überholen ist da gar nicht erst zu denken.
Doch ich muss!
Ich renne weiter, doch immer wieder muss ich stoppen um den Passanten auszuweichen.
Wo ist er hin?
Für einen Augenblick glaube ich, ihn verloren zu haben.
Doch da sehe ich ihn.
Er steht in einer leeren, schmalen Seitengasse.
Den Blick starr auf mich gerichtet.
Ich renne in die Gasse und komme ihm immer näher.
Gleich bin ich bei ihm!
Gleich habe ich es!
Augenblicklich stoße ich voller Wucht gegen etwas.
Etwas, wie eine Mauer.
Doch hier ist nichts!
Ich falle hart auf den Boden, doch sofort stehe ich auch schon wieder auf.
Ich strecke meine Hand aus, und tatsächlich:
Ich stoße erneut gegen etwas.
Ich schlage ein paar mal dagegen, doch nichts passiert, nur meine Hand beginnt zu schmerzen.
Ich sehe ihn an.
Immer noch blickt er mir in die Augen.
Doch was ist das?
Eine Träne?
Tatsächlich, eine einsame Träne kullert seine wunderschöne Wange hinunter.
Sie tropft auf den Boden.
In diesem Moment ist es so still, dass man den Aufprall dieser Träne glatt hören könnte.
Ich sehe erneut in seine wässrigen Augen.
Sie sehen so... so... leer aus.
Eine weitere Träne sucht sich ihren Weg auf die steinerne Straße.
Ich will nicht, dass er weint!
Ich trete auf das unsichtbare Hindernis ein, doch nichts geschieht.
Er steht da, unerreichbar.
Plötzlich durchdringt ein Schrei die erstickende Stille.
Er war es!
Er hat geschrien!
Doch warum?
Ich sehe zu ihm, sehe, wie er sich vor Schmerz zu krümmen beginnt.
Er sackt zu Boden, landet vorn über gebeugt auf den Knien und presst die Hand auf die Stelle, and der sein Herz sitzt.
Er schreit und krümmt sich noch mehr.
Panisch versuche ich, zu ihm zu gelangen, doch ich schaffe es nicht.
Ich boxe auf die unsichtbare Mauer ein, trete gegen sie, doch nichts geschieht.
Seine Hand ist nun bedeckt mit einer roten, dicken Flüssigkeit.
Blut!
Jetzt schreie auch ich.
Er verblutet!
Ich muss ihm helfen!
Der Blutstrom schwillt immer weiter an, er kann ihn nicht aufhalten.
Langsam bildet sich vor ihm eine Pfütze.
Ich trommel erneut gegen die Mauer, ignoriere den wachsenden Schmerz in meinen Fingerknöcheln.
Ich muss ihm helfen!
Seine schluchzenden Schreie durchboren meine Trommelfelle wie scharfe Messer.
Bohren in meinen Ohren herum.
Ich muss ihm helfen!
Tränen überfluten mein Gesicht.
Dann sacke auch ich verzweifelt zu Boden.
Ich kann ihm nicht helfen.
So sehr ich auch will.
Ich kann nicht zu ihm.
Er ist unerreichbar für mich.
Ich kann nichts tun, außer mitanzusehen, wie er langsam und qualvoll inmitten einer Masse aus roter Flüssigkeit stirbt.'

Mein Prinz kommt mit'm Longboard (Dner FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt