𝕂𝔸ℙ𝕀𝕋𝔼𝕃 𝕏𝕍𝕀𝕀𝕀 - ᴛʜᴇᴏ

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Genervt schoben wir uns an der ewig langen Schlange von Menschen vorbei, die darauf warteten in den Club gelassen zu werden. Die verärgerten Rufe, der Wartenden ignorierten wir gekonnt. Natürlich mussten wir uns nicht anstellen. Die Jugendlichen beziehungsweise jungen Menschen wussten nicht, wer wir waren. Der Türsteher allerdings schon. Sobald er uns in der Menschenmenge erblickte machte er Platz, um uns eintreten zu lassen. Grinsend drehten Lex und ich uns zu Jaid um. Er war noch damit beschäftigt, den jungen Frauen zuzuzwinkern und ihre Begleiter eifersüchtig zu machen.

Kopfschüttelnd traten wir in den Club ein, als Jaid es endlich geschafft hatte zu uns aufzuholen. Stickige Luft schlug mir ins Gesicht. Die Tanzfläche war voll mit engumschlungenden und sich windenden Körpern. Die Musik war so laut aufgedreht, dass der Bass durch meinen ganzen Körper ging und mir kurz einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.

Zielstrebig lief ich auf die Bar zu und hielt nach dem Barkeeper hinter dem Tresen Ausschau. Ich fand schnell was ich suchte. Bill mixte gerade einen Cocktail für einen der Gäste, als er uns erblickte. Er braun gebrannt und hatte einen griechischen Atzend, den man sofort heraushörte. Nachdem er fertig war winkte er uns zu sich. Seine schwarzen Haare klebten verschwitzt an seiner Stirn, sein schwarzes Hemd war bis zu Hälfte aufgeknöpft und die Hosenträger hingen locker über seinen Schultern. 

Wir waren oft hier. Naja, zumindest ich war oft hier, um einfach mal abzuschalten. Meine Cousins Jaid und Lex waren nicht oft hier, vielleicht alle zwei bis drei Monate mal, aber wenn sie mal da waren ließen wir es krachen. Normalerweise zumindest.

Der Anlass heute war nicht wirklich zum feiern. Morgen war einer der schlimmsten Tage im Jahr. Weiß Gott wie ich das schaffen sollte. Jeden Abend hielten mich die Gedanken an ihn wach. Bei jedem Auftrag hatte ich vor Augen, wie mein Bruder niedergeschossen wurde und ich nichts machen konnte, als hilflos zu ihm zu rennen. Ich dachte eigentlich, ich bin darüber hinweg gewesen, aber anscheinend doch nicht. Allein der Gedanke daran, wie wir morgen alle zu seinem Grab laufen zerriss mich innerlich.

„Was wollt ihr trinken?", Bills raue Stimme riss mich aus den Gedanken. „Ehm einen Manhatten, mit extra viel Eis.", murmelte ich und stütze den Kopf in meine Hände. Ich hörte nur halb mit, als Lex und Jaid ebenfalls ihre Getränke bestellten. Angespannt massierte ich meine Schläfen. Mir war einfach alles zu viel. Erst der Kuss mit Lena, dann ihre Zurückweisung, die Suche nach Choles Mördern, welche immer noch aussichtslos ist und jetzt noch seine Beerdigung ich hatte einfach keine Ahnung mehr, wo mir der Kopf stand.

„Alsooo erzähl uns was über sie Kleiner.", forderte Lex mich auf. „Was gibt es da schon zu erzählen...?", murrte ich. Musste mich eigentlich jeder alle 5 Minuten an sie erinnern? „Theo, man sieht aus drei Kilometern Entfernung, dass du dich in die Kleine verschossen hast.", hilfesuchend wand ich meinen Blick an Jaid. Doch dieser beschäftigte sich bereits mit dem Mädchen neben ihm. Kein Wunder, Jaid war praktisch ein Frauenmagnet. Er musste nur sein verführerisches Lächeln aufsetzen und schon standen die Frauen Schlange bei ihm.

Seufzend wand ich mich wieder an Lex. „Mein Vater hat sie quasie für mich ausgesucht. Denke mal würde es sogar versuchen, aber sie...", mitten im Satz brach ich ab und griff nach meinem Glas um den Inhalt in mich rein zu kippen. Gerade als ich schluckte, schlug Lex mir auf den Rücken. „Das wird schon gib ihr Zeit.", hustend nickte ich und versuchte röcheln wieder Luft zu bekommen. "Idiot", knurrte ich leise in mein Glas hinein. Lex brach in schallendes Gelächter aus und legte einen Arm um meine Schulter. "Hab dich auch gern Kleiner.", grinsend drückte er mich an sich, während ich wie erstarrt da saß. 

Kleiner. Zum zweiten mal nannte er mich so. In genau diesem Tonfall, wie Chole es immer getan hat. Alte Erinnerungen kamen in mir hoch. Wie er immer lachend un unbeschwert mit uns herumgealbert hat. Wie er jede aussichtslose Situation einfacher gemacht hat und mir Mut gegeben hat. Wie er mich vor den Wutausbrüchen meines Vaters beschützt hat und wie er als ich noch klein war immer für mich da war wenn ich mal schlecht geträumt hatte. Selbst unsere kleinen Streitereien vermisste ich. Chole war einfach perfekt. Für mich und Liam war er der perfekte Bruder, für Alex der perfekte beste Freunde, für Lex und Jaid der perfekte Cousin und für meine Eltern der perfekte Sohn.  Ich vermisste ihn, ich vermisste ihn mehr als alles andere. 

"Na komm, hör auf deinen kalten Blick jedem zu zuwerfen und lenk dich ab.", Lex und Jaid waren aufgestanden und zogen mich ebenfalls hoch. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich lies mich mit ziehen, wenn auch noch etwas widerwillig. 

***

Schwanken schlug ich die Autotür hinter mir zu. Es müsste mittlerweile schon zwei Uhr morgens sein. Jaid und Lex waren noch im Club. Ich hatte sie irgendwann aus den Augen verloren, nachdem Alex, Blayne und Derrick dazu gekommen waren und bin letzen Endes alleine heim Gefahren. Ein wunder, dass ich Lebend hier angekommen war. Nach vier Manhattans und zwei auf Eis gelegten Long Island Ice Teas, hätte er vermutlich gar nicht in ein Auto steigen sollen. Mein Kopf dröhnte und mein Verstand entglitt mir immer mehr. 

Beim hineinlaufen in das Anwesen, sahen mich die Teams, welche gerade Dienst hatten nur fragwürdig an sagten aber weiter nichts. Besser so für sie. Ich drückte müde die Eingangstür auf. und quälte mich die gefühlt ewig lange Treppe nach oben. Der Gang schwankte und verschwamm vor meinen Augen. Das einzige Licht was ich hatte, war der Mond, welcher durch die Vorhänge den Gang in ein schummriges Licht tauchte. Müde tastete ich mich an der Wand entlang bis zu meinem Zimmer. Zumindest glaubte ich, dass es meines war. 

Die Tür viel mit einem dumpfen Knall hinter mir zu und ich sah mich um. Doch, das müsste mein Zimmer sein, zumindest war das Bett leer. Nach halt suchend, krallte ich mich im Türrahmen fest, während ich mir die Schuhe von den Füßen trat. Kurz darauf folgte mein Hemd und meine Hose. Mir war heiß und die Luft in diesem Zimmer war einfach nur Stickig. Ich schlurfte ans Fenster und öffnete es. Die kühle Nachtluft schlug mir entgegen. Gierig sog ich sie durch die Nase ein und schnappte mir eine Packung Zigarette samt Feuerzeug, bevor ich auf den Balkon trat. 

Erschöpft lies ich mich auf den kalten Fliesen nieder und zog eine Zigarette aus der Packung. Das klacken des Feuerzeuges erklang und der Stummel leuchtete glühend rot auf.  Mum hasste diese Angewohnheit von mir, weshalb ich auch eigentlich mit dem Rauchen aufgehört hatte, aber in solchen Momenten wie gerade konnte ich einfach nicht anders. Ich atmete den Rauch durch den Mund wieder aus und beobachtete, wie er in der Nacht verschwand. Seufzend lehnte ich meinen Kopf an die wand hinter mir und spürte, wie eine heiße Träne meine Augen verließ. Das Leben war seit drei Jahren die reinste Qual für mich. Innerlich fühlte ich mich einfach nur noch leer, fast schon tot. Weiß Gott, wie ich es so lange ausgehalten hatte die Maske vor anderen zu tragen, damit bloß niemand sah wie schwach ich eigentlich war. Ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen, doch ich hab versagt. Und die Sache mit Lena machte alles nicht gerade einfacher. Ja verdammt sie gefällt mir, aber was tut das zur Sache? Sie weißt mich erstens ab, zweitens bin ich unfähig Beziehungen zu führen und drittens würde mein Vater so bekommen, was er wollte. Ich hasste mich selbst so sehr. 


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Heyo meine Lieben,
Ich habe es auch mal wieder geschafft ein Kapitel zu schreiben.. xD

Hoffe es gefällt euch <3
Könnt ihr Theos Gedankengänge nachvollziehen bzw was haltet ihr davon?


Eure Emi <3

ℂℝ𝕀𝕄𝕀ℕ𝔸𝕃 𝕃𝕆𝕍𝔼  (𝐵𝑎𝑛𝑑 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt