𝕂𝔸ℙ𝕀𝕋𝔼𝕃 13 - ʟᴇɴᴀ

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In einem weißen Krankenbett lag mein Dad. Er war an mehrere Geräte angeschlossen. Sein Gesicht war leichenblass und eingefallen. Ich erkannte kaum den starken, selbstbewussten, strengen Vater und Mafioso wieder, der er sonst immer war.

Langsam lief ich auf ihn zu und setzte mich an die Bettkante. Behutsam nahm ich seine schlaffe Hand in meine und strich mit dem Daumen sanft über seinen Handrücken. Er zeigte keinerlei Reaktion. Am Fußende seines Bettes hing ein Klemmbrett. Ernsthaft? Wie leben im 21. Jahrhundert, wer schreibt heutzutage noch auf einem Klemmbrett und nicht auf einem Tablet oder so. Ich beugte mich nach vorne und nahm es an mich. Zügig überflog ich die Zeilen. Als ich am Ende der zwei Din A4 Seiten angekommen war traten mir die Tränen in die Augen.

Nein. Das durfte nicht sein. So wie ich das richtig verstanden hatte, hat die Kugel ihn in die Brust getroffen und irgendwelche Nerven, Organe was weiß ich getroffen, die jetzt sein Leben gefährden. Wenn er in den nächsten 24 Stunden nicht aufwacht, wird er sterben.

Wie konnte es verdammt noch mal sein, dass eine so winzige Kugel einen so starken Mann einfach ausschalten konnte?! Was wenn er es nicht schafft? Was wird dann aus Mum, Lia und mir?!

Eine Träne lief mir über die Wange. Auch wenn mein Vater immer sehr streng zu mir war, liebte ich ihn über alles und wollte ihn auf keinen Fall verlieren, denn er ist und bleibt an Teil von mir und meiner Familie.

Hastig wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, als die Tür aufging. Ich wollte nicht, dass irgendjemand mich weinend oder allgemein in schwachen Momenten sieht. Lia kam zur Tür herein und quietschte kurz auf als sie mich sah.

„Lena, Gott endlich. Ich dachte schon du lässt dich nie Blicken.", sagte sie leicht lächelnd. Lia sah schrecklich aus. Ihre Augen waren geschwollen und rot vom ganzen Weinen, ihr Hautton ist blasser als sonst und ihr Gesichtsausdruck war bedrückt. Ich musste gar nicht nachfragen was war, Lia hing mehr an unserem Vater als ich. Es war also verständlich, dass sie das ganze mehr belastete als mich.

Ich kam ein paar Schritte auf sie zu und zog sie in meine Arme. Sobald sie ihren Kopf an meiner Schulter abgelegt hatte, fing sie an zu weinen, ihr Körper begann zu zittern und ich spürte, wie die Tränen auf den Pulli tropften. Beruhigend streichelte ich ihr über den Kopf. „Schh...Alles wird gut Lia. Ich bin ja bei dir Süße.", flüsterte ich ihr beruhigend zu und strich gleichmäßig ihren Rücken auf und ab. Sie schlang ihre Arme noch fester um mich und drückte sich mehr an mich. „Ich hab so Angst, dass er nie mehr aufwacht...", nuschelte sie gegen mein Schlüsselbein. „Ich weiß, ich doch auch, aber Dad ist stark! Er schafft das ganz sicher!", antwortete ich ihr, auch wenn es teils gelogen war. In der Akte stand, dass er nur eine geringe Chance des Überlebens hatte. Ich hoffte einfach, dass er durchhielt.

Langsam schob ich Lia von mir und musterte ihr Gesicht. „Wir schaffen das gemeinsam ja? Er hat eine Überlebenschance Lia!", zaghaft nickte das Mädchen und richtete den Blick auf unseren Dad. Ich seufzte und drückte noch einmal kurz ihre Hand, bevor ich sie losließ. „Ich lass dich mal mit ihm allein ja?", fragend sah ich sie an. Lia drehte den Kopf in meine Richtung. „Okay, pass bitte auf dich auf ok?", „Werde ich Zwerg.", antwortete ich lächelnd und verließ den Raum.

Leise zog ich die Tür hinter mir zu und lehnte mich an die Wand gegenüber. Langsam lies ich mich auf den Boden sinken und schloss die Augen. Müde rieb ich mir über mein Gesicht und atmete tief durch. Ich hatte noch einen langen Tag vor mir, heute Abend hatte ich noch lange genug Zeit um meine Schwäche raus zu lassen. Seufzend erhob ich mich und sah mich um. Mein Blick stoppte bei Theo, welcher neben der Tür gewartet hatte und mich mitleidig musterte. Augenblicklich verfinsterte sich meine Miene.

Ob ich immer noch angepisst war? Ja! Der Idiot kann mir doch nicht einfach verschwiegen das mein Vater im sterben lag und dann erst einmal seelenruhig meine unwichtige Schulter verarzten.

„Spar dir deinen Mitleid Arschloch!", zischte ich, was ihn etwas verwirrt aussehen ließ. „Kleines es tut mir leid. Ich wollte dich nicht von Anfang an beunruhigen, außerdem hättest du mir sonst nichts von deiner Schulter gesagt, weil dein Stolz dafür zu groß ist.", erwiderte er sanft und nahm meine Hände in seine. Ich musste wohl ziemlich verwirrt drein Blicken, denn ein selbstsicheres Lächeln bildete sich auf Theos Lippen, was in meinem Bauch 1.000 Schmetterlinge auslöste. Arrogant hob ich das Kinn und entzog ihm meine Hände. „Meine Schulter ist auch nicht so wichtig wie das Leben meines Vaters.", gab ich vielleicht etwas hochnäsig von mir. Theo schüttelte den Kopf und murmelte etwas von „Hoffnungslos", was ich gekonnt überhörte.

„Wobei kann ich hier helfen?", richtete ich nach einer Zeit schweigen doch wieder das Wort an Theo. „Sicher das du dich nicht erstmal ausruhen willst?", gab dieser etwas skeptisch zurück. „Wo. Kann. Ich. Helfen.", wiederholte ich und betonte dabei jedes Wort einzeln. Theo schein zu überlegen, denn eine unerträgliche Stille, welche mich nervös machte, erfüllte den endlos langen Gang.

In 2 Stunden haben wir eine Besprechung. Geh bis dahin was Essen mach dich fertig. Ich hol dich dann ab.", antwortete er mir nach einer gefühlten Ewigkeit. Auch wenn seine Stimme eine gewisse kälte angenommen hatte, war ich trotzdem über die Ablenkung mehr als dankbar. „Perfekt, danke!", antwortete ich breit grinsend und lief los.

Aber auch nur, um nach ein paar Schritten wieder zu stoppen und mich zu Theo rumzudrehen. „Eh...wo ist die Küche?", fragte ich etwas zerknirscht. „Andere Richtung printsessa.", gab er grinsend von sich und lief voraus.

Printsessa? Erstens seit wann konnte der Kerl russisch und zweitens warum ist das so verdammt süß?! Eilig joggte ich ihm hinterher, denn ich war eventuell in eine kurze Schockstarre gefallen, was Theo gar nicht bemerkt hatte.

Nach gefühlt 500 weiteren Ecken und Gängen, standen wir endlich in einer riesigen Küche. In der Mitte des Raumes war eine Kücheninsel aus schwarzem Mamor, die Wandschränke waren ebenfalls schwarz genauso wie die Arbeitsflächen. Aber das machte den Raum absolut nicht düster, durch die Panoramafensterfront, konnte ich beim Kochen halb New York City betrachten. Es war eine atemberaubende Aussicht.

„Also, was kochst du mir?", riss mich Theo aus den Gedanken. Er hatte es sich auf der Kücheninsel bequem gemacht und sah mich erwartungsvoll an. „Dir?", fragte ich lachend. „Jap mir. Musst mir doch beweisen, dass du eine gute Hausfrau wärst.", antwortete er arrogant und sah mich abwartend an. „Arschloch.", murmelte ich und find an die Schränke nach Kochutensilien und Lebensmitteln zu durchsuchen.

„Irgendwelche besonderen Wünsche?", fragte ich beschäftigt und wühlte in einem Gewürzfach herum. „Wie wäre es mit deinem Lieblingsessen?", raunte er mir zu, während er mich beobachtete. Ich muss zugeben, er war schon etwas süß. Vor allem, weil er nicht so ein eingebildetes Arschloch war, wie ich anfangs gedacht hatte.

Ich hatte schnell alles beisammen, was ich für meine Teigtaschen mit Hackfleisch Füllung brauchte und begann zu Kochen. Der brennende Blick auf meinem Rücken, mit dem Theo mich ununterbrochen beobachtete, entging mir allerdings keines Wegs.

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Und ein neues Kapitel :D

Uuuuuuund was glaubt ihr, schafft ihr Vater es?

Eure Emi <3

ℂℝ𝕀𝕄𝕀ℕ𝔸𝕃 𝕃𝕆𝕍𝔼  (𝐵𝑎𝑛𝑑 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt